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Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

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Dante, „Läuterungsberg“, XVIII Gesang, 88-123:<br />

„Denn der hier lebt, und das ist keine Lüge,<br />

will steigen, wenn die Sonne wieder wallt;<br />

Drum sagt uns, wo das Loch ist und die Stiege!<br />

Das waren Worte, die mein Herr geschallt;<br />

Von einem Geist hab ich darauf vernommen:<br />

Wenn du uns folgst, so fin<strong>des</strong>t du den Spalt!“<br />

Die Erde, die Planeten, das Universum, das alles ist Gottes Werk. Da Gott nichts<br />

Unnützes hervorbringt, stehen alle diese Komponenten in sinnvoller Beziehung<br />

miteinander, sie haben eine Aufgabe.<br />

Zu dieser Vorstellung einer allumfassenden Schöpfung gehörten Gott und seine Heerscharen,<br />

der Satan und seinen Dämonen sowie die Hölle, und natürlich der Mensch.<br />

Um dieses komplexe Weltbild zu ordnen, um die vermuteten Kräfte sich dienstbar zu<br />

machen, steht ein „Ordnungssystem“ zur Verfügung: Die Hl. Schrift, der Teufel, das<br />

Wissen der Antike, die Annahme von wirkenden Geistern, dazu die Lehre von<br />

metaphysischen Kräften.<br />

Und da der Bocksfüßige es gar so wild treibt, wer will es Luther verübeln, dass ihm der<br />

Kragen platzte und er – damals also durchaus akademisch – dem Teufel ein Tintenfass<br />

an den Kopf schmetterte. Er muss ihn hart getroffen haben – die Übersetzung <strong>des</strong><br />

Neuen Testaments wurde nicht nur fertig, sie ist ein schönes Stück Literatur – die<br />

Deutschen wurden zum lesenden Volk.<br />

*<br />

Kurzinformation zur Luther-Bibel<br />

Die Auffassung, dass Luther sich bei der Übersetzung <strong>des</strong> Neuen Testaments auf den<br />

griechischen Urtext stützte, den Erasmus von Rotterdam <strong>im</strong> Jahr 1516 in Basel herausgegeben<br />

hatte, ist inzwischen überholt. Als Luther sich <strong>im</strong> Jahr 1521 auf der Wartburg<br />

an die Übersetzung begab, lag ihm die erste Fassung <strong>des</strong> lateinischen „Textus<br />

receptus“ von Erasmus von Rotterdam vor. Luther bestätigt es: „ … gut deutsch<br />

geredet, <strong>des</strong>sen ich mich beflissen und leider nicht alle Wege erreicht noch getroffen<br />

habe, denn die lateinischen Buchstaben hindern uns dermaßen sehr, gut deutsch zu<br />

reden …“ Und eben in dieser Überwindung der lateinischen Sprachstruktur, liegt auch<br />

Luthers literarischer Verdienst; Latein unterscheidet sich bereits <strong>im</strong> Satzbau erheblich<br />

vom Deutschen, Übersetzungen geraten grundsätzlich eckig und steif. Daneben stellte<br />

sich das Problem einer jeden Übersetzung: wie viel an übersetzerischer Freiheit ist<br />

erlaubt aber auch notwendig und dabei dennoch dem Inhalt treu zu bleiben. Dazu<br />

Luther in der Rückschau auf seine Übersetzung: „Ex abundantia os loquitur (spricht<br />

Jesus) … aus dem Überfluss <strong>des</strong> Herzens redet der Mund. Sage mir: ist das deutsch<br />

geredet? Welcher Deutsche versteht solches? Was ist Überfluss <strong>des</strong> Herzens für ein<br />

Ding? … so wenig als das deutsch ist: Überfluss <strong>des</strong> Hauses, Überfluss <strong>des</strong><br />

Kachelofens, Überfluss der Bank, sondern also redet die Mutter <strong>im</strong> Haus und der<br />

gemeine Mann: „Wes das Herz voll ist, <strong>des</strong> gehet der Mund über.“<br />

Übersetzungen auf Grundlage der „Vulgata“, der „amtlichen“ lateinischen Bibel, gab es<br />

bereits vor Luther Deren Urheber hatten sich allerdings derart sklavisch an den<br />

lateinischen Text gehalten, ein hässliches, auch missverständliches Deutsch war das<br />

Ergebnis gewesen.<br />

Über sein Deutsch gibt Luther folgende Auskunft: „Ich habe keine sonderlich eigene<br />

Sprache … Ich rede nach der sächsischen Kanzlei, welcher nachfolgen alle Fürsten in<br />

Deutschland; alle Reichsstädte, Fürstenhöfe schreiben nach der sächsischen und<br />

unseres Fürsten Kanzlei … Kaiser Max<strong>im</strong>ilian und Kurfürst Friederich (der Weise)<br />

haben <strong>im</strong> römischen Reich die deutschen Sprachen also in eine Sprache gezogen.“<br />

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