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Experimentierendes Lernen in der Bau- und Holztechnik

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Ausgangssituation des Berufsfeldes<br />

geführt, dass die Gewichtung zwischen dem betrieblichen <strong>und</strong> dem schulischen Teil<br />

<strong>der</strong> Berufsausbildung zu Ungunsten des Bildungsauftrages <strong>der</strong> Berufsschule verschoben<br />

wird <strong>und</strong> stattdessen e<strong>in</strong>e zweckrationale <strong>und</strong> utilitaristische Ausbildung <strong>in</strong> den<br />

Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> tritt. Der persönlichkeitsbildende Aspekt <strong>der</strong> Berufsschule würde, so die<br />

Befürchtung, dabei stark e<strong>in</strong>geschränkt werden <strong>und</strong> nur noch zur Bildung von „re<strong>in</strong>en<br />

Berufspersönlichkeiten” führen. Zudem dürfe nicht vergessen werden, dass die Berufsschule<br />

e<strong>in</strong>en über die berufsschulische Ausbildung h<strong>in</strong>ausgehenden Bildungsauftrag<br />

habe (z. B. als studienvorbereitende Aufgabe) <strong>und</strong> daher nicht nur nach berufspraktisch<br />

relevanten Aspekten handeln dürfte, son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong>e gewisse fachsystematische<br />

Orientierung berücksichtigen müsse (vgl. KUHLMEIER 2003, S. 73).<br />

Aus lernpsychologischer Sicht führen die Kritiker <strong>in</strong>s Feld, dass durch die Orientierung<br />

am Situationspr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Aufbau e<strong>in</strong>es systematischen Wissens erschwert wird. E<strong>in</strong>e<br />

Systematik die aus beruflichen Handlungsabläufen abgeleitet wird, ist aus lernpsychologischer<br />

H<strong>in</strong>sicht nicht immer S<strong>in</strong>n stiftend, da berufliche Handlungsabläufe fachtheoretische<br />

Erkenntnisse implizit voraussetzen, diese jedoch nicht explizit unmittelbar<br />

nachvollziehbar aufzeigen.<br />

Das Lernfeldkonzept kann also erst dann erfolgreich greifen, wenn auf e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum an<br />

anwendbarem Fähigkeiten <strong>und</strong> Kenntnispotential sowie e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum e<strong>in</strong>er Ordnungsstruktur<br />

von Wissen zurückgegriffen werden kann. Damit ersche<strong>in</strong>t <strong>der</strong> Unterricht <strong>in</strong><br />

Lernfel<strong>der</strong>n als durchgängiges Unterrichtspr<strong>in</strong>zip <strong>in</strong> Frage gestellt. Das Konzept sche<strong>in</strong>t<br />

damit erst nach e<strong>in</strong>er Phase <strong>der</strong> Aneignung e<strong>in</strong>es Wissensm<strong>in</strong>imums <strong>und</strong> Orientierungsm<strong>in</strong>imums<br />

s<strong>in</strong>nvoll e<strong>in</strong>setzbar. Über die Frage, ob zu Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er beruflichen<br />

Ausbildung zunächst e<strong>in</strong> fachsystematischer Unterricht stehen sollte, gehen die Me<strong>in</strong>ungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Fachliteratur weit ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> (vgl. KUHLMEIER 2003, S. 74).<br />

Ebenfalls sche<strong>in</strong>t aus Sicht e<strong>in</strong>iger Kritiker durch das Lernfeldkonzept die Erosion des<br />

bisherigen deutschen Ausbildungssystems e<strong>in</strong>geläutet worden zu se<strong>in</strong>. Lernfel<strong>der</strong> zeigen<br />

durchaus modulähnliche Züge <strong>und</strong> könnten unter Umständen e<strong>in</strong>er Modularisierung<br />

beruflicher Bildung Vorschub leisten. E<strong>in</strong>e Modularisierung <strong>der</strong> beruflichen Bildung<br />

<strong>in</strong> Deutschland würde zwar die Angleichung <strong>der</strong> europäischen<br />

Berufsbildungssysteme nach sich ziehen, aber gleichzeitig würde <strong>der</strong> „Ausbildungsberuf“<br />

als e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches <strong>und</strong> standardisiertes Ziel beruflicher Bildungsprozesse gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

<strong>in</strong> Frage gestellt. (vgl. BÜNNING, HORTSCH & NOVY 2000, S. 111 ff.).<br />

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