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Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

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Mit „Magister“ und „Doktor“ geht <strong>Faust</strong> einen deutlichen Schritt weiter, er stellt sich in<br />

die Reihe der Studierten einer Universität.<br />

Der Namenszusatz „Hedelbergensis“ oder auch „Haidlberg“, zielt in die nämliche<br />

Richtung, es verführt den Gegenüber zu der Annahme, <strong>Faust</strong> habe studiert; nicht in<br />

Prag oder Leipzig, sondern <strong>im</strong>merhin in Heidelberg. Die Universität von Heidelberg,<br />

1386 gegründet, war eine angesehene Universität.<br />

Heidelberg beherbergte neben der Universität auch eine kurfürstliche Residenz, nicht<br />

zuletzt war es die Wirkungsstätte <strong>des</strong> weltbekannten Astronomen Johannes Virdung;<br />

<strong>Faust</strong> hat sich also das Ansehen der Stadt als Ganzes unter die Flügel gefächelt.<br />

Der Verweis auf Heidelberg führte in der <strong>Faust</strong>forschung zu der Überlegung, ob <strong>Faust</strong><br />

ein gebürtiger Heidelberger gewesen sei; darauf fand sich allerdings kein weiterer<br />

Hinweis.<br />

Mit Heidelberg eiferte später – neben einigen anderen Orten, auch „helmstet“ um die<br />

Ehre dem großen Schwarzkünstler posthum eine Geburtsurkunde auszustellen; <strong>Faust</strong><br />

hatte sich <strong>im</strong> Juni 1528 dem Rebdorfer Prior Kilian Leib als „Georgius <strong>Faust</strong>us<br />

helmstet“ vorgestellt.<br />

Vergebliche Mühe, auch „helmstet“ blieb gegen Knittlingen auf der Strecke.<br />

Allerdings führte das “helmstet“ zu interessanten Überlegungen anderer Art.<br />

Das heutige Helmstedt-Bargen liegt etwa 35 Kilometer von Knittlingen entfernt.<br />

Nachweislich standen damals viele Menschen aus „helmstet“ bei Knittlingern in Dienst.<br />

Könnte es sein, fragten sich <strong>Faust</strong>forscher, dass <strong>Faust</strong> das Kind einer Magd aus<br />

„helmstet“ war; unehelich geboren, erbte er die Leibeigenschaft seiner Mutter.<br />

Eine gute Lüge besteht zu 50% aus Wahrheit. Man muss kein <strong>Faust</strong> sein, um das<br />

„helmstet“ in den Raum zu stellen und wirken zu lassen, so dem Gegenüber dann eine<br />

Verbindung zu den Grafen von Helmstet in den Sinn kommt, so ist das entschieden<br />

angenehmer, als dass man sich selbst als armer Bankert mit Helmsteter<br />

Leibeigenschaft offenbarte.<br />

Mit „Philosoph der Philosophen“ erhebt sich <strong>Faust</strong> über die Gebildeten seiner Zeit, er<br />

stellt sich auf eine Stufe mit Aristoteles; der Mensch von Heute fühlt sich bei soviel<br />

Verstiegenheit unangenehm berührt. Aus jener Zeit sind uns einige Persönlichkeiten<br />

bekannt, die nicht anders als <strong>Faust</strong>, sich mit „Aristoteles“ angenehm berührt fühlten;<br />

verständlich, so man umfassend belesen ist, den Fächerkanon einer damaligen<br />

Universität absolviert hat und obendrein sieben Fremdsprachen mächtig ist.<br />

<strong>Faust</strong> – soweit erkennbar, beherrschte Deutsch und Latein, sein Anspruch auf einen<br />

Sitz neben Aristoteles rührte wohl aus seinem Erfolg als Wahrsager.<br />

Dass <strong>Faust</strong> gelegentlich auch den Namen eines Halbgotts spazieren trug, sich<br />

„Helmitheus“ nannte, war ebenfalls nichts Ungewöhnliches. Der Dichter Eobanus<br />

Hessus wurde von Mutianus als „Zweiter Pindar“ bezeichnet. Agrippa von Netteshe<strong>im</strong><br />

ließ sich bisweilen als „Deus“ titulieren. Cornelius Aurelius schrieb von einem<br />

„göttlichen Trithemius“. Und nicht zuletzt Johannes Trithemius selbst, er bedient sich<br />

seines He<strong>im</strong>atorts Trittenhe<strong>im</strong> in phantastisch schillernder Antikisierung, er nennt sich<br />

Trithemius.<br />

Das Latinisieren und Gräcisieren <strong>des</strong> angestammten Namens braucht ein gerütteltes<br />

Maß an kühner Entschlossenheit. Ein gewisser Drahtzieher, der sich zu Thraziger<br />

veredelte oder ein gewisser Kannegieser, der sich zu Cantagiser ummodelte, sie<br />

wirken recht blass <strong>im</strong> Vergleich mit einem Philipp Schwarzerd, der <strong>im</strong> Saft umfassender<br />

Bildung zu Otho Germanus Philippus Melanchthon mutiert. Dass bei entsprechendem<br />

Lebenswerk ein wenig auch viel sein kann, beweist ein Martin Luder, er nennt sich<br />

Martinus Lutherus.<br />

„Georgius Sabellicus <strong>Faust</strong>us junior“ heißt es <strong>im</strong> Original <strong>des</strong> Trithemius-Brief und<br />

„Georgius <strong>Faust</strong>us Helmitheus Hedelbergensis“ notierte Conradus Mutianus.<br />

Drei hintereinander geschaltete lateinische Namen bedeuten nicht weniger, als dass<br />

<strong>Faust</strong> sich erfrechte, sich zum Kreis der Humanisten zu zählen. Ausgehend von<br />

Pomponius Laetus, einem Universitätslehrer in Rom um 1480, war es Brauch<br />

geworden, dass man unabhängig von der Muttersprache seinen Namen latinisierte<br />

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