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Die Selbstmörderin als Tugendheldin - eDiss - Georg-August ...

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V Römische <strong>Tugendheldin</strong>nen in der Ikonographie der Frühen Neuzeit<br />

31] (1667-1735) lassen bei ihren Bearbeitungen des Themas den Betrachter ganz<br />

nah an das Geschehen heranrücken und betonen durch starke Lichtregie den Ge-<br />

gensatz zwischen körperlicher Schönheit und psychischer Verlassenheit. Noch<br />

Abb. 26 Abb. 27 Abb. 28 Abb. 29<br />

<strong>August</strong>e Delacroix 98 (1809-1868) [Abb. 32] und Arnold Böcklin 99 (1827-1901) [Abb.<br />

33] greifen zu den über Jahrhunder-<br />

te bewährten Mustern der Darstel-<br />

lung und kombinieren die verführe-<br />

rische Schönheit mit Hinweisen auf<br />

den bevorstehenden Tod.<br />

Es gab somit für den früh-<br />

neuzeitlichen Historienmaler zwei<br />

erprobte Muster, das Sterben Kleo-<br />

Abb. 30 Abb. 31<br />

patras <strong>als</strong> verzweifelte Tat oder <strong>als</strong> stoisch gelassenenen Akt ins Bild zu setzen;<br />

daneben konnte das Thema<br />

<strong>als</strong> ›großes Historienbild‹ ent-<br />

faltet werden, eine in den nörd-<br />

lichen Ländern favorisierte Lö-<br />

sung, während in der italieni-<br />

schen Malerei 100 eine deutliche<br />

Abb. 32 Abb. 33<br />

Tendenz zur einfigurigen Darstellung 101 festzustellen ist. Daneben stellten Kleopat-<br />

ra-Zyklen oder Zyklen mit Cäsar und Kleopatra für Paläste und Schlösser beliebte<br />

98 Katalog 98.<br />

99 Katalog 38.<br />

100 Einen ersten Überblick gibt Pigler, a.a.O., S. 382-386.<br />

101 Bei zwei Gemälden Guarinos, die einerseits die Märtyrerin Agathe und andererseits Kleopatra in identischer<br />

Körperhaltung zeigen, weist Lang (Grausame Bilder, Sadismus in der neapolitanischen Malerei, Berlin 2001,<br />

S. 219) darauf hin, dass Guarino hochmütige Körperhaltung mit erotischer Animation, Majestät mit Dirnenhaftigkeit<br />

verknüpfe. »<strong>Die</strong> Tradition kolportiert freilich ein projiziertes Phantasma. Kleopatra muß ihren Namen<br />

hergeben für die latent masochistische Vorstellung der zugleich erhabenen und verworfenen Frau. <strong>Die</strong> bildliche<br />

Darstellung ihres Selbstmords gerät jedoch vielfach zu einer Inszenierung, in der die masochistische Fas-<br />

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