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Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

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eauftragt den besten Zeitpunkt für den Feldzug in den Sternen gelesen, anschließend<br />

hat er den Feldzugsplan seines Kunden an den „Schwäbischen Bund“ verraten.<br />

*<br />

<strong>Faust</strong> – der Schulmeister am Glockenseil<br />

<strong>Faust</strong> war ein mobiler Mensch, nichts Besonderes in jener Zeit. Dass <strong>Faust</strong> in heutigem<br />

Sinn sesshaft gewesen, einen festen Arbeitsplatz hatte, darauf verweist einzig die bei<br />

Trithemius genannte Schulmeisterstelle. „In den Fasten dieses Jahres kam er nach<br />

Kreuznach.“ schreibt Abt Trithemius am 20. Aug. 1507. Es musste also März gewesen<br />

sein; <strong>Faust</strong> war gerade um die 27 Jahre alt.<br />

„Während dieser Zeit war die Schulmeisterstelle in gedachter Stadt unbesetzt, welche<br />

ihm … übertragen wurde.“<br />

Ein Arbeitsplatz, von dem damals Tausende verlumpter, halbverhungerter Scholaren<br />

nur träumen konnten. Nicht allein wegen <strong>des</strong> kargen Einkommens, endlich hätte man<br />

auch einen Platz zum Schlafen, ein Dach über dem Kopf und <strong>im</strong> Winter einen Ofen.<br />

Die erforderlichen Qualifikationen für einen Schulmeister waren gering, er hatte den<br />

Söhnen besser gestellter Bürger das Schreiben, Lesen, ein wenig Rechnen sowie<br />

Latein beizubringen.<br />

Die Entlohnung war, wie bereits gesagt, allerdings mager, der Jahreslohn betrug<br />

dreieinhalb Gulden. Ein halber Gulden mehr als der Lohn eines Knechts, wobei der<br />

Knecht am Tisch <strong>des</strong> Bauern saß, ein Schulmeister hatte für sich selbst zu sorgen.<br />

Im Allgemeinen war die Stelle mit den Aufgaben eines Mesners oder mit<br />

Schreibarbeiten bei Gericht verbunden.<br />

Nicht auszudenken, was <strong>Faust</strong>, der Einfallsreiche, zum Zeitvertreib so alles in die<br />

Gerichtsakten „hinein und hinaus praktizierte“. Auch amüsant, sich vorzustellen wie er,<br />

seines Zeichens <strong>im</strong>merhin Teufelsbündner, als Mesner am Seil zappelte, wenn er<br />

versuchte, die Glocke in Schwung zu versetzen.<br />

Es stellt sich die Frage, warum ein <strong>Faust</strong>, der uns aus dem Brief <strong>des</strong> Trithemius derart<br />

selbstbewusst und umtriebig entgegentritt, sich auf die Schulmeisterstelle überhaupt<br />

einließ. Hatte er etwa bei einem seiner jüngsten Auftritte einen Dämpfer erhalten,<br />

eventuell sich eine ganz besondere Frechheit geleistet, und war zum Schluss gelangt,<br />

dass es an der Zeit sei, weniger von sich reden zu machen, statt<strong>des</strong>sen mehr<br />

Wohlverhalten an den Tag zu legen? Oder war er in diesem Winter zu Gast auf der<br />

Ebernburg, gleich hinter Kreuznach, gewesen, und hatte sich seinem Gönner verpflichtet<br />

gefühlt? Franz von Sickingen, genauso jung wie <strong>Faust</strong>, hätte ihn weiterhin<br />

gern in seiner Nähe gehabt, und <strong>Faust</strong> tröstete sich eventuell damit, dass er durch<br />

Franz von Sickingen weitere interessante Leute kennen lernte.<br />

Jedenfalls wurde es ihm rasch langweilig, er begann „mit den Knaben die<br />

schändlichste Unzucht zu treiben und entfloh, als die Sache ans Licht kam, der ihm<br />

drohenden Strafe.“<br />

Die spätere Kur- und Nahe-Weinstadt Bad Kreuznach wusste sich bei <strong>Faust</strong> jedenfalls<br />

auf merkwürdige Weise dafür zu bedanken, dass er die Söhne der Stadt geschändet<br />

hatte; fortgerissen von nationaler Erregung um Goethes „<strong>Faust</strong>“ widmete sie ihm ein<br />

„<strong>Faust</strong>haus“. Sie ließ allerdings einen Spruch in die Balken <strong>des</strong> Hauses schlagen:<br />

„Böse ist`s um den gelegen, der sich tut dem Trunk ergeben! Doch dem Braven ist`s<br />

zu gonnen, wenn am Abend sinkt die Sonnen, dass er in sich geht und denkt, wo man<br />

einen Guten schenkt!“<br />

Wunderbar! Kröver Nacktarsch lässt grüßen! Aus Unzucht mit Minderjährigen wird<br />

Weinwerbung. <strong>Faust</strong> wäre begeistert, auch über sein schmuckes Fachwerkhäuschen.<br />

Lieblichst zu bewundern, insbesondere aus der Vogelperspektive, von der Nahebrücke<br />

herab – allerdings mit einem Fehler, dem man ihm freilich nicht ansieht; es wurde 100<br />

Jahre später erbaut. Dass <strong>Faust</strong> hier einst beschwingt beschwipst hinein und hinaus<br />

gehüpft war, man möchte es nur zu gern annehmen.<br />

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