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Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

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Nicht zu vergessen, fünf Kilometer entfernt liegt Knittlingen.<br />

5. Das Äbte-Verzeichnis<br />

Das Verzeichnis ist vermutlich weiträumig um 1700 entstanden. Offenbar wurde ein<br />

älteres Verzeichnis abgeschrieben, dabei wurde die bereits zitierte Erweiterung<br />

vorgenommen:<br />

Entenfuß, „iß Dr. <strong>Faust</strong>en deß Zeuberers Collega gewesen, welcher diesen Abbt zu<br />

Maulbronn besucht.“<br />

Bezeichnet der Schreiber Abt Entenfuß als <strong>Faust</strong>s Studienkollegen oder gar als<br />

Zauberkollegen?<br />

Es handelt sich, das sei vorweggenommen, wahrscheinlich um verspäteten Kollegenzauber.<br />

Das so entstandene Äbte-Verzeichnis ist das allererste Schriftstück überhaupt, das<br />

von einer Verbindung zwischen Abt Entenfuß und <strong>Faust</strong> und Maulbronn spricht; nach<br />

wohlgemerkt bald zweihundert Jahren. Wenn es eine Quelle nennen würde, dann<br />

taugte es wenigstens als Indiz, so taugt es zu gar nichts.<br />

Bevor das Verzeichnis in den Papierkorb segelt, bekommt es einen Ehrenplatz – auf<br />

Zeit – direkt neben meiner Tastatur. Eine „Urkunde“, aus dem Off herein gereicht, das<br />

ist ein Vorgang, er muss hinterfragt werden.<br />

*<br />

Geboren, verstorben, verweht<br />

„Ja, bist du verruckt? Bist narrisch? Des is doch gar nix! Sonne und Jupiter in ein und<br />

demselben Sternzeichen, damit kannst du rein gar nichts anfangen. Was glaubst, wie<br />

viel Arbeit so ein Horoskop ist?! Und na kummst du mit a solchem Schmarrn daher!<br />

Ohne Geburtsstunde geht gar nix!“<br />

So der Tenor meiner Bekannten Elfie K. in München, als ich sie mit <strong>Faust</strong> und <strong>des</strong>sen<br />

Rebdorfer „Sternbild“ konfrontierte.<br />

So interessant es ohne Zweifel gewesen wäre, <strong>Faust</strong> posthum ein Nativität zu<br />

erstellen, „der behutsame Beweis“ auf Grundlage <strong>des</strong> Rebdorfer „Sternbilds“, <strong>Faust</strong><br />

hätte am 23. April 1478 das Licht der Welt erblickt, muss nicht ausgeleuchtet werden.<br />

Es ist ohne Belang, ob <strong>Faust</strong> <strong>im</strong> Jahr 1478 oder um 1480 geboren wurde.<br />

Dass der 23. April 1478 auch ein Georgstag ist, darf zwar beeindrucken, doch<br />

erhielten Kinder, abhängig von der Familientradition, nicht zwingender Weise den<br />

Namen <strong>des</strong> Tagesheiligen. Gerne wurden die Vornamen der Eltern auch mit dem<br />

Namen <strong>des</strong> Tagesheiligen kombiniert. Unabhängig davon, nicht anders als heute, gab<br />

es Moden; in jener Zeit war der Name Johannes überaus beliebt.<br />

Eine falsche Annahme zieht bekanntlich die nächste nach sich.<br />

Es wurde bei den Überlegungen zum „Pergament“ ein Georg Stephan Gerlach<br />

erwähnt. Der Vorname Georg wurde auch prompt als weiterer Hinweis gewertet,<br />

Johann Georg <strong>Faust</strong> sei ein Gerlacher gewesen. Nicht zu vergessen, der Weisert-<br />

Kaufvertrag nennt einen Jörgen Gerlach. Und da <strong>Faust</strong> wahrscheinlich ein uneheliches<br />

Kind gewesen sei, wäre der Vorname seiner Mutter, vermutlich eine Johanna <strong>Faust</strong>,<br />

dem Georg vorangestellt worden.<br />

Die Verkettung „unverkrampfter Annahmen“ klingt <strong>im</strong> ersten Moment schlüssig und<br />

führt anschließend ins Nichts; auch Georg war damals ein Modenamen.<br />

Nun wäre freilich auch noch der Johannes aufzuspießen, denn die Quellentexte<br />

kennen einen Georgius, Georg oder Jörg <strong>Faust</strong>, von einem Johannes <strong>Faust</strong> wissen sie<br />

nichts. Von Johannes ist erstmalig <strong>im</strong> Manlius-Text die Rede, allerdings wissen wir,<br />

Manlius hat verlässlich notiert, was Melanchthon redete. Wie es scheint war <strong>Faust</strong> der<br />

wehrhafte St. Georg lieber als der Lieblingsjünger Jesu. Der heilige Georg war auch in<br />

der Ritterschaft hoch angesehen und der „Schwäbische Bund“ führte den Drachentöter<br />

sogar <strong>im</strong> Wappen.<br />

<strong>Faust</strong> sprach in Rebdorf von „Sonne und Jupiter <strong>im</strong> selben Grad eines Sternzeichen“.<br />

Es handelt sich um eine Selbstauskunft; dass es bei <strong>Faust</strong> mit dem Wahrheitsgehalt<br />

seiner Selbstauskünfte nicht weit her ist, wurde bereits in „<strong>Faust</strong> tritt auf“ dargestellt.<br />

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