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Die Selbstmörderin als Tugendheldin - eDiss - Georg-August ...

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VIII Tema con variazioni – Bildprogramme<br />

tement seiner Ehefrau Eleonora von Toledo (1522-1562) im florentinischen P a-<br />

l a z z o V e c c h i o zwischen 1561 und 1562 von Giorgio Vasari und Johannes<br />

Stradanus freskieren ließ 81 , wurden für die Plafonds die Themen der Penelope,<br />

Hersilia, Esther und Gualdrada 82 gewählt. Das Programm verbindet historisch aus-<br />

gewogen griechische, römische, biblische und florentinische Exempla. Zwar taucht<br />

hier das Thema der <strong>Selbstmörderin</strong> <strong>als</strong> <strong>Tugendheldin</strong> noch nicht auf, doch ist es<br />

nicht ohne Belang, dass das Appartement Eleonoras, die bereits 1562 an Malaria<br />

starb, 1565 von Johanna von Österreich nach der Heirat mit Francesco I. über-<br />

nommen wurde, weil ihre Tochter Maria de’ Medici (1575-1642) <strong>als</strong> französische<br />

Königin das vertraute ikonographische Programm der ›starken Frauen‹ für ihre ei-<br />

gene politische Propaganda nutzen sollte. 83<br />

Als Maria Magdalena von Österreich 1622 nach dem Tod ihres Ehemannes<br />

Cosimo II. die florentinische Villa P o g g i o I m p e r i a l e 84 <strong>als</strong> Witwensitz umgestal-<br />

ten ließ, entwickelte sie für die sala und für die camera delle udienze eine interes-<br />

santes ikonographisches Programm, das ganz weiblich ausgerichtet war. 85 Der von<br />

der Mutter und ihrem noch<br />

minderjährigen Sohn, Ferdi-<br />

nando II., gemeinsam genutz-<br />

te Saal ist mit seiner gesamten<br />

Freskierung erhalten und zeigt<br />

Abb. 11 Abb. 12<br />

weibliche Heilige und Regentinnen. 86 Außerdem waren vier großformatige Gemäl-<br />

de weiblicher <strong>Tugendheldin</strong>nen an den Wänden angebracht: Semiramis 87 , Artemi-<br />

sia 88 , Sophonisbe [Abb. 11] 89 und Lukretia [Abb. 12] 90 . Das von der sala betretbare<br />

81<br />

<strong>Die</strong> Korrespondenz zwischen Cosimo und Vasari informiert darüber. Vgl. Frey, Herman-Walther (Hrsg.):<br />

Giorgio Vasari, Der literarische Nachlass, Bde 1-3, München 1923-1940.<br />

82<br />

Gualdrada ist eine auch im 16. Canto des Inferno erwähnte Gestalt der florentinischen Geschichte. Als Kaiser<br />

Otto IV. bei einem Fest, das ihm zu Ehren gegeben wurde, die junge Frau küssen wollte, soll sie dies mit<br />

Hinweis auf einen künftigen Gatten äußerst tugendhaft abgelehnt haben. Der Kaiser verheiratete sie darauf mit<br />

einem seiner Barone, Guido, und schenkte dem Paar große Ländereien. Aus dieser Verbindung leitete sich die<br />

Familie der Guidi ab.<br />

83<br />

Vgl. S. 249.<br />

84<br />

<strong>Die</strong> Villa trug ursprünglich den Namen der Familie Baroncelli und wurde nach den Umbauten durch ein Edikt<br />

der Auftraggeberin in Villa Poggio Imperiale umbenannt. Vgl. Zangheri Luigi: Ville della provincia di Firenze. La<br />

città, Mailand 1989.<br />

85<br />

Hoppe, Ilaria: »Räume von und für Frauen? <strong>Die</strong> Gemächer der Maria Magdalena von Österreich in der Villa<br />

Poggio Imperiale bei Florenz«, in: Bonnet, Anne-Marie / Schellewald, Barbara (Hrsg.): Frauen in der Frühen<br />

Neuzeit, Lebensentwürfe in Kunst und Literatur, Köln / Weimar / Wien 2004, S. 213-234. <strong>Die</strong> Verf. bereitet eine<br />

Dissertation zum Thema vor.<br />

86<br />

<strong>Die</strong> Fresken werden von fingierten Bilderrahmen eingefasst und durch italienische Bildunterschriften erläutert.<br />

87<br />

Von Matteo Rosselli.<br />

88<br />

Von Francesco Curradi, heute Florenz (Villa Petraia).<br />

247

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