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Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

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Und über die Kunst, die <strong>Faust</strong> übte, äußern sie: „Das aber die praktik solcher Kunst nit<br />

allain gottlos, sonder zum höchsten sorgclich, das ist unlaugenbar, dann sich das in der<br />

erfarnus beweist, und wissen, wie es dem weitberüempten schwarzkünstler, dem<br />

<strong>Faust</strong>o, ergangen.“<br />

Nachdenklichkeit spricht aus den Worten, man vermeint geradezu die warnend<br />

erhobenen Zeigefinger und die bedenklichen Mienen der Autoren vor sich zu sehen.<br />

Es ist eine Radikalisierung <strong>im</strong> Gange, aber noch gibt es neben dem entschlossenen<br />

Wüten, einige Tagereisen entfernt, das eindringliche Warnen; eine Toleranz – nicht<br />

mehr für „verbrecherische Weibsleut“, doch genug, damit ein Doktor <strong>Faust</strong>us<br />

Philosophus manövrieren und wirken konnte.<br />

Für den Breisgau als Rückzugsgebiet spricht auch das Kl<strong>im</strong>a, es ist mild – alte<br />

Knochen wissen das zu schätzen.<br />

<strong>Faust</strong> hatte sicherlich neben dem Adel, in Zusammenhang mit den Universitäten von<br />

Freiburg, Basel und Straßburg, auch wieder mit Gebildeten zu tun, ebenso mit<br />

gutgestellten Handwerksmeistern, allesamt Leute, die sich für seine Horoskope<br />

interessierten. Nicht zu vergessen, <strong>im</strong> Breisgau und <strong>im</strong> gegenüberliegenden Elsass<br />

wird Weinbau betrieben, auch wohlhabende Bauern werden weiterhin zu seinen<br />

„Kunden“ gehört haben.<br />

Wobei man vielleicht nicht allein den Breisgau als letztes Reisegebiet sehen sollte, die<br />

habsburger Erblande reichten auf der anderen Seite <strong>des</strong> Rheins damals über<br />

Besancon hinaus.<br />

Die Z<strong>im</strong>mersche Chronik liefert uns keinen Bericht darüber wie <strong>Faust</strong> ums Leben kam,<br />

vermutlich <strong>des</strong>halb, weil darüber ohnehin jedermann Bescheid wusste.<br />

Die Chronik spricht von einem gewaltsamen Tod, das jedoch gleich mehrmals: „man<br />

sagt, ellengclichen gestorben …vermaint, der bös gaist, den er in seinen lebzeiten nur<br />

sein schwager genannt, habe ine umbbracht … in großem alter vom bösen gaist<br />

umbgebracht worden …“<br />

Die wiederholte Information, dass <strong>Faust</strong> vom Teufel umgebracht wurde, macht fassbar<br />

wie bestürzt die Menschen über <strong>Faust</strong> Tod waren. Selbst fünfundzwanzig Jahre später<br />

sind die Autoren der Chronik noch <strong>im</strong>mer beunruhigt. Dass diese Aufregung allgemein<br />

war, wird durch die Aussage „Vil haben allerhandt anzeigungen und<br />

vermuetungen noch vermaint“ bestätigt; die Gerüchteküche brodelte, <strong>Faust</strong>s<br />

„ellengclicher“ Tod war in aller Munde.<br />

Was die Menschen redeten, wird in etwa durch die Geschichten fassbar, die in den<br />

Büchern der volksnahen <strong>Faust</strong>forschung aufbereitet werden: Ein Wanderer will nachts<br />

ein pötzliches Sturmgebraus und ein Jammern gehört haben, obgleich kein Lüftchen<br />

gegangen sei. Andere wollen beobachtet haben wie etwas Schwarzes vor dem Mond<br />

vorbei gezogen sei; das sei der Teufel gewesen, der mit <strong>Faust</strong>s Seele unterwegs war.<br />

Der viel geschmähte Manlius hat die Ehre, er liefert uns nicht nur den einzigen,<br />

sondern auch einen recht detaillierten Bericht über die Vorgänge bei <strong>Faust</strong>s Tod.<br />

Es ist müßig um diesen Baustein eine Diskussion zu entzünden. Ich persönlich kann<br />

keine theologische oder sonst wie begründete Einfärbung ausmachen, was vielmehr<br />

überzeugt, die Schilderung ist in keiner Weise spektakulär, sie ist lebensnah.<br />

Die Gewährsleute für den Bericht sind die Männer, die <strong>Faust</strong> tot aufgefunden haben.<br />

Der Wirt, vorsichtig wie er war, hatte sie vorsorglich als Begleiter und Zeugen mitgenommen.<br />

<strong>Faust</strong>s verändertes Wesen am Tag zuvor, der nächtliche Lärm sowie die<br />

fortgeschrittene Tageszeit, dem Wirt schwante etwas.<br />

Der Bericht lautet:<br />

„Vor wenig jaren ist derselbige Johannes <strong>Faust</strong>us / den tag vor seinem letzten ende /<br />

in einem Dorff in Wirtenberger landt gantz trawrig gesessen. Der Wirt fragt jn / Wie es<br />

keme / das er doch sonsten nicht pflegte – dann er war sonsten gar ein<br />

vnuerschämbter Vnflat / vnnd fürete gar uberauß ein bübisch leben / also / das er<br />

etliche mal schier vmbkommen were von wegen seiner grossen Hurerey. Da hat er<br />

zum Wirt gesagt: So er etwas in der nacht hören würde solt er nicht erschrecken. Vmb<br />

Mitternacht ist <strong>im</strong> Hause ein grosses getümmel worden. Des morgens wolte der <strong>Faust</strong>i<br />

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