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Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

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nachgerüstet, sondern in zusammen hängenden Arbeitsschritten erdacht, skizziert und<br />

umgesetzt wurde. Das würde bedeuten, der Schrank ist nicht älter als Paracelsus.<br />

Nun wäre es interessant zu wissen, in welchem Jahr Paracelsus seine Erkenntnis über<br />

das SAL bekannt machte. Das in Erfahrung zu bringen war mir nicht möglich; es<br />

scheint, dass es sich aus den Schriften, die Paracelsus hinterließ, nicht mehr<br />

rekonstruieren lässt.<br />

Es lässt sich jedoch ein Zeitfenster ausmachen: 1510, <strong>im</strong> Alter von 17 Jahren, erlangte<br />

Paracelsus in Wien den Grad eines Bakkalaureus der Medizin. 1517 erwarb er in<br />

Ferrara die Doktorwürde, es folgten Wanderjahre als Wundarzt. 1524 / 1525 ließ er<br />

sich in Salzburg nieder. Möglicher Weise ist <strong>Faust</strong> niemals bis nach Ober-Italien<br />

vorgedrungen, gut und gern kann er aber in Salzburg gewesen sein und hatte dort<br />

Paracelsus kennen gelernt. Oder kam es erst zwei Jahre später zu einem Treffen, als<br />

Paracelsus nach Straßburg und anschließend nach Basel ging? Wir wissen, der Pfarrer<br />

Johannes Gast speiste mit <strong>Faust</strong> in Basel <strong>im</strong> Oberen Collegium; nicht auszuschließen,<br />

dass <strong>Faust</strong> sich <strong>des</strong> Öfteren in Basel aufgehalten hat.<br />

Es ist müßig, hier in Jahreszahlen zu stochern. Ganz abgesehen davon, dass es nicht<br />

einmal den Hauch einer Andeutung gibt, dass <strong>Faust</strong> und Paracelsus jemals miteinader<br />

gesprochen haben, doch in der Zeit nach 1517 könnte sich <strong>Faust</strong> mit dem SAL-Prinzip<br />

vertraut gemacht und das Zeichen auf den Schrank gemalt haben. Jedenfalls muss es<br />

vor dem Jahr 1534 geschehen sein, denn unter Herzog Ulrich wurde Knittlingen 1534<br />

zwangsreformiert, und dass mit Lutheranern kein Bund zu flechten war, sollte <strong>Faust</strong><br />

spätestens seit 1532, mit der Nürnberger Weigerung, ihm Geleit zu gewähren, bekannt<br />

gewesen sein.<br />

Es ist gewiss nicht falsch festzustellen, falls <strong>Faust</strong> es gewesen war, der die Zeichen auf<br />

den Schrank setzte, dann kommt dafür die Zeit zwischen 1517 und 1534 in Frage.<br />

Könnte <strong>Faust</strong> den Schrank selbst gebaut haben? Ein Winter ist lang und <strong>Faust</strong> zu<br />

unterstellen, dass er kein Holz bearbeiten konnte, geht grundsätzlich zu weit. Der<br />

mittelalterliche Mensch besaß handwerkliches Können in vielen Bereichen. Man<br />

bedenke auch, Handwerker arbeiteten damals, soweit es das Wetter zuließ, vor der<br />

Werkstatt auf der Straße, und <strong>Faust</strong> hatte ihnen sicher bereits als Bub oft zugeschaut,<br />

war ihnen eventuell auch zur Hand gegangen. <strong>Faust</strong> kam auch viel herum, das Stehlen<br />

beginnt bekanntlich mit den Augen. <strong>Faust</strong> war außerdem Astronom, er konnte mit Zirkel<br />

und Messstab umgehen.<br />

Nach allem, was wir in etwa über <strong>Faust</strong> zu wissen glauben, darf man jedoch<br />

ausschließen, er habe den Schrank gebaut. Es handelt sich bei dem verarbeiteten Holz<br />

nämlich um Nussbaum, ein Holz, das recht hart ist und bei den damals gängigen<br />

Werkzeugen ein hohes Können brauchte, um eine derart saubere und passgenaue<br />

Arbeit zu liefern. Es wird sogar unterstellt, dass es zur Zeit <strong>des</strong> <strong>Faust</strong>s, keinen Tischler<br />

in Knittlingen gab, der in der Lage gewesen wäre, diesen Schrank zu fertigen.<br />

Der Schrank musste also nach Knittlingen transportiert werden. Ein Schrank in Form<br />

eines Davidsterns, hätte das nicht an den Zollstellen entlang der Straßen mit<br />

Geleitschutz zu Fragen geführt? Nicht unbedingt, die Form <strong>des</strong> Schranks, auch die<br />

aufmalten Zeichen, wurden damals und auch später, nicht grundsätzlich als schwarzmagisch<br />

gewertet.<br />

Ein derartiges Möbel passte auch zu einem Alchemisten oder zu einem Apotheker.<br />

Wurde der Schrank bei Juden gekauft? Doch warum sollten diese den Schrank<br />

verkaufen? Der Schrank ist einzig auf der Welt! Parallel zu den christlichen<br />

„Wissenssuchern“ existierte eine Entsprechung von „Wissenssuchern“ jüdischen<br />

Glaubens. Die christlichen Konkurrenten mutmaßten, die Juden wären in der Magie<br />

und der Alchemie viel weiter fortgeschritten, schließlich seien sie seit uralten Zeiten mit<br />

dem Wissen der Babylonier vertraut.<br />

Das in die Türfläche <strong>des</strong> Schranks eingearbeitete „ELOHIM.“ ist allerdings in<br />

lateinischen Großbuchstaben ausgeführt, die Überlegung, ob der Schrank jüdischen<br />

Ursprungs sei, trägt also nicht.<br />

Wozu mag <strong>Faust</strong> diesen Schrank benutzt haben?<br />

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