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Die Selbstmörderin als Tugendheldin - eDiss - Georg-August ...

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V Römische <strong>Tugendheldin</strong>nen in der Ikonographie der Frühen Neuzeit<br />

Artemisia Gentileschi 75 (1593-1651) nahm die bewährte Lesart des Todes <strong>als</strong><br />

Schlaf auf. In ihrer heute sich in einer römischen Privatsammlung befindlichen Aus-<br />

führung [Abb. 11] wird der scheinbare Schlaf durch die Trauer der eintretenden<br />

Zofen enthüllt. <strong>Die</strong> entspannte, aber doch etwas unna-<br />

türliche Haltung der toten Königin wird <strong>als</strong> erste Phase<br />

des rigor mortis gedeutet. 76 Artemesia Gentileschis<br />

Mailänder Version [Abb. 12] 77 greift noch deutlicher auf<br />

die Armhaltung der antiken Ariadne-Statue zurück 78<br />

und erinnert, wenn auch seitenverkehrt, deutlich an<br />

die Lösung Guercinos.<br />

Abb. 13<br />

In der Folgezeit griffen Künstler wie Pierre Mignard (1612-1695) [Abb. 13]<br />

und Gerard de Lairesse (1641-1711) [Abb. 14] auf die bewährte Pathosformel zu-<br />

rück, wobei allerdings das mit immer ausdrucksstärkeren Affekten reagierende<br />

Publikum bei Mignard und Lairesse 79 der Täuschung keinen Raum ließ, wie es<br />

noch bei den einfigurigen Lösungen von Scorel oder Guercino der Fall war.<br />

Abb. 14 Abb. 15<br />

Noch neuklassizistische Künstler wie Louis Langrenée (1725-1805) [Abb. 15] ka-<br />

men Ende des 18. Jahrhunderts auf diese Formel zurück. 80 Auch im Orientalismus<br />

des 19. Jahrhundert bot die scheinbar entspannt in den Tod hinübergleitende Kleo-<br />

75<br />

Katalog 147 (Abb. 11) und Katalog 144 (Abb. 12).<br />

76<br />

Vgl. Riccardo Lattuada in: Christiansen, Keith / Mann, Judith (Hrsg.): AK Orazio e Artemisia Gentileschi,<br />

Mailand 2001, S. 402-404.<br />

77<br />

In neuerer Literatur wird die Zuordnung dieses Gemäldes wieder diskutiert; so sind sich sogar die Autoren<br />

im gleichen Ausstellungskatalog nicht einig darüber, ob diese Version von Orazio oder von Artemisia stammt.<br />

Im AK Orazio e Artemisia Gentileschi, a.a.O., plädiert Keith Christiansen (S. 97-100) für eine Zuschreibung an<br />

Orazio; hingegen hält mit ebenfalls gewichtigen Gründen Patrizia Cavazzini (S. 302-305) Artemisia für wahrscheinlich.<br />

78<br />

Vgl. oben S. 147ff.<br />

79 Katalog 245 (Mignard) und 202 (Lairesse).<br />

80 Katalog 195.<br />

156

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