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Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

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Gegen Goethe fühlten sich selbst anerkannte Wissenschaftler und Ärzte bedeutungslos.<br />

Wer etwas auf sich hielt, arbeitete an einer <strong>Faust</strong>version. Allein <strong>im</strong> 19. Jahrhundert<br />

entstanden mehr als 1500 <strong>Faust</strong>bearbeitungen. Sie sind weitgehend unbekannt<br />

geblieben, und einzig „Don Juan und <strong>Faust</strong>“ aus der Feder von Ch. D. Grabbe wird<br />

heute noch auf Bühnen gespielt.<br />

Es ist eine Besonderheit der <strong>Faust</strong>thematik, dass niemals eine Fortsetzung<br />

geschrieben wurde, sondern stets nur Variationen <strong>des</strong> Themas. <strong>Faust</strong> und Mephisto,<br />

der Strebende und der Zerstörer, ihre Charaktere sind absolut, beide sind nicht<br />

einsichtsfähig, beide können sich nicht mäßigen. So sie aufeinander treffen, spielen sie<br />

nur das eine Spiel.<br />

Der N<strong>im</strong>bus der Literatur setzte sich nahtlos <strong>im</strong> Nationalsozialismus fort, Dichter<br />

wurden gleichsam „Reichseigentum“, sie waren Teil der Legende von der rassischen<br />

Überlegenheit. Der historische <strong>Faust</strong> wurde als später Wotansjünger eingeordnet.<br />

Das hohe Ansehen der Literatur bewegte auch die Führung der DDR. Man erkannte in<br />

Goethes Werken sozialistische Züge, der historische <strong>Faust</strong> wurde als Revolutionär<br />

interpretiert.<br />

Aktuell liegen europaweit etwa 2000 <strong>Faust</strong>bearbeitungen vor, und die Summe derzeit<br />

bekannter Schriften, Bücher, Kommentare, Dokumentationen, die sich mit seinem<br />

Leben, beziehungsweise mit der daraus resultierenden Literatur beschäftigen, liegt <strong>im</strong><br />

Bereich von zehntausend.<br />

Kein Zweifel: „Sein Blut war ein besonderer Saft!“<br />

*<br />

Magdalena Bock, Kräuterweib und Zauberfrau<br />

Am 23. Juli 1963 bestätigt eine Frau dem Lehrer Karl Weisert eine Geschichte, die<br />

zum Gemeingut Knittlinger Überlieferungen gehört: Sie sei Nachfahrin <strong>des</strong> Bocke<br />

Madel, deren richtiger Name auf Magdalena Bock lautete, und die <strong>im</strong> einstigen Hexengässchen<br />

gewohnt habe. Das Bocke Madel sei bei <strong>Faust</strong> lange Jahre in Dienst<br />

gestanden, einmal, als er zu seinen Fahrten aufbrach, habe er...<br />

Eine Überlieferung, die recht dünn ist und dennoch einen Kern von Wahrheit in sich zu<br />

tragen scheint<br />

Ein „Hexengässchen“ gibt es heute in Knittlingen nicht mehr, es lässt sich auch nicht<br />

belegen, dass es jemals eine Gasse mit einem solchen Namen gab, Knittlingen wurde<br />

zwe<strong>im</strong>al (1632 und 1692) niedergebrannt. Gutmöglich dass es einst eine Gasse gab,<br />

die vom Volksmund praktischer Weise kurzerhand „Hexengässchen“ getauft wurde<br />

und uns allein über die Sage vom Bocke Madel zu Kenntnis gebracht wird. Ob nun das<br />

Bocke Madel bei der Namensgebung Patin stand, oder eine andere Frau, das muss<br />

offen bleiben.<br />

Das Bocke Madel hat wohl ein erhebliches Wissen über Heilpflanzen besessen,<br />

<strong>im</strong>merhin war es <strong>Faust</strong>, der ihre Dienste über mehrere Jahre in Anspruch nahm; dabei<br />

war sie gewiss nicht die einzige Knittlingerin, die sich mit Kräutern beschäftigte.<br />

Für den Fall, man siedelt die Jahre der Zusammenarbeit zwischen 1500 und 1510 an,<br />

jene Jahre, wo <strong>Faust</strong> eventuell noch nicht derart beschlagen war, dann könnte sie<br />

auch seine Lehrmeisterin gewesen sein. Zunächst aber gilt, <strong>Faust</strong> war nicht nur der<br />

Auftraggeber, als weit gereister Practicus und Astrologe besaß er auch ein breiteres<br />

Wissen. Im Übrigen sei an den Trithemiusbrief erinnert. Wie <strong>Faust</strong> in demselben<br />

geschildert wird, ist er doch sehr von sich überzeugt, sehr dominant. Er ist nicht<br />

unbedingt der Mensch, der auf Augenhöhe mit jemand zusammenarbeitet.<br />

Dennoch darf man annehmen, dass es eine gedeihliche Zusammenarbeit war; sie ging<br />

über einige Jahre. <strong>Faust</strong> und das Bocke Madel, sie haben wahrscheinlich viel von einander<br />

gelernt. In wie weit er dabei seine „höheren Kenntnisse“ der Astrologie und<br />

eventuell auch der Alchemie einbrachte oder ob er das Bocke Madel nach ihren<br />

Vorstellungen gewähren ließ, es muss offen bleiben.<br />

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