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Die Selbstmörderin als Tugendheldin - eDiss - Georg-August ...

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II Sterbebildtypen und Todesdarstellung<br />

der Darstellung des Albrechtsmeisters 30 [Abb. 14] umgeben von allen Aposteln, die<br />

nach der Legende, durch Engel vom bevorstehenden Tod Mariens in Kenntnis ge-<br />

setzt, aus allen Teilen der Welt zusammenkommen. Sie umstehen das Bett,<br />

Petrus reicht der Sterbenden eine Kerze und besprengt sie mit<br />

Weihwasser. Allein oder in Gruppen singen und lesen die an-<br />

deren Apostel im Psalter. Mehrere brennende Kerzen deuten<br />

an, dass dämonische Kräfte von der Sterbenden ferngehalten<br />

werden. Für die Imagination der Gläubigen ist das Ziel solch<br />

christlichen Sterbens über der eigentlichen Sterbeszene ins<br />

Abb. 14<br />

Bild gesetzt: Christus nimmt den Verklärungsleib Mariens <strong>als</strong> weißgekleidete kleine<br />

Figur im Himmel auf. <strong>Die</strong> Koimesis, deren Fest am 15. <strong>August</strong> im römischen und<br />

besonders ausgeprägt im byzantinischen Ritus gefeiert wird, wurde zur exemplari-<br />

schen Inszenierung christlichen Sterbens, das viele Gläubige am Lebensende zum<br />

Vorbild wählten, wie wir aus zahlreichen Zeugnissen wissen. 31<br />

7 Monumentale Grabmäler<br />

Monumentale Grabmäler bekamen eine individualisierende Ausgestaltung, <strong>als</strong><br />

reich ausgestattete Memorialgräber für die Vornehmen in den<br />

Kirchen Mode wurden, in denen durch ihren Rang ausge-<br />

zeichnete Tote <strong>als</strong> gisants dargestellt wurden [Abb. 15]. 32<br />

<strong>Die</strong> Entwicklung dieses Grabmaltyps ist bis in seine<br />

Abb. 15<br />

Sonderformen <strong>als</strong> Gelehrtengrab oder ›Doppeldeckergrab‹ untersucht worden. 33<br />

Einige wichtigen Merkmale sind allen Variationen der pompösen Inszenierung ge-<br />

meinsam: <strong>Die</strong> Verstorbenen werden in individueller Kleidung vollplastisch <strong>als</strong> Ru-<br />

hende mit allen Zeichen ihres Rangs in einer representacion au vif inszeniert. Da-<br />

bei zeigt der Faltenwurf der Kleidung, dass die Dargestellten, obwohl meist ein<br />

Kopfkissen das Haupt stützt, <strong>als</strong> Stehende in der Blüte ihrer Jahre, meist mit geöff-<br />

neten Augen konzipiert sind. <strong>Die</strong> Haltung der Hände variiert stark nach Moden und<br />

Konventionen: die gisants können sie zum Gebet falten, ein Gebetbuch halten oder<br />

30 Aus der Zeit zwischen 1438 und 1440.<br />

31 Dazu vor allem der Aufsatz von Borst, Arno: »Ein exemplarischer Tod«, in: Tod im Mittelalter, a.a.O., S. 25-<br />

58. Borst vergleicht den gut dokumentierten Tod Hermanns des Lahmen mit dem Sterben des Abbo von Fleury<br />

und des Anselm von Canterbury.<br />

32 Hier das Grab des Richard Coeur de Lion in der Kathedrale von Rouen.<br />

33 Es sei hier nur auf die zahlreichen Literaturhinweise der Standardwerke von Panofsky Erwin: Grabplastik,<br />

Vom alten Ägypten bis Bernini, Köln 1964, und Ariès, Philippe: Bilder zur Geschichte des Todes, München<br />

1984, verwiesen.<br />

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