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Die Selbstmörderin als Tugendheldin - eDiss - Georg-August ...

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VIII Tema con variazioni – Bildprogramme<br />

hen wahrscheinlich zwei Bildfolgen in Mantua und in Siena. Zwei heute in London<br />

(National Gallery) befindliche Holztafeln mit der Vestalin Tuccia 41 [Abb. 4] und mit<br />

Sophonisbe 42 werden Mantegna (ca. 1430-1506) zugeschrieben und sind wahr-<br />

scheinlich zwischen 1495 und 1506 entstanden. <strong>Die</strong> Grisaillen 43 stammen wohl aus<br />

dem studiolo der Isabella d’Este (1474-1539) und dürften<br />

dort <strong>als</strong> Klappläden gedient haben. Sie könnten die Reste<br />

eines größeren Programms sein, wofür auch spricht, dass<br />

die Darstellung der Sophonisbe [Abb. 5] bereits emblema-<br />

tisch reduziert ist. 44 <strong>Die</strong>se Sophonisbe dürfte – nach den<br />

Holzschnitten zu Boccaccio – die älteste bekannte Auf-<br />

nahme des Bildmotivs der <strong>Selbstmörderin</strong> <strong>als</strong> Tugendhel-<br />

din in einen größeren Zusammenhang sein.<br />

Abb. 4 Abb. 5<br />

<strong>Die</strong> engen Beziehungen Isabellas zu Siena 45 und seinem Herrscher Pandol-<br />

fo Petrucci (1452-1512) 46 stellen die Verbindung zu einem zweiten Ensemble her,<br />

das sich teilweise immer noch im Sieneser Palazzo C h i g i - S a r a c e n i 47 befindet<br />

und zweifellos die umfänglichste und erstaunlichste Sammlung weiblicher Tugend-<br />

heldinnen der ganzen Epoche darstellt. Das gesamte Bildprogramm des Palazzo<br />

war diesem Thema gewidmet, wie man aus sieben Serien schließen muss, die<br />

vollständig oder teilweise erhalten sind. Vielleicht hat der bereits erwähnte, zwi-<br />

schen 1495 und 1500 entstandene ›gemischte Zyklus‹, der mit der Familie Picco-<br />

lomini in Zusammenhang gebracht wird, eine Anregung für das Bildprogramm ge-<br />

geben. 48 Anlass dieser ikonographischen Fixierung waren wohl eine Reihe von<br />

Hochzeiten: 1507 heiratete Pandolfos Tochter, Sulpicia Petrucci, in die Familie<br />

Chigi, 1509 verband sich der älteste Sohn, Borghese Petrucci, mit der Familie Pic-<br />

colomini. 49<br />

41<br />

Katalog 228.<br />

42<br />

Katalog 227.<br />

43<br />

Sie wurden erstaunlicherweise von Richard-Jamet nicht berücksichtigt.<br />

44<br />

Vgl. oben, S. 80.<br />

45<br />

Ein Besuch Isabellas in Siena ist für 1514 nachgewiesen, wo ihr zu Ehren ein Fest gegeben wurde. Vgl.<br />

Agosti Giovanni / Farinella, Vicenzo: »Interni senesi all’antica«, in: Agosti, Giovanni / Bagnoli, Alessandro<br />

(Hrsg.): AK Domenico Beccafumi e il suo tempo, Milano 1990, S. 578-599.<br />

46<br />

Für Niccolò Macchiavelli ist Pandolfo Petrucci im 22. Kapitel des Principe das Vorbild eines zielstrebigen und<br />

machtbewussten Herrschers.<br />

47<br />

Verwirrenderweise wird er in der Literatur gelegentlich auch <strong>als</strong> Palazzo Petrucci bezeichnet.<br />

48<br />

Vgl. oben, S. 239.<br />

49<br />

Auch Richard-Jamet vermutet eine Heirat <strong>als</strong> Anlass (a.a.O., S. 118).<br />

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