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Die Selbstmörderin als Tugendheldin - eDiss - Georg-August ...

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VIII Tema con variazioni – Bildprogramme<br />

genden Generationen Frauen die Regentschaft Frankreichs übernehmen mussten,<br />

obwohl dies eigentlich dem salischen Recht widersprach und deshalb auf Wider-<br />

stände stieß. Bereits Caterina de’ Medici (1519-1589) versuchte deshalb während<br />

der Regentschaft für den erst zehnjährigen Sohn Karl IX. (1550-1574), ihre durch-<br />

aus umstrittenen politischen Ansprüche in einem groß angelegten Bildprogramm<br />

zu propagieren. Als ›zweite Artemisia‹ inszenierte sie ihre Rolle <strong>als</strong> Witwe und Re-<br />

gentin nach dem Vorbild der karischen Königswitwe. 95 Antoine Caron (um 1515-<br />

1593) schuf eine Serie von Zeichnungen, die wohl <strong>als</strong> Vorlagen für eine Serie von<br />

Tapisserien gedacht waren.<br />

<strong>Die</strong> Intention der nie ausgeführten Tapisserien 96 wurde von Caterinas<br />

Schwiegertochter, Maria von Medici, nach der Ermordung Heinrichs IV. (1610)<br />

aufgegriffen und <strong>als</strong> großformatige Bilderserie verwirklicht, zu der beispielsweise<br />

die Artemisia 97 Vouets [Abb. 13] gehört. Für ihren Witwensitz im P a l a i s d u L u-<br />

x e m b o u r g 98 beauftragte Maria de’ Medici Rubens mit zwei Bildzyklen, die die<br />

Politik Heinrichs IV. und ihre eigenen dynastischen Ansprüche illustrieren sollten.<br />

Bekanntlich wurde der Zyklus mit Heinrich IV. nicht realisiert, während Maria in<br />

dem ihr gewidmeten Zyklus 99 ihre Regentschaft von Minerva, Providentia und Pru-<br />

dentia <strong>als</strong> göttliche Vorsehung und politische Notwendigkeit deuten ließ. 100<br />

nel modo di organizzare l'identità, le strategie, e gli stessi indirizzi politici e culturali delle dinastie.« (Prospekt<br />

des Kongresses nach: http://www.archiviodistato.firenze.it/memoriadonne/materiali_donne/donnemedici.htm<br />

(zuletzt aufgerufen: 06.04.2007).<br />

95<br />

Vgl. Gaehtgens, Barbara: »Macht-Wechsel oder die Übergabe der Regentschaft«, in: AK <strong>Die</strong> Galerie der<br />

Starken Frauen, a.a.O., S. 64-78.<br />

96<br />

Vgl. Gaehtgens, a.a.O., S. 69; dort auch die Nachweise der erhaltenen Zeichnungen.<br />

97<br />

Simon Vouet: Artemisia beim Bau des Mausoleums mit den Maßen 161 x 139 (Öl auf Leinwand); heute in<br />

Stockholm (Nationalmuseum, Inv. NM 5179). Katalog 432.<br />

98<br />

Über die Architektur, die in besonderer Weise Ansprüche einer Regentin zu repräsentieren versuchte, zuletzt<br />

Tönnesmann, Andreas: »Pariser Witwensitze«, in: Bonnet, Anne-Marie / Schellewald, Barbara (Hrsg.):<br />

Frauen in der Frühen Neuzeit, Köln / Weimar / Wien 2004, S. 189-211.<br />

99<br />

Aus der umfangreichen Literatur seien nur genannt: Thuillier, Jacques: »La ›Galerie de Médicis‹ de Rubens<br />

et sa genèse«, in: Revue de l'Art 4 (1969), S. 52-62; Saward, Susan: The Golden Age of Marie de’ Medici, Ann<br />

Arbor (Michigan) 1982; Millen, Ronald Forsyth / Wolf, Robert Erich: Heroic Deeds and Mystic Figures, A new<br />

Reading of Rubens' Life of Maria de'Medici, Princeton 1989; Graziani, Françoise / Solinas, Francesco (Hrsg.):<br />

Le ›siècle‹ de Marie de Médicis, Actes du Séminaire de la Chaire Rhétorique et Société en Europe (XVI e -XVII e<br />

siècles) du Collège de France sous la direction de Marc Fumaroli (Franco-Italia; Sonderheft 21/22), Turin<br />

2003; Bassani Pacht, Paola / Crépin-Leblond, Thierry / Sainte Fare Garnot, Nicolas / Solinas, Francesco<br />

(Hrsg.): AK Marie de Médicis, un gouvernement par les arts, Paris 2004.<br />

100<br />

Für den Palais du Luxembourg ließ die Regentin von Nicolas Claude Fabri de Peiresc (1580-1637) ein<br />

geschlossenes Ausstattungskonzept entwerfen, das eine Statuen-Galerie von Guillaume Berthelot (1576/1580-<br />

1648) mit acht illustren Müttern und Frauen von Königen umfasste. Aus dem Briefwechsel zwischen Rubens<br />

und Peiresc geht hervor, dass die Verweisfunktion auf Maria de’ Medici eine sorgfältige Auswahl der weiblichen<br />

Exempel nötig machte. Rubens hatte u.a. Kleopatra vorgeschlagen, was Peiresc wegen ihrer allzu großen<br />

Lasterhaftigkeit ablehnte (vgl. Richard-Jamet, a.a.O:, S. 268f.). Zur piktoralen Gesamtausstattung des<br />

Luxembourg gehörten weibliche Tugendenallegorien, Göttinnen und Sibyllen. Vgl. Boudouin-Matuszek, Marie-<br />

Noëlle: Marie de Médicis et le Palais du Luxembourg, Paris 1991; Baumgärtel, Bettina: »<strong>Die</strong> <strong>Tugendheldin</strong> <strong>als</strong><br />

Symbol kirchlicher und staatlicher Macht«, in: AK <strong>Die</strong> Galerie der Starken Frauen, S. 140-204, bes. S. 151.<br />

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