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Die Selbstmörderin als Tugendheldin - eDiss - Georg-August ...

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II Sterbebildtypen und Todesdarstellung bis zur Frühen Neuzeit<br />

1 <strong>Die</strong> klassizistische Engführung<br />

<strong>Die</strong> zum ersten Mal 1436 von Leon Battista Alberti 1 <strong>als</strong> eigene Gattung beschrie-<br />

bene frühneuzeitliche Historienmalerei entwickelte ein umfangreiches Repertoire<br />

mythologischer, religiöser und historischer Themen, zu dem auch der ›Tod des<br />

Helden‹ gehörte.<br />

In diesem Umkreis entstand das Bildmotiv der ›<strong>Selbstmörderin</strong> <strong>als</strong> Tugend-<br />

heldin‹, das im Folgenden näher untersucht werden soll. Es lässt sich seit dem 15.<br />

Jahrhundert <strong>als</strong> kontinuierliche ikonographische Tradition in wechselnden Beset-<br />

zungen und Funktionen verfolgen. Sie kommt allerdings erst dann angemessen in<br />

den Blick, wenn sie vor dem Hintergrund der Todesdarstellung in der Kunst gese-<br />

hen wird, auf die ich zunächst kurz eingehe, um die vom europäischen Klassizis-<br />

mus des 18. Jahrhunderts verstellte Sonderstellung der Frühen Neuzeit und des<br />

Barock in den Blick zu rücken.<br />

Für Todesdarstellungen wurden in der Antike, im Mittelalter und in der Frü-<br />

hen Neuzeit Motive und Verfahren entwickelt, die sich in großen Zügen kurz be-<br />

schreiben lassen. Antike Skulpturen und Vasen überliefern einen bedeutenden<br />

Themenkomplex sterbender Halbgötter und Menschen, die sich göttlichem Rat-<br />

schluss widersetzt hatten oder im Kampf unterlagen. Demgegenüber finden sich im<br />

Mittelalter völlig andere, christlich geprägte Todesdarstellungen, die ihrerseits in<br />

der Frühen Neuzeit umformuliert wurden. Vor allem entstanden seit dem 15. Jahr-<br />

hundert profane Todesdarstellungen, die weniger auf die künstlerischen Vorlagen<br />

der Antike <strong>als</strong> auf die moralistisch gedeutete historische Überlieferung des Alter-<br />

tums zurückgriffen.<br />

<strong>Die</strong> klassizistische Ästhetik des 18. Jahrhunderts, die sich sehr intensiv mit<br />

künstlerischen Darstellungen des Todes und Sterbens beschäftigte, hat nicht nur<br />

das Mittelalter, sondern auch diese innovativen Aspekte der frühneuzeitlichen<br />

1 Alberti, Leon Battista: Drei Bücher über die Malerei, in: Alberti, Leon Battista: Kleinere kunsttheoretische<br />

Schriften, hrsg. von Hubert Janitschek, Osnabrück 1970 (ND der Ausgabe Wien 1877, Quellenschriften für<br />

Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Renaissance, Bd. 11). Vgl. weiterführende Literatur<br />

zur Problematik in: Gaehtgens, Thomas / Fleckner, Uwe (Hrsg.): Historienmalerei, Berlin 1996, S. 83.<br />

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