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Die Selbstmörderin als Tugendheldin - eDiss - Georg-August ...

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V Römische <strong>Tugendheldin</strong>nen in der Ikonographie der Frühen Neuzeit:<br />

Dido, Lukretia, Kleopatra und Porzia<br />

Der neustoische Hintergrund ebenso wie die Beeinflussung der Bildkonzeption<br />

durch die frühneuzeitliche Bühne, aber auch das Interesse an der Affektdarstellung<br />

und damit verbunden die allmähliche Sentimentalisierung der Darstellung trifft auch<br />

für die anderen römischen <strong>Tugendheldin</strong>nen des hier behandelten Bildkorpus zu.<br />

Sie werden im Folgenden nach gleichen Darstellungsregeln vorgestellt. Auf die<br />

historischen und literarischen Quellen der Antike folgt die mittelalterliche und früh-<br />

neuzeitliche Rezeptionsgeschichte, der sich eine ikonographische Zusammenfas-<br />

sung der Bildgeschichte des Motivs anschließt.<br />

Dido: Herrscherin und Liebende<br />

Dido: antike Quellen<br />

In antiken Quellen häufig mit ihrem phönikischen Namen Elissa genannt, wird Dido<br />

beim Dichter Naevius (3. Jahrhundert vor Chr.) <strong>als</strong> sagenhafte Gründerin und Kö-<br />

nigin Karthagos erwähnt 1 und erst im 2. Jahrhundert nach Chr. von Justinus 2 histo-<br />

risch eingeordnet, lange nachdem Vergil in seinem Epos der afrikanischen Regen-<br />

tin eine mythische Schlüsselrolle in der Vorgeschichte Roms gegeben hatte. Ein<br />

ganzes, in der Form eines Dramas aufgebautes Buch seiner Aeneis 3 ist ihrer Lie-<br />

besgeschichte mit Aeneas, dem sagenhaften Gründer Roms, gewidmet. Das nega-<br />

tive oder doch ambivalente Bild, das Vergil von der afrikanischen Gegnerin Roms<br />

zeichnete, entsprach den neuen Legitimationszwängen der frühen Kaiserzeit, wie<br />

aus Ovids Aufgreifen des Themas 4 hervorgeht, der Dido ebenfalls <strong>als</strong> exemplarisch<br />

Liebende zeichnet.<br />

Am folgenreichsten war ohne Zweifel das zwiespältige Bild Didos in Vergils<br />

Epos, das sie zunächst <strong>als</strong> durchaus vorbildliche Herrscherin schildert, die nach<br />

der Ermordung ihres Ehemannes mit wenigen Getreuen Libyen verließ, in Nord-<br />

1 Naevius: Belli Punici carmen, Fragment 21.<br />

2 Justinus: Epitoma Historiarum Philippicarum Pompei Trogi, XVIII, IV,1 – VI,8.<br />

3 Vergil: Aeneis I, 335-368 und IV (ganz).<br />

4 Ovid: Heroides VII; Fasti, III,523-712; Metam. XIV,75 –81.<br />

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