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Jahrgang 1 / 2011 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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Auffällig ist zunächst, dass die Partner_innen sich ausschließlich gegenseitig<br />

als »sehr unterstützend« nennen. Diese Unterstützung besteht in emotionaler<br />

ebenso wie in praktisch-instrumenteller Hinsicht. Sie bildet die Voraussetzung<br />

für das intensive ehrenamtliche und politische Engagement, das<br />

neben dem Kampf gegen die Zumutungen der Erwerbslosigkeit auch als<br />

eine Kompensation der verloren gegangenen Integration in eine Erwerbsarbeit<br />

zu verstehen ist. Als »unterstützend« werden verschiedene Kontakte<br />

aus der ehrenamtlichen Arbeit angeführt, von denen Frau Thiele und Frau<br />

Wirth eine herausragende Rolle spielen. Bemerkenswert dabei ist, dass die<br />

Einschätzung über die Stärke der Unterstützung zwischen den Personen unterschiedlich<br />

ausfällt: Werden Frau und Herr Grewe von mindestens einer<br />

der beiden Personen aus dem ehrenamtlichen Netzwerk als »sehr unterstützend«<br />

genannt, sieht Frau Grewe diese lediglich als »unterstützend«. Dies<br />

unterstreicht noch einmal die Priorität der Partnerschaft gegenüber anderen<br />

Beziehungen: Die Bewältigung der Erwerbslosigkeit stellt hier eine partnerschaftliche<br />

Strategie dar. Die Beziehung zu den anderen Personen im Netzwerk<br />

erscheint dagegen überwiegend instrumentell geprägt. Ihre Bedeutung<br />

bemisst sich an ihrem Beitrag für die Realisierung der eigenen Bewältigungsstrategie.<br />

Dies führt immer wieder zu Konflikten im Netzwerk, was sich in<br />

Abbildung 3 an den »problematischen« Kontakten ablesen lässt. Diese sind<br />

genau deshalb problematisch, weil sie gegen das gemeinsame Interesse handeln<br />

und nicht ›am gleichen Strang‹ ziehen. Im Falle von Herrn Grewe finden<br />

sich schließlich noch Kontakte aus der früheren Erwerbsarbeit, die er für<br />

gelegentliche Gefälligkeiten und auch gemeinsame Aktivitäten mobilisieren<br />

kann. Insgesamt bezeichnend für das Netzwerk der Ehepartner_innen ist<br />

jedoch die Erzählung beider Partner_innen, dass sich der Freundes- und Bekanntenkreis<br />

in der Erwerbslosigkeit »vollkommen gedreht« bzw. »umgeschichtet«<br />

habe. Dies wird als Ergebnis einer aktiven Auswahl thematisiert:<br />

»Dann ham wir also selber so ‘n bisschen selektiert und sind denn auch<br />

von den anderen Seiten selektiert worden. Das ist, das bleibt nicht aus. Na ja,<br />

wie gesacht, der Freundeskreis und Bekanntenkreis, der hat sich ‘n bisschen<br />

umgeschichtet. Und da sind wir nicht böse drum, weil das trennt so ‘n bisschen<br />

die Spreu vom Weizen. Und man kennt denn seine Pappenheimer<br />

und: siehste, es hat sich bewahrheitet. Und dann ham wir schon vorher gesacht,<br />

na, wie werden die sich denn wohl drauf einstellen? Werden wir da<br />

noch mal eingeladen, oder? Nee, es war nicht so. Bums, da war’s so weit.<br />

Und dann hatten wir an dem, an dem kleinen Kreuzchen, was wir vorweg<br />

schon bald gedanklich gemacht haben, ham wir dann den Haken dran gemacht.<br />

Es warn auch tatsächlich die Leute, die denn so [...], na ja, die wir<br />

denn ausgeguckt hatten: die könnten’s. Also in der Beziehung waren wir<br />

also so richtig cool dann, nich. Wir ham uns da nichts so menschlich auch<br />

vormachen lassen. Wobei wir dann natürlich im Nachherein auch ein biss-<br />

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