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Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

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einen Vertrag, der Kaiser siegt <strong>im</strong> Schmalkaldischen Krieg und Württemberg wird sofort<br />

zwangsrekatholisiert. Womit das Geschäft hinsichtlich Württembergs keineswegs<br />

beendet war. Nachdem die Katholisierung Württembergs abgeschlossen ist, zieht der<br />

Kaiser seine Söldner aus Württemberg nicht ab – Melanchthon vermutete, dass er<br />

Herzog Ulrich zu Zahlungen presste.<br />

Inwiefern bei der höchst unterschiedlichen Umsetzung <strong>des</strong> Augsburger Inter<strong>im</strong>s wieder<br />

Leistungen <strong>im</strong> Spiel waren – welcher Art auch <strong>im</strong>mer, müsste von Fall zu Fall eigens<br />

betrachtet werden; der Kurfürst von Sachsen setzte jedenfalls 1552 ein Heer gegen die<br />

Türken in Marsch.<br />

Gewiss war Kaiser Karl V. ein ehrgeiziger Mann, doch das war nicht der einzige Grund<br />

für seinen unstillbaren Hunger nach Geld. Die kriegerischen Aktivitäten <strong>des</strong><br />

französischen Königs, der sich übrigens nicht anders als Karl V. als Erbe Karls <strong>des</strong><br />

Großen betrachtete, richteten sich zuvorderst gegen die habsburger Erblande <strong>im</strong><br />

Westen <strong>des</strong> Reiches sowie gegen die angestammten Rechte <strong>des</strong> Reiches in Italien.<br />

Die Angriffe der Türken bedrohten ebenfalls zuallerst habsburger Interessen, nämlich<br />

Österreich, die habsburger Stammlande. Die territorialen Interessen Roms richteten<br />

sich gleichfalls gegen die kaiserlichen Rechte in Italien. Die deutschen Fürsten<br />

hingegen interessierten sich dagegen weitgehend allein für ihre persönlichen<br />

Angelegenheiten, und das gewiss bereits seit mehr als hundert Jahren. Eine<br />

Verteidigung Österreichs oder der Erblande <strong>im</strong> Westen oder gar der Reichsinteressen<br />

in Italien betrachteten sie zunächst einmal als alleinige Angelegenheit <strong>des</strong> Kaisers.<br />

Auch hatten sie kein Interesse an einem starken Kaiser, sie brauchten einen Kaiser,<br />

der in Bedrängnis war. So er Hilfsleistungen wollte, sollte er sich entgegenkommend<br />

zeigen. Doch wie sollte ein Kaiser noch Entgegenkommen zeigen, nachdem die<br />

Fürsten das Gros der kaiserlichen Rechte den Kaisern längst nach und nach<br />

entwunden hatten. Ein Umstand, den auch Max<strong>im</strong>ilian I., der Großvater Karls V., fortlaufend<br />

zu spüren bekommen hatte. Von daher befand sich sein Nachfolger, der junge<br />

Kaiser Karl V., in einer überraschend trefflichen Ausgangsposition. Durch Luther und<br />

die Vermögensinteressen der protestierenden Fürsten war dem Kaiser über das<br />

Kirchengut eine Verhandlungsmasse zugefallen, die er in seinem Sinn verhandeln<br />

konnte.<br />

Anmerkung meines Historikers: „Das ist alles viel zu oberflächlich! Das von den<br />

protestantischen Fürsten eingezogene Kirchengut ist doch nur für den Kaiser<br />

interessant, wenn er selbst es sich aneignen kann. Das aber ist, jedenfalls damals,<br />

unmöglich, da er als Schutzherr der Kirche gilt.“<br />

Die Frage, wie sie gelegentlich gestellt wird, warum Kaiser Karl V. nicht die reichsweite<br />

Reformierung zuließ, verkennt neben vielem anderem die Tatsache, dass die Fürsten<br />

zwar gerne die Reformierung akzeptiert hätten, aber nur um den Kaiser anschließend<br />

wieder <strong>im</strong> Stich zu lassen. Karl V. konnte nichts Klügeres tun, als die Refomation zu<br />

verhökern, nicht nur einmal – der Fall Württemberg zeigt es, sondern <strong>im</strong> selben<br />

Atemzug nach mehreren Seiten und <strong>im</strong>mer wieder aufs Neue.<br />

Karl V. war best<strong>im</strong>mt kein Kaiser <strong>des</strong> Volkes, aber er war ein Großer. Er war der letzte<br />

Kaiser, der die Fürsten in ihre Schranken wies, ein Mann, den sie am Ende derart<br />

fürchteten, dass sie sich nur durch die so genannte Fürstenverschwörung, sprich:<br />

gemeinschaftlichen Reichsverrat, durch die Abtretung lothringer Bistümer an<br />

Frankreich, zu wehren und zu bewahren wussten.<br />

Bei seiner Abdankung <strong>im</strong> Jahre 1556 spricht Karl V. in Brüssel vor den burgundischen<br />

Ständen: „Ich wurde König von Spanien, dann selbst Kaiser, nicht um persönliche<br />

Macht zu vergrößern, sondern um das Wohl dieser Länder zu mehren …“<br />

Die Schulden, die er der Bevölkerung bei den Fuggern, Welsern und anderen hinterließ,<br />

beliefen sich auf 10 Mio. Gulden; das entspricht etwa 100 Tonnen Gold.<br />

Das Zeichen <strong>des</strong> Dollars, <strong>des</strong> einstigen Talers, ist das Abzeichen der Monarchie Karl V.<br />

und auch Stempel damaliger Münzen aus südamerikanischem Silber: Zwei Säulen und<br />

ein Spruchband; sie stehen für die Säulen <strong>des</strong> Herkules und die Warnung der Antike<br />

„Non plus ultra“ – Segle nicht hinaus in das Barbarische, Unbekannte. Karl V. wandelte<br />

es zu seinem „Plus ultra“, Weiter hinaus! Ein Motto, das auch gut zu <strong>Faust</strong> passte.<br />

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