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Die Selbstmörderin als Tugendheldin - eDiss - Georg-August ...

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VIII Tema con variazioni – Bildprogramme<br />

Abb. 20 Abb. 21 Abb. 22<br />

übergestellt: Josua und Debora, Cyrus und Tomyris, Abraham und Salomone, Bru-<br />

tus und Porzia 136 [Abb. 21], David und Judith, Tarquinius und Tanaquil, Joseph und<br />

Susannna, Cato und Lukretia 137 [Abb. 22]. <strong>Die</strong> bühnenartige Szenerie, in der die<br />

Illustrationen männliche wie weibliche Tugendhelden zeigen, betont die affektgela-<br />

dene Gestik der Protagonisten und Assistenzfiguren. Lukretias Selbstmord wird <strong>als</strong><br />

moralischer Appell inszeniert, der dem Selbstmord Catos an Dignität nicht nach-<br />

steht: »Il ne sera pas dit, qu'aucune Femme prenne suiet de pecher sur l'exemple<br />

de Lucrece«. Porzias Tod ist <strong>als</strong> Akt ehelicher Solidarität dem Opfertod des Brutus<br />

durchaus gleichwertig: »Son Mary meurt pour la Patrie, et elle pour Son Mary.« 138 .<br />

Als 1647 der Jesuit Pierre Le Moyne La gallerie des femmes fortes gegen<br />

die antifeministische Streitschrift des Franziskaners Alexis Troussets veröffentlich-<br />

te, wurde sie mit Kupferstichen von Abraham Bosse und Gilles Rousselet nach<br />

Zeichnungen von Claude Vignon illustriert. <strong>Die</strong> Stecher griffen auf die bereits seit<br />

dem 16. Jahrhundert übliche Typisierung und Monumentalisierung illustrer Frauen<br />

zurück.<br />

Schon die ersten frühneuzeitlichen graphischen Zyklen illustrer Frauen führten die<br />

bereits beim Maître des héroїnes de Chigi-Saracini 139 begonnene Typisierung weiter.<br />

So präsentieren bei Hans Burgkmair d. Ä. Lukretia den Dolch, Jaël den Hammer und<br />

Helena das Kreuz 140 . <strong>Die</strong> Identifizierung der <strong>Tugendheldin</strong> erfolgt immer stärker<br />

durch Attribute, während die ›Tugendlegenden‹ allenfalls noch <strong>als</strong> Miniatur im Hintergrund<br />

dargestellt werden. Allmählich erfahren die <strong>Tugendheldin</strong>nen in graphischen<br />

Serien eine Monumentalisierung zu Skulpturen und werden mehr und mehr zu<br />

Personifikationen der von ihnen exemplarisch verwirklichten Tugenden. 141<br />

Zwanzig Kupferstiche gruppieren die <strong>Tugendheldin</strong>nen nach dem schon mittelalter-<br />

lichen Schema in fortes Juives, fortes Barbares, fortes Romaines und fortes Chres-<br />

136<br />

Vgl. Katalog 63.<br />

137<br />

Vgl. Katalog 64.<br />

138<br />

Valerius Maximus: Facta et dicta memorabilia IV,6,5 und III,2,15.<br />

139<br />

S. oben, S. 242.<br />

140<br />

S. oben, Fußnote 15.<br />

141<br />

So bei einem unbekannten Stecher, der nach Maarten van Heemskerck Frauen des AT <strong>als</strong> Inbegriff von<br />

Standhaftigkeit, Gerechtigkeit und Klugheit darstellt (Abbildungen in: AK <strong>Die</strong> Galerie der Starken Frauen,<br />

a.a.O., S. 146-147).<br />

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