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Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

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die Verfasser der „Historia“. In den Kapiteln „Eine Instrumentalisierung“ sowie<br />

„Geschichtsfälschung auf Protestantisch“ werden sie beleuchtet.<br />

Allein auf die „Historia“ angewiesen, wir suchten heute <strong>Faust</strong>s Wiegenstellplatz<br />

zwischen We<strong>im</strong>ar und Jena.<br />

Manlius hielt sich an sein Erfolgskonzept „Melanchthon“; er beschränkte sich auf seine<br />

Quelle. Hätte nicht wenigstens Lerche<strong>im</strong>er mehr erzählen können, als was bereits<br />

Manlius berichtete? Zunächst einmal und <strong>im</strong>merhin bestätigt Lerche<strong>im</strong>er als Ex-<br />

Wittenberger mit seiner Bezugnahme auf den Manlius-Text, <strong>des</strong>sen Richtigkeit,<br />

beziehungsweise eben das, was an der Universität von Wittenberg zur Zeit<br />

Melanchthons allgemein über <strong>Faust</strong> <strong>im</strong> Schwang war. Und bei seiner Attacke gegen die<br />

Verfasser der „Historia“ verweist er zum einen auf seine Eigenschaft als Zeuge: <strong>Faust</strong><br />

könne auf keinen Fall zur Zeit Luthers und Melanchthons in Wittenberg ein Professor<br />

der Theologie gewesen sein, „darum dass ich auch etwan da studiert habe“.<br />

Des Weiteren liefert er Informationen über <strong>Faust</strong>, die wohl einen hohen Wahrheitsgehalt<br />

haben, denn er trägt sie als Beweise dafür vor, dass das Leben <strong>des</strong> Dr. <strong>Faust</strong>us,<br />

wie in der „Historia“ dargestellt, „boeslich vnd buebelich erdichtet vnnd erlogen“ sei.<br />

Lerche<strong>im</strong>er schreibt: „Hatte weder Hauß noch Hof zu Wittenberg oder anderswo / war<br />

nirgent dahe<strong>im</strong> lebete wie ein lotterbube / war ein schmarotzer / fraß sauff vnd<br />

ernehrete sich von seiner gauckeley.“<br />

Unsere fortlaufende Klage, warum die Menschen jener Zeit nicht mehr über <strong>Faust</strong> zu<br />

Papier brachten, ist nicht gerechtfertigt. Man nehme die Inhalte <strong>des</strong> Trithemius-Briefes,<br />

<strong>des</strong> Index Sanitatis, <strong>des</strong> Manlius-Textes und dazu die Darstellung Lerche<strong>im</strong>ers, es<br />

ergibt sich eine „<strong>Faust</strong>-Vita“, und nicht zu knapp. Jene Informationen, die wir<br />

vermissen, wurden den Menschen jener Zeit vom Zeitgeist und durch die aktuellen<br />

Ereignisse geliefert. Bei <strong>Faust</strong> war der Teufel <strong>im</strong> Spiel gewesen und was der Teufel<br />

alles trieb und was Menschen mit Hilfe <strong>des</strong> Teufels alles trieben, das lasen sie täglich<br />

in den Flugschriften über die Geständnisse von Hexen und sonntags erfuhren sie es<br />

vom Pastor.<br />

Soweit zum Lamento über den Mangel an Informationen, was freilich nichts daran<br />

ändert, dass ein wissenschaftlich anerkannter Beweis für Knittlingen bis heute nicht<br />

erbracht werden konnte.<br />

Folglich machten sich <strong>Faust</strong>forscher auf die Suche nach alternativen Kandidaten.<br />

Am 3. Dez. 1505 <strong>im</strong>matrikulierte sich an der Universität Heidelberg ein Joannes Fust<br />

aus Symmern, als Joannes <strong>Faust</strong> erwarb er am 15. Jan. 1509 das Baccalaureat (Grad<br />

vor dem Magister).<br />

Ein Kandidat, der sich allerdings ein großes Fragezeichen auf den Leib geschnallt hat,<br />

denn der Heidelberger Professor Virdung lässt sich durch Abt Trithemius über einen<br />

Heidelberger Studenten informieren, den er ohnehin selbst kennt und der derart fleißig<br />

studiert, dass er als bester von 16 Prüflingen abschneiden wird, während er gemäß Abt<br />

Trithemius gleichzeitig in deutschen Landen spazieren geht; abgesehen davon,<br />

S<strong>im</strong>mern war zu keiner Zeit an der pfälzischen Grenze gelegen und schon garnicht in<br />

der Nähe von Bretten.<br />

Frank Baron bringt in Wikipedia unter „Johann Georg <strong>Faust</strong>“ einen Studenten aus<br />

Helmstett ins Spiel. Ein Georgius Helmstetter besuchte mit dem Jahr 1483 die Universität<br />

Heidelberg, am 1.März 1487 erhielt er die Magisterwürde.<br />

Ein Kandidat, der ebenfalls von Melanchthon und Lerche<strong>im</strong>er <strong>des</strong> Fel<strong>des</strong> verwiesen<br />

wird. Sie kennen keinen Fust aus Symmern und auch keinen Helmstetter <strong>Faust</strong>, aber<br />

einen aus Kundling, bzw aus Knütlingen.<br />

Wenngleich Knittlingen keinen ult<strong>im</strong>ativen Beweis verbuchen kann, sich statt<strong>des</strong>sen mit<br />

einem Strauß schriftlicher Hinweise begnügen muss, es verfügt über ein stilles Plus:<br />

Bis zur Stunde musste es sich mit keinem Argument auseinandersetzen, das gegen<br />

Knittlingen als <strong>Faust</strong>s Geburtsort spricht.<br />

Ein Wermutstropfen bleibt, und er ist dem einen oder anderen unter den Lesern sicher<br />

nicht entgangen. Wenn auch die Menschen jener Zeit, nicht anders wie ein Heinz<br />

Scheible, mit einem Kundling / Knüdlingen offenbar keine Schwierigkeit hatten, es stellt<br />

sich die Frage, warum Staufen, der heute anerkannte Sterbeort <strong>Faust</strong>s keinerlei<br />

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