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Die Selbstmörderin als Tugendheldin - eDiss - Georg-August ...

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VIII Tema con variazioni – Bildprogramme<br />

hommes représentés avec leurs femmes officielles ou leurs maîtresses: Penthési-<br />

lée et Polyxène auraient accompagnés Achille, Dalila aurait accompagné Samson<br />

et la femme de Salomon, Salomon.« 28 Solche und ähnliche Behauptungen beru-<br />

hen auf einer ungenauen Lektüre der neun ekphrastischen Gedichte, auf die sich<br />

die Forschung beruft. Sie nennen nämlich nur dreimal weibliche Bezugspersonen,<br />

wobei es sich aber nicht nur um Ehefrauen handelt. Hektor wird von Penthesilea<br />

begleitet (magnanima reina); die schöne Königin der Amazonen stand bekanntlich<br />

den Trojanern nach dem Tode Hektors bei und wurde im Zweikampf von Achill ge-<br />

tötet, der sich in die Sterbende verliebte. Achill wird seine Gattin Polyxena beige-<br />

sellt, zu Salomon gehört »questa maledetta creatura«, womit ganz offensichtlich<br />

die Königin von Saba gemeint ist, ohne dass man daraus auf Misogynie schließen<br />

müsste. 29 Joost-Gaugier betont zu Recht, dass bei Giotto die Frauen noch nicht <strong>als</strong><br />

donne illustri und damit <strong>als</strong> selbständiges Thema, sondern nur <strong>als</strong> ›erläuternde‹<br />

Begleitung aufgefasst waren 30 .<br />

Wenn Richard-Jamet ihre Reihe ›gemischter‹ Serien männlicher und weibli-<br />

cher Helden mit italienischen Freskenzyklen des 15. Jahrhunderts beginnen lässt,<br />

hat sie damit nur teilweise Recht, da die weiblichen Figuren zunächst nur <strong>als</strong> Er-<br />

gänzung, Begleitung und Illustration männlicher Helden in diese Zyklen aufge-<br />

nommen wurden. Erst in der Frührenaissance 31 findet sich unter dem Einfluss von<br />

28 Richard-Jamet, a.a.O., S. 75.<br />

29 Hansmann schreibt a.a.O., S. 34 (Fußnote 25): »In inhaltlicher Hinsicht ignoriert die Autorin […] die in den<br />

verfügbaren, doch von ihr nicht näher beachteten Quellen greifbaren misogynen Konnotationen.«<br />

30 Damit wird allerdings eine umwegig begründete Hypothese von Joost-Gaugier zumindest zweifelhaft. Sie<br />

vermutet für die Hinzufügung der ›Ehefrauen‹ ein politisches Motiv, weil im November 1330 der einzige Sohn<br />

des Auftraggebers gestorben war und im September 1333 Roberts Enkelin Giovanna zur Thronerbin ausgerufen<br />

und mit Andrea d’Ungheria verheiratet wurde. Darin könnte eine frühe Parallele zu den weiblichen Regentschaften<br />

in Frankreich liegen, die dort in der Frühen Neuzeit zur Herausbildung der Zyklen ›starker Frauen‹<br />

führten.<br />

31 Vgl. Richard-Jamet, S. 74ff. <strong>Die</strong> Studien der Autorin zu den femmes fortes im 16. und 17. Jahrhundert, die<br />

auch in den bemerkenswerten Genfer Kleopatra-Katalog (vgl. Ritschard, Claude / Morehead, Allison [Hrsg.]:<br />

Cléopâtre dans le miroir de l’art occidental, Genf 2004) eingegangen sind, verfolgen eine breitere Fragestellung<br />

<strong>als</strong> meine Untersuchung. Ihre Studien betreffen frühneuzeitliche Serien (»Galerien«) von ›starken Frauen‹<br />

und ihren Auftraggebern. Auch entwickelt Richard-Jamet Ansätze zur ikonographischen und literarischen Einordnung<br />

der Motivfolge. Ihrer Feststellung, dass sich die Serien ›starker Frauen‹ im 16. und 17. Jahrhundert<br />

über ganz Europa ausbreiteten und die verschiedensten Funktionen übernehmen konnten, ist ebenso zuzustimmen,<br />

wie ihrem Resumé: »Héritées du thème des Neuf Preuses, les séries de femmes fortes connaissent<br />

un essor important en Italie, puis en France, et se diffusent en Europe au XVI e et au XVII e siècles. Ces séries<br />

ou galeries sont constituées d'héroïnes, incarnant des vertus précises, qui s'inspirent des qualités féminines,<br />

louées par Salomon, dans La femme de caractère, tirée de ses Proverbes. Ces cycles ne s'élaborent qu'après<br />

les séries d'hommes illustres, comme pendants, puis acquièrent une autonomie propre. Ils recouvrent diverses<br />

fonctions, selon les pays, les époques: en Italie, les premières séries ont une fonction mémoriale, commémorative,<br />

puis édifiante, par le biais des cassoni, qui éduquent la jeune épouse; en France, elles permettent de<br />

légitimer l'accession au trône d'une régente et de conforter son pouvoir, procédé réutilisé par les cours hollandaise,<br />

florentine et viennoise. L'Espagne privilégie les femmes de la Bible et inonde ses églises de cycles<br />

sculptés ou peints sur miroir, destinés à édifier le fidèle; les séries belges éduquent les moniales, les séries<br />

gravées hollandaises encensent la femme au foyer, alors que l'Angleterre semble se démarquer. Reines,<br />

femmes de la Bible et amazones apparaissent de manière récurrente dans les séries, au détriment des ves-<br />

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