21.06.2013 Aufrufe

Die Selbstmörderin als Tugendheldin - eDiss - Georg-August ...

Die Selbstmörderin als Tugendheldin - eDiss - Georg-August ...

Die Selbstmörderin als Tugendheldin - eDiss - Georg-August ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

II Sterbebildtypen und Todesdarstellung<br />

<strong>Die</strong> Kontingenzerfahrung eines unerwartet eintretenden Lebensendes findet<br />

häufig im ›Totentanz‹ ihren Ausdruck. In Abfolgen, die meist von Kaiser und Papst,<br />

Kardinal und König, Bischof, Herzog, Abt, Bürgermeister, Edelmann bis hin zum<br />

Bauern und Kind reichen, wurden Lebensalter, Stände und Berufe verbunden und<br />

so die Gleichheit aller Menschen im Hinblick auf ihr Ende hervorgehoben [Abb.<br />

12]. 24 Eine theologische oder auch nur moralische Reflexion ist allenfalls indirekt<br />

damit verbunden, auch<br />

wenn in der Forschung<br />

auf die gleichzeitige<br />

Verbreitung der Bettel-<br />

und Predigerorden und<br />

der Totentänze auf<br />

öffentlichen Plätzen<br />

aufmerksam gemacht<br />

wurde. 25 In dieser Pha-<br />

se der Beschäftigung<br />

mit Todes- und Sterbe-<br />

vorstellungen tritt die<br />

Abb. 12<br />

meist <strong>als</strong> Skelett den Reigen der Menschen anführende Personifikation des Todes<br />

den Menschen gegenüber, die vom unvermuteten plötzlichen Ende bedroht sind,<br />

auch wenn sie noch ganz gesund und vital auftreten. Der Gegensatz zwischen den<br />

sich ihres Lebens noch erfreuenden Erdenbürgern und der allegorischen Präsenz<br />

des Todes wird zur ständigen Mahnung, der in den artes moriendi und im ›Marien-<br />

tod‹ exemplarische Formen der Todesvorbereitung entsprechen.<br />

5 artes moriendi<br />

Zunächst <strong>als</strong> lateinische Handreichungen für den Klerus entstanden, leiten die ar-<br />

tes moriendi des Spätmittelalters zu angemessenem Verhalten in der Sterbestunde<br />

an. Sie fanden rasch Eingang in die volkssprachlichen Literaturen und spiegeln in<br />

ihren Varianten Bedürfnisse und Frömmigkeitsformen frommer Laien.<br />

Bereits in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurden den kleinformati-<br />

gen Drucken der Paränese und Erbauung dienende Holzschnitte hinzugefügt, um<br />

24 Hier der Baseler Totentanz von 1440/45.<br />

25 So zum Beispiel Schuster, Eva: AK Das Bild vom Tod, Graphiksammlung der Heinrich-Heine-Universität<br />

Düsseldorf, Recklinghausen 1992, S. 14.<br />

35

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!