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Die Selbstmörderin als Tugendheldin - eDiss - Georg-August ...

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IV Liebe, Patriotismus und Selbstbestimmung: Sophonisbe <strong>als</strong> <strong>Tugendheldin</strong><br />

setzung für den ikonographischen Erfolg der Figur in der Historienmalerei. Viele<br />

Aspekte der literarischen und künstlerischen Darstellungen und Inszenierungen<br />

Sophonisbes lassen sich auch auf die anderen, hier thematischen ›römischen Tu-<br />

gendheldinnen‹ übertragen. <strong>Die</strong>s gilt für die frühen dramatischen Gestaltungen des<br />

Stoffes, die eine wichtige Voraussetzung der Historienmalerei waren, aber auch für<br />

die ikonographischen und künstlerischen Entwicklungen des Sujets bis hin zu den<br />

Attitüden des 19. Jahrhunderts 9 .<br />

Nach einer Zusammenfassung der antiken Q u e l l e n gehe ich auf die litera-<br />

rische Rezeption des Stoffs im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit ein. <strong>Die</strong><br />

mannigfachen l i t e r a r i s c h e n B e a r b e i t u n g e n , Inszenierungen, Verwandlun-<br />

gen und Reduktionen sind die Voraussetzung der bildkünstlerischen Gestaltungen<br />

des heute geradezu exotischen Sujets. <strong>Die</strong> I k o n o g r a p h i e des Themas in der<br />

Historienmalerei nahm nicht – wie vermutet wurde 10 – von der frühneuzeitlichen<br />

Graphik, sondern von den dramatischen Entwürfen in Italien und Frankreich ihren<br />

Ausgang.<br />

Antike Quellen<br />

Nach den historischen Quellen wurde S o p h o n i s b e , Tochter des Karthagers<br />

Hasdrubal, 215 v. Chr. mit dem ostnumidischen Prinzen Mas s i n i s s a 11 verlobt.<br />

<strong>Die</strong>sem misslang es nach dem Tode seines Vaters, sich die numidische Herrschaft<br />

gegen andere Prätendenten zu sichern. Der westnumidische Fürst S y p h a x er-<br />

langte die Herrschaft über ganz Numidien und heiratete 206 Sophonisbe. In der<br />

Zwischenzeit war Massinissa ein Bündnis mit Rom eingegangen, das seit 204 un-<br />

ter dem Feldherrn S c i p i o in Afrika mit Karthago Krieg führte. Mit seiner Hilfe be-<br />

siegten die Römer Syphax, der 201 <strong>als</strong> Kriegsgefangener in Rom starb. Nach dem<br />

erfolgreichen Feldzug heiratete Massinissa 203 seine frühere Verlobte, obwohl<br />

Scipio die Auslieferung der Ehefrau des Syphax <strong>als</strong> Kriegsbeute verlangte. Um ihre<br />

Auslieferung zu verhindern, ließ Massinissa Sophonisbe Gift überbringen, damit<br />

sie selbst ihrem Leben ein Ende setzen konnte. Massinissa wurde 201 zum Dank<br />

für seine Unterstützung der römischen Expansionspolitik in Nordafrika Herrscher<br />

über ganz Numidien.<br />

9 Vgl. S. 294ff.<br />

10 Vgl. S. 85.<br />

11 Verschiedene Schreibungen des Namens sind gebräuchlich (»Masinissa«, »Massinissa« oder auch numidisch<br />

»Massanassa«). Ich verwende im Folgenden durchgehend »Massinissa«. – Eine politische Wertung im<br />

Artikel »Massinissa« von Hans Volkmann in: Kleiner Pauly, Bd. 3, Sp. 1068-1070.<br />

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