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Die Selbstmörderin als Tugendheldin - eDiss - Georg-August ...

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Kleopatra: <strong>Tugendheldin</strong> oder femme fatale<br />

Kleopatra: <strong>Tugendheldin</strong> oder femme fatale<br />

Kleopatra: Antike Quellen<br />

Kleopatras Schönheit war bereits in der Antike sprichwörtlich, wenn sie auch wohl<br />

nicht der Wirklichkeit entsprach. Ihr Leben und Sterben 1 fand sogleich das Interes-<br />

se der augusteischen Historiographen und Dichter, da sie für das römische Publi-<br />

kum einen fremden und exotischen Orient verkörperte. Dass die Herrscherin des<br />

Ptolemaierreiches mit ihrem Brudergemahl Ptolemaios XIII. und nach dessen Tod<br />

mit ihrem Bruder Ptolemaios XIV. in Geschwisterehe lebte, wurde in Rom <strong>als</strong> In-<br />

zest gewertet, obwohl es pharaonischer Sitte entsprach. Auch dass Kleopatra ih-<br />

ren Machtbereich, überdies noch <strong>als</strong> Frau, ständig erweitern konnte, ließ sie aus<br />

römischer Sicht zu einem fatale monstrum 2 werden. Den römischen Machthabern<br />

gegenüber verhielt sie sich taktisch geschickt, wurde Cäsars Geliebte, verließ<br />

Rom, wo sie sich 46-44 v. Chr. aufgehalten hatte, nach seiner Ermordung und<br />

kehrte mit dem gemeinsamen Sohn Kaisarion nach Ägypten zurück. Später wurde<br />

sie <strong>als</strong> Geliebte des Antonius, mit dem sie drei Kinder hatte, zur Herrscherin des<br />

römischen Ostreichs erhoben, so dass der nach der Ermordung Cäsars entbrannte<br />

Bürgerkrieg nominell zwischen Octavian und Kleopatra ausgetragen wurde. Trotz<br />

des Einsatzes einer großen Flotte und ungeheurer Geldmittel ging die Schlacht<br />

von Actium (31 v. Chr.) verloren. Kleopatra veranlasste Antonius, nach dem verlo-<br />

renen Bürgerkrieg Selbstmord zu begehen und wählte für sich selbst den Tod<br />

durch Schlangenbiss, um nicht von Octavian im römischen Triumphzug mitgeführt<br />

zu werden.<br />

Kleopatra: Literarische Rezeption<br />

Aus einsichtigen Gründen entwarf die antike Historiographie von Anbeginn ein ne-<br />

gatives Bild und charakterisierte Kleopatra <strong>als</strong> intrigant und ausschweifend. 3 <strong>Die</strong><br />

1 Stähelin s. v. in: RE, Bd. 11, Stuttgart 1922, Sp. 750-781. – Hier vor allem Horaz (c. I,37,26ff); Plutarch (Antonius<br />

84-86), Properz (c. III,1 und IV,6), C. Velleius Paterculus (Historia Romana II, 42ff.). Zur historischen<br />

Wertung weiterer antiker Quellen vgl. Volkmann, Hans: Kleopatra, Politik und Propaganda, München 1953, S.<br />

217-224 und Clauss, Manfred: Kleopatra, München 1995, S. 104ff.<br />

2 So Horaz (c.1,37,21), ohne ihr in der letzten Strophe die Anerkennung zu versagen: Deliberata morte ferocior:<br />

/ Saevis Liburnis scilicet invidens / Privata deduci superbo / Non humilis mulier triumpho. (c. 37). (›Mit<br />

dem frei gewählten Tod zeigte sie Mut genug und verwehrte es den grausamen römischen Kriegsschiffen, <strong>als</strong><br />

ihres Rangs entkleidete, aber durchaus nicht demütige Frau in einem anmaßenden Triumphzug vorgeführt zu<br />

werden.‹)<br />

3 Nach Plutarch hat Kleopatra auch zu den weiblichen Mitteln des Weinens und Hungerns gegriffen, um Antonius<br />

an sich zu binden und seine Ehefrau Octavia aus dem Feld zu schlagen (Antonius 53). Er schildert anschaulich,<br />

wie Kleopatra sich bei der Begegnung mit Antonius in Tarsos <strong>als</strong> Aphrodite inszeniert haben soll<br />

(Antonius 26). <strong>Die</strong>se Episode wurde ein beliebtes Motiv der Historienmalerei.<br />

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