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Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

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haften Leuten für wahr gehalten, seien reine Dichtung, nur ersonnen, um das einfache<br />

Volk, das eine Neigung zu Aberglauben und magischen Künsten habe, probat<br />

abzuschrecken.“<br />

Zu welcher Kategorie „Mensch“ Schriftsteller auch gehören, sie ließen sich jedenfalls<br />

nicht abschrecken, sie fühlten sich vom phantastischen Stoff der „Historia“ magisch<br />

angezogen.<br />

*<br />

Geschichtsfälschung auf protestantisch<br />

Mit Drucklegung <strong>des</strong> „Hexenhammers“, er wurde in ganz Deutschland gut nachgefragt<br />

und laufend nachgedruckt, meldeten sich auch einzelne St<strong>im</strong>men, die sich gegen den<br />

„Hexenglauben“ wandten – und keinen Erfolg hatten.<br />

Bereits 1515 notierte der Jurist Ponzivibius in Piacenza in seinem Buch „De Lamiis“,<br />

Über Hexen, Hexen seien irre geleitete, verblendete Personen, für Hexerei könne es<br />

keine Beweise geben.<br />

Agrippa von Netteshe<strong>im</strong> vertrat um 1530 die Auffassung, Hexerei sei Betrug oder<br />

beruhe eben auf besonderen Kenntnissen der Natur.<br />

1515 wurde Johann Weier zu Grave in Brabant geboren, als Arzt veröffentlichte er<br />

1563 „De Praestigiis Daemonium“, von den Blendwerken der Teufel, sowie „De<br />

Pseudomonarchia Daemonum“, von der Scheinherrschaft der Dämonen.<br />

Weier vertrat die Ansicht, die angeblichen Hexen seien vom Teufel mit Melancholie<br />

geschlagen worden, die Frauen bedürften ärztlicher Behandlung. Weiers Bücher<br />

wurden mehrfach auf den Index gesetzt, ob er selbst Protestant oder Katholik gewesen<br />

war, ist unbekannt.<br />

Eine traurige Ausbeute an Engagement, aber <strong>im</strong>merhin, noch wagte man anderer<br />

Ansicht zu sein.<br />

Auch Regressansprüche waren Anfangs <strong>des</strong> 16. Jhdts. noch möglich:<br />

1508 verklagte eine Anna Spülerin aus Rückingen 23 Einwohner auf 2000 Gulden, da<br />

diese sie vor den Hexenrichter gebracht hätten.<br />

In den Jahrzehnten nach 1560 wurden Zweifel an der Hexerei als satanisch gebrandmarkt;<br />

Hagelschläge, die ganze Landstriche zerstörten, bewiesen die Hexenkunst.<br />

Das gleiche galt für Appelle an die Menschlichkeit; niemand sei unmenschlicher als die<br />

Hexen selbst. Die „Hexenjustiz“ nahm ein allumfassen<strong>des</strong> Notstandrecht in Anspruch,<br />

Folterknechte, Advokaten, Richter taten ihre Pflicht, Beamte und Stadträte wohnten<br />

den Verhandlungen ordnungsgemäß bei, Universitäten prüften die Urteile.<br />

Abgerechnet wurde zum Stückpreis.<br />

Am 11. Mai 1590 meldete auch die Fuggerzeitung, interessanter Weise zum ersten<br />

und zum einzigen Mal, Hexenverfolgungen, und zwar den Beginn Münchner<br />

Verfolgungen. Warum das „Handelsblatt“ es einer Meldung für würdig erachtete, ist<br />

nicht unmittelbar klar. Es berichtet von sechs „Tätern“: „Drey Herren von der Fürstlichen<br />

Cantzley, andrer drey Herren vom Rath“.<br />

Im Jahr 1631 wurde die „Cautio Cr<strong>im</strong>inalis“ oder „Rechtliche Bedenken wegen der<br />

Hexenprozesse“ – ohne die vorgeschriebene Druckerlaubnis – publiziert.<br />

Der Verfasser blieb nicht lang verborgen. Es war der Jesuit Friedrich von Langenfeld,<br />

genannt Friedrich von Spee. Dass er für sein Werk nicht belangt wurde, verdankt er<br />

seinen Ordensoberen. Das Werk brachte zwar kein Ende der Hexenverfolgungen, es<br />

setzte jedoch einen Denkprozess in Gang.<br />

Zwanzig Jahre später begannen sich die Zweifel am Wesen der Hexenprozesse<br />

allgemein zu mehren, noch mal später wurden schließlich Gutachten gefordert.<br />

Christian Thomasius in Halle schreibt in seinem Gutachten:<br />

„Dieser gegenwärtige casus wurde auch anno 1694 in unsere Facultät geschickt <strong>im</strong><br />

Monat September, und war ich damahls noch mit der gemeinen (allgemeinen)<br />

Meinung von den Hexen-Wesen so eingenommen, dass ich selbst dafür geschworen<br />

hätte… Ich hatte es so gehöret und gelesen, und der Sache nicht ferner nachgedacht.<br />

… Dieses waren die ersten Hexen-Acten, die mir Zeit Lebens waren unter die Hände<br />

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