12.01.2013 Aufrufe

Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Rethorik, Aristoteles, Putzdienst, Messe, Mittagessen, Küchendienst, Ruhepause,<br />

Glaubenslehre: „Heute der hl. Augustinus, die Lehre vom Dämonenpakt: Wer ad<br />

exemplum ein Amulett benutzt, geht allein durch Gedanken bereits einen Pakt ein. Erst<br />

durch Gedanken erhält es seinen Wert, entfaltet es seine Wirkung. Der hl. Thomas von<br />

Aquin unterscheidet dazu: „pacta expressa“, also durch Worte, und „pacta tacita“, das<br />

heißt durch Gedanken, die mit Gottes Erlaubnis handelnden Dämonen können dann<br />

alles bewirken. Auch ein unbewusster Pakt ist möglich: „pactum tacitum“…“<br />

Wer möchte bezweifeln, dass nur wenige Jahre eines derart streng reglementierten<br />

Lebens einem Menschen einen deutlichen Schliff geben?<br />

Und hier könnte sich auch erstmalig der Lebensweg <strong>des</strong> künftigen Teufelsbündners<br />

Johann Georg <strong>Faust</strong> mit dem <strong>des</strong> künftigen Abtes Johannes Entenfuß gekreuzt haben.<br />

Letzterer stammte ebenfalls aus einem Nachbarort, aus Öwishe<strong>im</strong>.<br />

Zur Welt eines Klosters gehörte auch ein Kräutergarten. Mönche waren bekanntlich<br />

nicht nur Feinschmecker, sie verstanden auch etwas von Heilpflanzen, deren Aufbereitung<br />

und Anwendung. <strong>Faust</strong> war auch Arzt gewesen, in Maulbronn könnte er erstes<br />

Wissen dafür erworben haben.<br />

Die Bezeichnung „Philosophus“ sowie <strong>Faust</strong>s Behauptung, „dass er in der Alchemie<br />

von allen, die je gewesen, der Vollkommenste sei“, sie könnten bedeuten, <strong>Faust</strong> war<br />

auch an der Alchemie interessiert.<br />

Es ist nicht auszuschließen, dass man sich <strong>im</strong> Kloster auch mit alchemistischen<br />

Exper<strong>im</strong>enten beschäftigte.<br />

Der Begriff „Alchemie“ ist heute durch das „Goldmachen“ verrufen. Dabei ging es in der<br />

Alchemie in erster Linie um Materialforschung. Al-chumeia heißt auf Arabisch: Lehre<br />

von den Erden, Al-chumeia lässt folgerichtig an „Humus“ denken, das Wort „Homo“<br />

liegt in unmittelbarer Nähe. Das chemische Wissen <strong>im</strong> heutigen Sinn war dabei gering,<br />

geforscht wurde auf exper<strong>im</strong>enteller Basis; wenn der Kessel zum zweiten Mal<br />

explodiert war, wusste man, der gedachte Weg ist definitiv falsch. Man exper<strong>im</strong>entierte<br />

mit neuen Metallmischungen, suchte nach Ersatzstoffen für teure Materalien, man<br />

testete Färbemittel für Textilien, Holz und Glas. Die ersten Glashütten in Deutschland<br />

wurden von den Klöstern betrieben, Klöster verfügten über Kapital, Arbeitskräfte und<br />

Organisationsstrukturen.<br />

Die Alchemie war nicht nur eine eine teure Forschung, sie brauchte auf Grund der<br />

gewaltigen Öfen auch entsprechende Räumlichkeiten, wie sie anfänglich nur in<br />

Klöstern vorhanden waren.<br />

Ob nun <strong>im</strong> Kloster Maulbronn die Mönche sich mit der Alchemie beschäftigten, wir<br />

wissen es nicht, denkbar wäre es; die Interessen der Mönche waren weit gespannt.<br />

Im Kloster Maulbronn gab es auch jene Bücher, mit deren Inhalten die Gebildeten jener<br />

Zeit vertraut waren. Dazu gab es Anleitung sie zu verstehen sowie die Übung <strong>des</strong><br />

Disputs.<br />

Wie viele Bücher die Bibliothek umfasste ist unbekannt. Bücher waren teuer, der<br />

Buchbestand eines Klosters umfasste damals in der Regel etwa vierzig Bücher.<br />

Wie die Vorgänge um Abt Trithemius <strong>im</strong> Kloster Sponhe<strong>im</strong> zeigen, beschäftigte man<br />

sich in klösterlichen Kreisen auch mit den „Gehe<strong>im</strong>en Wissenschaften“. Bereits das<br />

theoretische Studieren der Weißen Magie musste zwangsläufig die Grenzen der<br />

verbotenen Schwarzen Magie berühren.<br />

Und Kenntnisse der Metaphysik waren für jeden Wissbegierigen ohnehin zwingend.<br />

Das Metaphysische war der Kitt, der die Welt <strong>des</strong> Wissens zusammenhielt, die<br />

Erklärung für die rätselhaften Vorgänge in der Physik und der Alchemie, der wabernde<br />

Ersatzstoff für das fehlende Wissen in nahezu allen Bereichen.<br />

Nicht zuletzt, man denke an die Notiz <strong>des</strong> Rebdorfer Priors vom Juli 1528, beschäftigte<br />

man sich mit jener Kunst, die damals en vogue war, mit der Astrologie.<br />

<strong>Faust</strong>s Aussage „wann Sonne und Jupiter <strong>im</strong> gleichen Grad eines Sternzeichen<br />

stehen“ macht nur Sinn, wenn sein Gesprächspartner in der Astrologie ein wenig<br />

beschlagen war. Dass der Prior, der zu jenen zählte, die an der Aussagekraft der<br />

Astrologie zweifelten, dennoch beschlagen war, zeigt sein Nachtrag für den Juni <strong>im</strong><br />

159

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!