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Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

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Die kirchlichen Missstände waren nicht neu. Neu war, dass das Thema unter einem<br />

nationalen Blickwinkel betrachtet und mit nationalistischen Tönen aufgeladen wurde,<br />

neu war auch der Einsatz von Flugschriften.<br />

Die Kritik hob zeitweise selbst gesellschaftliche Schranken auf, jeder wusste sich mit<br />

seiner Kritik in irgendeiner Form verstanden, die Kirche war zu einem Thema<br />

geworden, wo selbst Bruder Einfalt noch mitschwätzen konnte.<br />

Ende 1517 gelangen Luthers 95 Thesen in die Öffentlichkeit. Er greift den Ablasshandel<br />

an. Damit hat er den Daumen in die Wunde <strong>des</strong> öffentlichen Bewusstseins<br />

gelegt, obendrein ist er Professor in Wittenberg, das Echo ist ein gewaltiges.<br />

Bei den großen Hexenverfolgungen nach 1550 ist die Katastrophenhysterie dann<br />

offenkundig.<br />

In diesem Zusammenhang sei auf den Begriff „Schwarmintelligenz“ aufmerksam<br />

gemacht.<br />

Der Schwarm ist intelligenter als der einzelne, jedoch nur, solange jeder für sich denkt.<br />

Sobald der einzelne weiß, was andere denken oder glaubt es zu wissen, weil es<br />

beispielsweise über die Medien verbreitet wird, beginnt er sein Denken anzugleichen.<br />

Die Intelligenz <strong>des</strong> Schwarms n<strong>im</strong>mt ab, das Denken <strong>des</strong> Schwarms beginnt eine<br />

Richtung zu nehmen, so es die falsche Richtung ist, potenziert sich die Katastrophe.<br />

*<br />

Juden, Republikaner, Ketzer, Hexen<br />

Die Frage ist gestellt: Warum gibt es keine Nachrichten weder über wilde noch über<br />

„ordentliche“ Hexenverbrennungen in der Zeit von 1100 bis 1400?<br />

Mag sein, dass die Strafandrohungen für Hexerei stetig verschärft worden waren, doch<br />

das erklärt nicht den Verbleib der Antriebskräfte jener wilden Hexenverbrennungen aus<br />

der Zeit vor der Jahrtausendwende. Diese wilde Angst, aber auch böse Lust am<br />

Diffamieren, <strong>des</strong> sich gegenseitigen Anstachelns, um sich schließlich zusammen zu<br />

rotten, jemand aus der Behausung zu zerren und ihn zu verbrennen, oder ihn nun dem<br />

Richter zu zutreiben. Und die Obrigkeit, ist sie plötzlich blind? Die Volksmagie ist<br />

quicklebendig, es muss folglich Hexen geben!<br />

Oder gab es seit dem Jahr 1100 kaum mehr Hagelschläge, die ganzen Landstrichen<br />

das Brot nahmen? Gab es kaum noch Seuchen, welche die Menschen verzweifelt nach<br />

Schuldigen Ausschau halten ließen?<br />

Es sollte kein Zweifel daran bestehen, dass auch in diesen dreihundert Jahren Hexen<br />

und Heiler verbrannt wurden, doch die Zahl der in diesem Zeitraum Verurteilten war<br />

offenbar derart gering, dass uns darüber keine Nachrichten erreichten.<br />

Weit in der Geschichte zurückreichende Auseinandersetzungen zwischen Juden und<br />

Griechen, wobei vermutlich das harte Nebeneinander dieser zwei völlig verschiedenen<br />

Religionen in der Metropole Alexandrien als Katalysator wirkte, fanden nach der<br />

Christianisierung der Griechen ihre Fortsetzung als Machtkampf zwischen Juden und<br />

Christen. Die großen Schauplätze dieser Auseinandersetzungen, in Verbindung mit<br />

ersten antijüdischen Gesetzen, waren Ostrom, Nordafrika, Spanien.<br />

Etwa um das Jahr 750 flammte der Streit in Frankreich erneut auf. Die Karolinger<br />

hatten die judenfeindlichen Gesetze der Merowinger nicht nur weitgehend aufgehoben,<br />

neben christlichen Beratern weilten nun auch jüdische Berater am Hof.<br />

Die Kirche war in dieser Zeit keineswegs eine allumfassende Institution, das Heidentum<br />

in seinen verschiedenen Ausprägungen war noch <strong>im</strong>mer präsent.<br />

Die Politik der Karolinger, der Kirche über die Juden Paroli zu bieten, beziehungsweise<br />

die beiden Religionen gegeneinander auszuspielen, brachte die Kirche rasch in<br />

Schwierigkeiten. „ … Christen erklärten“ wurde nach Rom gemeldet, „die Rabbinen<br />

predigten besser … sie sabbatieren und kümmern sich nicht mehr um christliche<br />

Feiertage … sie speisen und trinken mit ihnen.“<br />

Nachdem alle christlichen Ermahnungen an die Herrscher nichts fruchteten, begann<br />

sich die Kirche über das Mittel der Predigt zu wehren: „Die Juden haben den Heiland<br />

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