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Die Selbstmörderin als Tugendheldin - eDiss - Georg-August ...

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I ›Schönes Sterben‹<br />

torste, rustbak lag Kleopatra, overgolfd door een vloed van lokken, den dood reeds<br />

nabij, terwijl zich een adder om heur arm kronkelde. Twee slavinnen wrongen zich<br />

in wanhoop aan haar voeten. De bonte droom eener oriëntalische pracht van enkele<br />

seconden, de poëzie der oudheid voor korte wijlen herlevend, onder de blikken<br />

eener moderne soirée. 2<br />

Mit bengalischer Beleuchtung in Grün und Rot wird das Bild noch ein zweites und<br />

drittes Mal kurz wiederholt. Der Leser denkt bereits an Makarts 3 Gemälde <strong>als</strong> Vor-<br />

gabe des ›lebenden Bildes‹ und wird in dieser Vermutung bestätigt:<br />

›La mort de Cléopâtre‹! las Betsy Van Raat aan mevrouw Van Erlevoort voor, die<br />

haar het programma had gereikt. 4<br />

Besonders die Wiederholungen des inszenierten ›Traums‹ 5 in farblich variierenden<br />

Illuminationen animieren die Gesellschaft dazu, die Darstellerinnen zu identifizieren<br />

und zu kommentieren, aber auch die Vorlage für das nachgestellte Bild zu erraten:<br />

Was ligt die Freddy stil! En alles zoo rijk en toch niet overladen! Iets <strong>als</strong> een schilderij<br />

van Makart! sprak Betsy, haar veêren waaier ontplooiend. 6<br />

Der Schriftsteller zeigt, mit welchen Mitteln ein ›tableau vivant‹ gestaltet wird. 7 Zu-<br />

nächst sind zahlreiche und luxuriöse Requisiten nötig, die in diesem Fall durch die<br />

Vorgaben in Makarts Ölgemälde 8 farblich und stofflich genau definiert sind. In der<br />

Kulisse scheint das Arrangement aber weit über die Vorgaben des Malers hinaus-<br />

zugehen, spricht Couperus doch von Pyramiden und einer Oase. Der Bildvorlage<br />

entsprechend werden den Akteurinnen Positionen abverlangt, die oft unbequem<br />

und unnatürlich sind. Das Wichtigste aber ist der Ausdruck der Darstellenden; ihrer<br />

Gestik, ihrem Gesichtsausdruck, ihrem Augenaufschlag wird vom Arrangeur größte<br />

Bedeutung zugemessen.<br />

2<br />

Eline Vere, S. 10. (›In der weißen Glut des Feuers schien das alte Ägypten aufs Neue erstanden zu sein.<br />

Zwischen üppigen Draperien sah man etwas wie eine Oase durchschimmern, blauen Himmel, ein paar Pyramiden,<br />

eine Palmengruppe. Auf ihrem von Sphingen getragenen Ruhebett lag Kleopatra, von Locken überflutet,<br />

dem Tode schon ganz nahe, während sich eine Viper um ihren Arm schlängelte. Zu ihren Füßen zeigten<br />

zwei Sklavinnen ihre Verzweiflung. Der bunte Traum einer orientalischen Pracht, einige Sekunden andauernd,<br />

die Poesie der Antike, unter den Blicken einer modernen Abendgesellschaft für einen kurzen Moment wieder<br />

auflebend.‹)<br />

3<br />

Dass Couperus tatsächlich Makarts 1874/75 entstandenen ›Tod der Kleopatra‹ zum Vorwurf genommen hat,<br />

bestätigt sein Biograph: »Graag ook hield hij [= Couperus] zich bezig met het regisseren van tableaux vivants.<br />

›La Mort de Cléopatre‹ in het begin van Eline Vere, gearrangeerd naar Makarts schilderij met het zelfde onderwerp,<br />

vormt een goede illustratie van ›Paul’s‹ optreden bij dergeleike gelegenheden. Indien dit tableau<br />

vivant werkelijk eens zo is geensceneerd, zou het niet onmogelijk zijn dat Couperus’ gedicht Kleopatra er door<br />

hem bij is gereciteerd. Het werd in januari 1884 geschreven.« (Bastet, Frédéric: Louis Couperus, Amsterdam<br />

1989, S. 94)<br />

4<br />

›Der Tod der Kleopatra! las Betsy Van Raat Frau Van Erlevoort vor, die ihr das Programm gereicht hatte.‹<br />

(Eline Vere, S. 10)<br />

5<br />

»Tweemalen herhaalde zich de droom, eerst in zeegroenen glans, daarna in vuurrooden gloed.« (›Zweimal<br />

wiederholte sich der Traum, zuerst in seegrünem Glanz, dann in feuerroter Glut.‹) (Eline Vere, S. 10)<br />

6<br />

›“Was liegt diese Freddy still! Und alles so prächtig und doch nicht überladen! Wie ein Gemälde von Makart!“<br />

sagte Betsy und klappte ihren Federfächer auf.‹ (Eline Vere, S. 11)<br />

7<br />

Grundsätzliches unten, S. 295ff.<br />

8<br />

Heute in Kassel (Kassel, Staatliche Museen, Neue Galerie). Abb. in: Heinz, Marianne (Hrsg.): Bestandskatalog<br />

der Gemälde des 19. Jahrhunderts, Kassel 1991, S. 127.<br />

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