12.01.2013 Aufrufe

Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Soweit die erwähnenswerten drei Bausteine, aus welchen satanistische Zirkel zur Zeit<br />

unseres <strong>Faust</strong>s konstruiert werden. Zu wenig, um damit zu bauen. Der laufende<br />

Hinweis, es sei eben alles sehr gehe<strong>im</strong> gewesen, überzeugt nicht.<br />

*<br />

War <strong>Faust</strong> ein Telepath?<br />

Konnte <strong>Faust</strong> die Gedanken seiner Gesprächspartner abgreifen? Eine derartige<br />

mediale Belastung zu Grunde gelegt, es würde nicht allein viele der offenen Fragen,<br />

die sich mit seinem Leben verbinden, beantworten, sie erklärte auch den Mythos <strong>des</strong><br />

Dr. <strong>Faust</strong>us als Ganzes.<br />

Es wurde bereits festgestellt: in keinem Quellentext ist festgehalten, auf welche Art<br />

und Weise der Wahrsager <strong>Faust</strong> sein Publikum in den Bann schlug.<br />

Und gerade <strong>des</strong>halb, weil es nicht festgehalten wurde, werden <strong>Faust</strong>forscher der<br />

Vermutung, dass <strong>Faust</strong> ein Telepath gewesen sein könnte, heftig widersprechen. Die<br />

Bemühungen der <strong>Faust</strong>forscher jedoch, <strong>Faust</strong>s durchschlagenden Erfolg einmal sich<br />

selbst zu erklären, sodann auch für den Leser nachvollziehbar zu machen, sie füllen<br />

gewiss ein Bücherbrett.<br />

„<strong>Faust</strong> war ein Chamäleon, er muss etwas faszinierend Gefährliches an sich gehabt<br />

haben, gleichzeitig war er sicher ungemein charmant – eine Mischung, welche wohl<br />

die Menschen gereizt haben mag …“<br />

„<strong>Faust</strong> war ein herausragender Psychologe, Showmaster und perfekter Entertainer.“<br />

„<strong>Faust</strong> war ein Meister der Skandalkunst. Er war ein Schnappeisen, das sich bewusst<br />

der Gesellschaft in den Weg legte und ihre Risse und Brüchigkeiten sichtbar machte.<br />

Nicht um der Gesellschaft die Augen zu öffnen, um sie zu bessern; mit analytischem<br />

Verstand und mit Intuition begabt, wußte er jeden Moment für sich zu nutzen …“<br />

Bei allem Respekt vor diesen Überlegungen, sie wirken wie ein Rudern <strong>im</strong> luftleeren<br />

Raum. Ein Leben als Multitalent, als Hansdampf in allen Gassen, in jedem Moment bis<br />

in die Spitzen der Nerven gespannt, ein derartiges Leben verbraucht selbst den<br />

Besten in Kürze. Mag sein, dass er gelegentlich bei Bekannten unterschlüpfte und sich<br />

regenerierte, unterm Strich bleibt es ein aufreiben<strong>des</strong> Leben. Nicht allein über einen<br />

Zeitraum von vierzig Jahren hinweg, sondern auch innerhalb einer Epoche, die zu den<br />

aufregendsten der deutschen Geschichte gehört; ungeachtet aller Stürme und<br />

wahrhaft einschneidenden Veränderungen in diesen Jahrzehnten ging <strong>Faust</strong> unbeirrt<br />

und unbehelligt seinen Weg.<br />

Aus den Quellentexten lässt sich keine Erklärung für <strong>Faust</strong>s Erfolg herauslesen. Die<br />

Einbeziehung <strong>des</strong> geschichtlichen Umfelds relativiert manches von dem, was uns<br />

heute als grotesk erscheint. Die Wahrscheinlichkeit, dass <strong>Faust</strong> von der Oberschicht<br />

gedeckt wurde, eventuell auch Mitarbeiter eines Gehe<strong>im</strong>dienstes war, lässt Freiräume<br />

erahnen; <strong>Faust</strong> besaß einen Sonderstatus, er hatte gleichsam Narrenfreiheit.<br />

Sein erstaunlicher Ruf – <strong>im</strong>merhin in der Blütezeit der Gaukler, Scharlatane und<br />

Betrüger – erklärt sich damit nicht. Was wiederum von keinem <strong>Faust</strong>forscher bestritten<br />

wird, und, ganz gleich, wie eloquent und literarisch er seine Erklärungen für <strong>Faust</strong>s<br />

Erfolg formuliert, stereotyp, aber auch zu Recht, weist er den Leser auf die magere<br />

Ausbeute von gerade mal neun Quellentexten hin.<br />

Freilich lassen es <strong>Faust</strong>forscher auch nicht an Schilderungen fehlen, was sich bei<br />

<strong>Faust</strong>s Auftritten abgespielt haben könnte.<br />

„Bereits unter Tags zog er die Aufmerksamkeit auf sich, mit wilden Behauptungen und<br />

Anspielungen auf das, was abends <strong>im</strong> „Mohren“ passieren werde. Abends reizte er<br />

dann mit weitschweifigem Gerede die Ungeduld auf höchste, um dann endlich ein<br />

blutrotes Tüchlein auf dem Tisch glatt zu streichen … und wieder endlich, als ersten<br />

Gongschlag, ein silbernes Schälchen auf das Tüchlein zu setzen und weiter zu<br />

schwatzen: „… denn damals als unsere Vorfahren, die heiligen Ritter, unser heiliges<br />

Jerusalem von den unseligen Ungläubigen befreiten, den Barbaren, die jetzt in<br />

Konstanopel unsere christlichen Jungfrauen dahinschänden, damals hat auch mein<br />

216

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!