21.06.2013 Aufrufe

Die Selbstmörderin als Tugendheldin - eDiss - Georg-August ...

Die Selbstmörderin als Tugendheldin - eDiss - Georg-August ...

Die Selbstmörderin als Tugendheldin - eDiss - Georg-August ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

IV Liebe, Patriotismus und Selbstbestimmung: Sophonisbe <strong>als</strong> <strong>Tugendheldin</strong><br />

Skulptur des ›sterbenden Galliers‹.<br />

Das Sterben Sophonisbes wird trotz seiner Dramatik nur ausnahmsweise<br />

dargestellt. Zu nennen ist ein Gemälde von Giovanni Battista P i t t o n i (1687-<br />

1767) im Puschkin-Museum, das den Tod Sophonisbes nach Einnahme des Gifts<br />

Abb. 32 Abb. 33<br />

in eine bewegte Szene umsetzt. [Abb. 32] Pittoni hat auch in einem anderen Ge-<br />

mälde [Abb. 33], das kürzlich im Handel war, ein weiteres, relativ ungewöhnliches<br />

Motiv aufgegriffen: das Gemälde zeigt Sophonisbe dreiviertelfigurig mit Becher, mit<br />

einem Mohren und zwei <strong>Die</strong>nerinnen. Ihr Gatte Massinissa hat ihr wohl soeben<br />

selbst den Giftbecher gebracht – bezeichnenderweise fehlt deshalb der Brief, der<br />

sich in den geläufigeren Varianten fast immer findet. Im Hintergrund erscheint, den<br />

Verlust der Gattin mythisch überhöhend, ein Relief mit Orpheus und Eurydike.<br />

Massinissa tritt auch sonst gelegentlich in der Ikonographie der Sterbeszene<br />

Sophonisbes auf. Bekanntlich bringt bei Appian der König selbst das Gift seiner<br />

Frau. Ganz selten wird diese Überlieferung der Version bei Livius vorgezogen, was<br />

in der Forschung bisher noch keine Beachtung gefunden hat. Rutilio M a n e t t i<br />

(1571-1639) etwa hat um 1623/25 für die Villa Poggio Imperiale 182 in Florenz So-<br />

phonisbe und Massinissa mit dieser Szene ins Bild gebracht [Abb. 34]. 183 Umgeben<br />

von einem zahlreichen Hofstaat werden Sophonisbe und Massinissa gleichgewich-<br />

tig dargestellt, wobei es sich bei dem klagenden Knaben rechts um den Sohn So-<br />

phonisbes aus der Ehe mit Syphax handeln könnte.<br />

182 Vgl. zu diesem Zusammenhang unten S. 247ff.<br />

183 Katalog 226.<br />

97

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!