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Die Selbstmörderin als Tugendheldin - eDiss - Georg-August ...

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V Römische <strong>Tugendheldin</strong>nen in der Ikonographie der Frühen Neuzeit<br />

<strong>als</strong> typisches Attribut Lukretia von Venus unterscheiden und führt den Betrachter<br />

zur moralischen Deutung <strong>als</strong> Emblem der<br />

Keuschheit. <strong>Die</strong> Münchner und Berliner Va-<br />

rianten unterscheiden sich nur durch die dra-<br />

matischere Haltung der Hand mit dem Dolch in<br />

der früheren Fassung. 53<br />

In der Folgezeit wurde das ganzfigurige<br />

isolierte Modell vielfältig variiert: so beispiels-<br />

Abb. 6 Abb. 7<br />

weise von Albrecht Dürer (1471-1528) in seiner Lukretia der Alten Pinakothek<br />

[Abb.8] 54 und von Guido Reni (1575-1642) in seinem Potsdamer Bild [Abb. 10]. Aber<br />

auch den Gemälden von Massimo Stanzione (1585-1656) [Abb. 11], von Simon<br />

Abb. 8 Abb. 9 Abb. 10<br />

Vouet (1590-1649) [Abb. 12] und Artemisia Gentileschi (1593-1653) [Abb. 13] liegt<br />

dieser Grundtypus zugrunde. Dabei wird der starre frontale Kontrapost im Laufe<br />

des 16. Jahrhunderts durch dynamische Bewegung und affektreiche Gesten ab-<br />

53 Zu den um 1530 entstandenen Gemälden mit weiblichen Aktfiguren und dem identischen Figurenbestand<br />

verschiedener Bildthemen (Silbernes Zeitalter, Grazien, Paris-Urteil, Lukretia, Venus und Amor, Adam und<br />

Eva) Erichsen, Johannes in: AK Lucas Cranach, hrsg. von Grimm, Claus u. a., Regensburg 1994, S. 350.<br />

54 Katalog 110. Das 1518 bezeichnete Gemälde (Schawe, Martin: Kat. Alte Pinakothek, Altdeutsche und altniederländische<br />

Malerei, München 2006, S. 142) greift eine zehn Jahre früher datierbare Zeichnung [Abb. 9]<br />

der Albertina auf (AK Albertina: Albrecht Dürer, hrsg. von Schröder, Klaus Albrecht / Sternath, Marie Luise,<br />

Wien 2003, Nr. 121, S. 373ff.). Wie die Zeichnung der Albertina bestätigt gehört die Lukretia Dürers zunächst<br />

in den Zusammenhang seiner Proportionsstudien. Auf einen weiteren möglichen Zusammenhang der <strong>als</strong> Nischenfigur<br />

dargestellten Lukretia der Albertina (Katalog 111) hat Anna Scherbaum im genannten Katalog hingewiesen:<br />

ein Beitrag zur Paragone-Problematik könnte intendiert sein. Eine zweite, gleichzeitige Zeichnung<br />

der Albertina (Nr. 122) zeigt den erhobenen Arm mit dem Dolch und steht bereits in einem eindeutigen Zusammenhang<br />

mit dem Gemälde der Alten Pinakothek, das <strong>als</strong>o vielleicht doch schon 1508 intendiert war. –<br />

Das Bild der Alten Pinakothek hat im Übrigen eine in mehrerer Hinsicht interessante ›Rezeptionsgeschichte.‹<br />

Es befand sich spätestens seit 1598 in der herzoglichen Kunstkammer. Das »knappe Schamtuch der Nackten«<br />

wurde »malerisch verbreitert.« (Schawe a.a.O.). »Im frühen 17. Jahrhundert war das Bild unter einer<br />

Verschlusstür verborgen, auf der zunächst eine Darstellung des Cato Uticensis von Peter Candid angebracht<br />

war, später die Lukretia des Lucas Cranach [heute auch in der Alten Pinakothek], deren Blöße durch die<br />

Übermalung eines Gewandes verdeckt wurde.« (Gisela Goldberg, in Kat. Alte Pinakothek, München 1983, S.<br />

174). Zu diesen Zusammenhängen vgl. unten S. 262<br />

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