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Die Selbstmörderin als Tugendheldin - eDiss - Georg-August ...

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III Bildthemen exemplarischen Sterbens<br />

III Bildthemen exemplarischen Sterbens<br />

1 Exemplarisches Sterben im Kanon der frühneuzeitlichen Historienmalerei<br />

Seit der Renaissance setzten sich Historienbild, Porträt, Genre, Landschaft und<br />

Stilleben <strong>als</strong> klar getrennte Bildgattungen durch, die eine Spezialisierung der Kün-<br />

stler auf einen oder zwei Bereiche zur Folge hatte. Dabei nahm die Historienmale-<br />

rei in der Hierarchie der Bildgattungen stets einen hervorgehobenen Platz ein und<br />

wurde von Künstlern und Theoretikern <strong>als</strong> Krönung künstlerischer Tätigkeit ange-<br />

sehen. Dass sich diese Gattungshierarchie bis ins 19. Jahrhundert gehalten hat, ist<br />

vor allem einer beeindruckenden Reihe von Kunsttheoretikern zu verdanken, die<br />

mit Leon Battista Alberti beginnend über Lodovico Dolce, Giorgio Vasari, Karel van<br />

Mander, André Félibien, Anthony Ashley Cooper Earl of Shaftesbury, Johann Joa-<br />

chim Winckelmann, Denis Diderot, Johann <strong>Georg</strong> Sulzer bis zu <strong>Georg</strong> Wilhelm<br />

Friedrich Hegel reicht. 1 Der pictor doctus wurde zum Ideal der Kunsttheoretiker,<br />

setzte die Historienmalerei doch umfassendes Wissen voraus.<br />

Zu den Bildgegenständen der Historienmalerei gehörten nicht nur geschicht-<br />

liche Ereignisse im engeren Sinn, sondern auch mythologische und biblische The-<br />

men. <strong>Die</strong>se breite Palette historischer und fiktionaler Stoffe stellte für lange Zeit<br />

den verbindlichen Themenkanon der Historienmalerei dar. Dabei ist es in unserem<br />

Zusammenhang besonders wichtig, dass sich Darstellungen ›exemplarischen<br />

Sterbens‹ zu einem ikonographischen Sonderbereich der kirchlichen wie der pro-<br />

fanen Historienmalerei entwickelten. <strong>Die</strong>ser umfasste in der Frühen Neuzeit ein<br />

weit breiteres Spektrum <strong>als</strong> in den vorangehenden Jahrhunderten und reichte vom<br />

›schönen Sterben‹ des Helden, des Märtyrers und des Philosophen bis zur<br />

<strong>Selbstmörderin</strong> <strong>als</strong> <strong>Tugendheldin</strong>. 2 Mit dem ›Tod des Helden‹ 3 ist der Themenbe-<br />

reich nur unzureichend beschrieben.<br />

1 Alberti, Leon Battista: Della Pictura, 1436; Dolce, Ludovico: Dialogo della pittura, intitolato l’Aretino, 1557;<br />

Vasari, Giorgio: Vite de’ più eccellenti pittori, scultori e architettori, 1568; van Mander, Karel: Den Grondt der<br />

Edel vry Schilder-const, 1604; Félibien, André: Conférences de l’ Académie Royale de Peinture et de Sculpture,<br />

1668; Cooper Earl of Shaftesbury, Anthony Ashley: A Notion of the Historical Draught or Tablature of the<br />

Judgement of Hercules, 1712; Winckelmann, Johann Joachim: Gedanken über die Nachahmung der Griechischen<br />

Werke in der Malerey und Bildhauerkunst, 1755; Diderot, Denis: Essai sur la peinture, 1765; Sulzer,<br />

Johann <strong>Georg</strong>: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, 1771-1774; Hegel, <strong>Georg</strong> Wilhelm Friedrich: Vorlesungen<br />

über die Ästhetik, 1820-1829.<br />

2 Vgl. S. 42ff.<br />

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