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Die Selbstmörderin als Tugendheldin - eDiss - Georg-August ...

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Lukretia: Keuschheit, eheliche Treue, politischer Umsturz<br />

weise entblößte Oberkörper ebenso wie die den Dolch führende Rechte finden sich<br />

beim halbfigurigen Typ [Abb. 18] der Lukretia in Rom 64 , aber auch bei der Lukretia<br />

in Campione 65 [Abb. 19]. Ein dunkler Hintergrund hebt die marmorne Blässe des<br />

Oberkörpers hervor und betont Opfer-<br />

haltung und Verzweiflung der Darges-<br />

tellten. Gerade bei Reni wird deutlich,<br />

wie sehr das Affektische im einfigurigen<br />

Lukretia-Typus im Vordergrund steht,<br />

zumal das Attribut des Dolches den<br />

nunmehr einzigen Hinweis gibt, an wel-<br />

che der <strong>Tugendheldin</strong>nen gedacht ist.<br />

Abb. 18 Abb. 19<br />

Guido Cagnacci (1601-1681) übernahm [Abb. 20 und 21] die von Reni stark<br />

mit Affekten aufgeladene Inszenierung der Lukretia. 66 In einer jüngst in den Handel<br />

Abb. 20 Abb. 21 Abb. 22<br />

gekommenen Variante [Abb. 22] nahm Cagnacci allerdings die Nacktheit zurück<br />

und steigerte die Dramatik durch die abgestufte Darstellung verschiedener Stoffe,<br />

die <strong>als</strong> roter und blauer Samt des Hintergrunds und weißes Leinen des geöffneten<br />

Hemdes und roter Gewandstoff den marmorblassen Körper Lukretias rahmen. 67<br />

64 Katalog 325.<br />

65 Katalog 314.<br />

66 Katalog 56 und 54.<br />

67 Katalog 57. »Das Gemälde entspricht der Beschreibung eines Werks, das sich im 18. Jahrhundert in der<br />

Galerie des Kardin<strong>als</strong> Tommaso Ruffo in Ferrara befand. […] Zu dem vorliegenden Gemälde gibt es eine signierte<br />

und ›napoli 1762‹ datierte und beiderseits erweiterte Zeichnung von Angelica Kauffmann, welche die<br />

Künstlerin zweifellos nach dem Original angefertigt hatte. Das Gemälde wurde erstm<strong>als</strong> in einem Gutachten<br />

vom 24. Juni 1924 von Wilhelm Suida <strong>als</strong> eigenhändiges Werk von Cagnacci anerkannt. Und zwar aufgrund<br />

von dessen der Kleopatra im Kunsthistorischen Museum in Wien entsprechenden ›morbidess und geistreicher<br />

Luftigkeit‹ (Katalog der Gemäldegalerie 1991, S. 153, Nr. 232). […] <strong>Die</strong> Beziehung zu Guido Reni sowie zur<br />

Lukretia von Tizian, die Cagnacci zweifellos kannte, wurde übrigens schon in der Beschreibung der Lukretia<br />

betont, <strong>als</strong> diese sich noch in der Galerie des Kardin<strong>als</strong> Ruffo befand: ›Lucrezia Romana di palmi 4 e 5 con<br />

stilo in mano in atto di volersi ferire strappando la propria camicia, dipinta con grande espressione del miglior<br />

gusto di Guido Cagnacci quando seguendo ancora i dettami, e gli esempli di Guido Reni, spiccava celebre<br />

allievo di tale celebratissima mano.‹« (Aus dem Katalog des Dorotheum). Das Gemälde wurde im April 2007<br />

für 1,15 Millionen Euro versteigert.<br />

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