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Jahrgang 1 / 2011 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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tensweisen, politische Operationen, wissenschaftliche Aktivitäten, literarische<br />

Fiktionen oder theoretische Spekulationen eingebettet sein. Diskurse<br />

lassen sich in diesem Zusammenhang als gesellschaftliche Produktionsmittel<br />

verstehen, indem Diskurse soziales Wissen produzieren und Vorgaben für<br />

die Subjektbildung und die Strukturierung von Gesellschaften schaffen. Der<br />

Diskurs als Ganzer ist demnach eine regulierende Instanz. Er formiert Subjekte<br />

und ihre Bedeutungskonstellationen. Subjekte werden dadurch zu<br />

AgentInnen »der Konstitution von Wissen« 7 . Das meint, dass jedes Subjekt,<br />

das einen Diskurs entfaltet, automatisch eine Position einnimmt, »als ob es<br />

selbst Subjekt des Diskurses wäre« 8 . Folglich entsteht ein Netz von Diskursen,<br />

welche aufeinander aufgebaut sind und in ein Bedeutungsnetz eingebunden<br />

werden, das wiederum von Machtverhältnissen konstituiert ist. Anders<br />

gesagt sind Diskurse selbst Systeme, durch die Machtverhältnisse zum<br />

Ausdruck kommen und gültiges Wissen vermittelt wird. Eine Aufgabe der<br />

Kritischen Diskursanalyse ist dabei das Ermitteln von Diskurspositionen.<br />

Die Diskursposition ist ein spezifischer ideologischer Standort einer Person<br />

oder Institution: Unter einer Diskursposition wird der Ort verstanden, »von<br />

dem aus eine Beteiligung am Diskurs und seine Bewertung für den Einzelnen<br />

und die Einzelne bzw. für Gruppen und Institutionen erfolgt« 9 .<br />

Bei der nun folgenden stark gekürzten Darstellung zum methodischen<br />

Vorgehen einer kritischen Analyse von Diskursen orientiere ich mich an der<br />

von Siegfried Jäger vorgeschlagenen Vorgehensweise. 10 Mittels dieser Vorgehensweise<br />

wird auch die Kritische Diskursanalyse des Work-Life-Balance-Diskurses<br />

im folgenden Kapitel durchgeführt:<br />

• Der erste Analyseschritt umfasst die Charakterisierung des institutionellen<br />

Rahmens. Das heißt, die AutorInnen werden vorgestellt, die politische Verortung<br />

des Diskurses wird aufgezeigt.<br />

• Der zweite Analyseschritt umfasst die Text-Oberfläche. Hierbei wird die<br />

Gestaltung des Textes thematisiert, und im Artikel angesprochene Themen<br />

und Themenkomplexe werden geclustert.<br />

• Der dritte Analyseschritt umfasst die sprachlich-rhetorischen Mittel innerhalb<br />

des Diskurses. Das bedeutet eine Analyse der Argumentationsstrategien,<br />

des Jargons, der Kollektivsymbolik und der Referenzbezüge.<br />

• Der vierte Analyseschritt bezieht sich auf die inhaltlich-ideologischen Aussagen<br />

zum Geschlechter- und Gesellschaftsbild, welches im Diskurs angesprochen<br />

wird.<br />

7 Michel Foucault: Mikrophysik der Macht. Über Strafjustiz, Psychiatrie und Medizin, Berlin 1976, S. 119.<br />

8 Stuart Hall: Der Westen und der Rest: Diskurs und Macht. In: Schriften, Bd. 2: Rassismus und kulturelle<br />

Identität, Hamburg 1994, S. 151.<br />

9 Margret Jäger: Fatale Effekte. Die Kritik am Patriarchat im Einwanderungsdiskurs, Duisburg 1996, S. 47.<br />

10 Vgl. Jäger 1993 (s. Anm. 3), S. 188 ff.<br />

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