12.01.2013 Aufrufe

Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Mit dem Edikt „Cum ad conservandum“ macht sich Kaiser Friedrich II. <strong>im</strong> Jahr 1224 die<br />

Linie der Kirche auch offiziell zu Eigen. Er stellt fest, als höchste weltliche Gewalt sei es<br />

seine von Gott aufgegebene Pflicht, zum Schutz <strong>des</strong> Glaubens gegen Häretiker<br />

vorzugehen und sie zu bestrafen.<br />

1229 wird der Kreuzzug, er ist als Albigenser-Kreuzzug in die Geschichte eingegangen,<br />

erfolgreich beendet. Der verbrecherische wie riskante Schritt, den Machterhalt über die<br />

Einführung der Folter zu suchen, hatte sich in der Sache als richtig erwiesen.<br />

Die Auseinandersetzungen mit Glaubensabweichlern, die Verfolgungen, die Kriege,<br />

sollten bis ins 17. Jhdt. dauern. Ins <strong>Visier</strong> gerieten Amalrikaner, Apostelbrüder, Beginen<br />

und Begarden, Brüder und Schwestern <strong>des</strong> freien Geistes, Flagellanten, Fraticellen,<br />

Hussiten, Joach<strong>im</strong>iten, Lollarden, Protestanten, Waldenser, Wiedertäufer u. a.<br />

In Spanien und Portugal ging man zudem gegen konvertierte Juden, die Conversos,<br />

vor, sowie gegen getaufte Musl<strong>im</strong>e, die Moriscos; man unterstellte ihnen Scheinchristentum.<br />

Im Jahr 1232 dehnt der Kaiser die Inquisition, also auch die Anwendung der Folter <strong>im</strong><br />

Falle der Anklage auf Häresie und Hexerei, auf das gesamte Hl. Römische Reich aus.<br />

Was hat den Enkel Barbarossas, jenen von der Geschichtsschreibung so hoch<br />

verehrten Kaiser Friedrich II. – zwe<strong>im</strong>al vom Papst exkommuniziert, einmal vom Konzil<br />

für abgesetzt erklärt – veranlasst, eine Generalvollmacht zur unbegrenzten Ketzerverfolgung<br />

zu unterschreiben, der Kirche einen derart deutlichen Gewinn an Macht zu<br />

gestatten?<br />

Die Päpste jener Jahre zählen gewiss nicht zu <strong>des</strong> Kaisers Freunden, andererseits hat<br />

er selbst keine Skrupel, mit dem Heiligen Stuhl wenig heiligmäßig umzugehen.<br />

Papsttum und Kaiser, beide wollen die alleinige Macht, wie Katz und Hund umtoben sie<br />

die Beute.<br />

Seit seiner Krönung in Aachen <strong>im</strong> Jahre 1218 hatte Friedrich II. zunächst einen<br />

Kreuzzug in das Heilige Land, d. h. die Nachfolge König Davids, also den Anspruch<br />

<strong>des</strong> Weltkaisertums, sowie den Erhalt seines Besitzes von Sizilien verfolgt. Sizilien<br />

wurde ihm vom Papst zunächst streitig gemacht, <strong>im</strong> Jahr 1230 einigen sich Papst und<br />

Kaiser be<strong>im</strong> so genannten Friedensschluss von San Germano. Sizilien bleibt in der<br />

Hand <strong>des</strong> Kaisers.<br />

Danach kämpfte Friedrich II. um den Erhalt seiner lombardischen Besitzungen und griff<br />

mehrfach bei Papstwahlen ein, dazu ließ er auch Bischöfe einsperren. Einer der Päpste<br />

floh 1244 nach Lyon, er zitierte aus dem 124. Psalm: „… die Schlinge ist zerrissen, und<br />

wir sind befreit.“<br />

Der Kaiser bemühte darauf das 28. Kapitel der Sprüche Salomos: „Entflohen ist der<br />

Gottlose, den niemand verfolgt hat.“<br />

Von Friedrich II. stammt angeblich auch der Spruch: „Drei Betrüger täuschten die Welt,<br />

Moses, Jesus und Mohammed.“<br />

Groß ist die Freude am Hof <strong>des</strong> Papstes, als zum Weihnachtsfest <strong>im</strong> Jahr 1250 der<br />

Tod <strong>des</strong> Kaisers bekannt wird. „O festlicher Tag, feierlicher Erinnerung würdig! O Tag<br />

der Freude und ungeheuerer Fröhlichkeit! O willkommener Tod, erwünschter Tod!“<br />

Es ist ersichtlich, dieser Kaiser hat keinerlei Skrupel, er ist mächtig, er ist gewiss nicht<br />

<strong>des</strong> Papstes Diener. Doch diese durchaus beeindruckenden Auseinandersetzungen in<br />

Italien lassen übersehen, dass Kaiser Friedrich II. nicht mehr erreichte, als seine<br />

Rechte in Italien zu bewahren, die Vorgänge in Deutschland lassen sie gänzlich außer<br />

Acht.<br />

„Der Glanz <strong>des</strong> staufischen Kaisertums unter Friedrich I. (Barbarossa, 1152-1190) und<br />

Heinrich IV. (1190-1197) kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass deren Machtgrundlage<br />

in Deutschland damals bereits stark reduziert war.“ Eine Entwicklung, die sich<br />

durch die Doppelwahl und nachfolgenden Streitigkeiten zwischen Philipp von<br />

Schwaben und Otto IV. (1198-1218) beschleunigte. Eine Phase verstärkter Schwäche,<br />

in der Rom sich unwidersprochen zum höchsten irdischen Gesetzgeber erklären<br />

konnte.<br />

248

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!