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Die Selbstmörderin als Tugendheldin - eDiss - Georg-August ...

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Kleopatra: <strong>Tugendheldin</strong> oder femme fatale<br />

vergängliches geschildert. Der verzweifelte Blick der Sterbenden und die Affekte<br />

des Hofstaats lassen keine andere Interpretation zu.<br />

In den frühen Serien der ›Starken Frauen‹ kommt Kleopatra im 16. Jahrhundert<br />

noch ganz selbstverständlich <strong>als</strong> eine der exemplarischen Figuren vor, so bei Do-<br />

menico Beccafumi (1486-1551) [Abb. 41] und beim »Maître des héroїnes de Chigi-<br />

Saracini« 111 [Abb. 42]. Sie ist stets ganzfigurig und frontal <strong>als</strong> junge Frau gegeben,<br />

die an ihrem Attribut, der Schlange, zu erkennen ist. Auch die Serie des Nicolas<br />

Prévost (1604-1670), die 1642 [Abb. 43] entstand, bietet eine vergleichbare Insze-<br />

nierung: unter einem purpurroten Baldachin hält die auf einem prächtigen Bett<br />

Abb. 41 Abb. 42 Abb. 43<br />

sitzende Königin die Schlange am Busen.<br />

Es ist bemerkenswert, dass Kleopatra nicht in die Graphikserien von<br />

François Chauveau (1613-1676) und Abraham Bosse (1602-1676) aufgenommen<br />

wurde, die die Schriften von Du Bosc (1645) und von Le Moyne (1647) illustrierten.<br />

Inzwischen hatte sich das Bild der Königin offensichtlich von der vorbildlichen und<br />

selbstbewussten Regentin zur lasziven femme fatale verändert.<br />

In der Sterbeszene kann Kleopatra auf den ersten Blick leicht mit anderen Köni-<br />

ginnen wie Dido und Sophonisbe verwechselt werden. Deshalb sind die Schlangen<br />

zu ihrem spezifischen, sie von den anderen Heldinnen unterscheidenden Attribut<br />

geworden. Ganz augenfällig ist aber auch, dass frühneuzeitliche Historienmaler bei<br />

der Darstellung Kleopatras ihre körperlichen Reize ungenierter <strong>als</strong> bei den anderen<br />

111 Eine Judith, eine Kleopatra (Katalog 220) und eine Sophonisbe (Katalog 221) wurden früher den »Maestri<br />

di Pandolfo Petrucci«, werden jetzt von Richard-Jamet dem »Maître des heroїnes de Chigi-Saracini« zugeordnet.<br />

Vgl. unten, S. 241f.<br />

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