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Die Selbstmörderin als Tugendheldin - eDiss - Georg-August ...

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V Römische <strong>Tugendheldin</strong>nen in der Ikonographie der Frühen Neuzeit<br />

schwur auf. <strong>Die</strong> caravaggeske Lichtregie lenkt den Blick des Betrachters auf die<br />

Sterbende, um die sich die drei Männer und eine <strong>Die</strong>nerin bemühen. Collatinus<br />

deutet eine beschwörende Geste gegenüber dem Schwiegervater an. Claude<br />

Vignon 84 (1593-1670) reduziert im Drei-<br />

viertelformat [Abb. 42] das Personal auf<br />

Lukretia, ihren Mann und ihren Vater.<br />

Collatinus hält seine Frau umfangen,<br />

während der Vater verzweifelt mit den<br />

Händen ringt. Ganz in der Nachfolge<br />

Poussins entwickelt Charles-Alphonse<br />

Dufresnoy 85 (1611-1668) [Abb. 43] die<br />

Szene: Vor der in einer klassizistischen<br />

Abb. 43<br />

Vorhalle aufgestellten Juno-Statue reagieren Vater, Ehemann und Brutus mit star-<br />

ken Affekten auf die bereits tot am Boden liegende Lukretia. Das Pathos der Män-<br />

ner wird in den Affekten dreier Frauen im Mittelgrund gespiegelt. Der Durchblick in<br />

ein Treppenhaus lässt einen weiteren herbeieilenden Römer erkennen. Den männ-<br />

lichen Rächern werden allerdings selten so starke Emotionen wie bei Dufresnoy<br />

zugedacht.<br />

Immer häufiger wird im 17. und 18. Jahrhundert das Thema des Rache-<br />

schwurs aufgegriffen. Wie bei den einfigurigen Bildern steht dabei meist der Dolch<br />

im Mittelpunkt des Bildaufbaus, doch gewinnt er einen auf die Zukunft verweisen-<br />

Abb. 44 Abb. 45 Abb. 46 Abb. 47<br />

den Sinn, da die männlichen Verwandten über ihm geloben, der Königsherrschaft<br />

ein Ende zu bereiten. 86 Jacques Antoine Beaufort (1721-1784) wurde mit seinem<br />

Gemälde [Abb. 44] in die Akademie (1771) aufgenommen. Der blutige Dolch hat<br />

84 Katalog 421.<br />

85 Katalog 108.<br />

86 Bereits Pigler unterscheidet zwei ikonographische Gruppen: »Der Selbstmord der Lucretia, I: <strong>als</strong> Einzelfigur«<br />

(a.a.O., S. 386-389) und »Der Selbstmord der Lucretia, II: sie ersticht sich in Gegenwart ihres Gemahls L.<br />

Tarquinius Collatinus, ihres Vaters Spurius Lucretius und des L. Junius Brutus« (S. 389-390).<br />

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