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Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

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Von seinen Mönchen wurde Abt Entenfuß <strong>im</strong> Jahr 1518 davon gejagt; wegen „üblen<br />

Hausens“, wie es heißt. Er kehrte als einfacher Mönch zurück und verstarb <strong>im</strong> Kloster<br />

Maulbronn.<br />

Nun das Gerücht mit einbezogen, dass <strong>Faust</strong> für den bauwütigen Abt Entenfuß als<br />

Goldmacher tätig war, dann ergibt sich eine verblüffende Übereinst<strong>im</strong>mung der<br />

Jahreszahlen sowie der Überlieferungen, wie sie <strong>im</strong> Allgemeinen gehandelt werden.<br />

„<strong>Faust</strong> hat, um für den Abt Gold zu machen, sich <strong>im</strong> Jahr 1516 dem Teufel verkauft<br />

und zwanzig Jahre später, in Grübelei über seine Dummheit, mit dem Teufel ein<br />

Geschäft machen zu wollen, diesen nachdenklichen Satz in ein Buch geschrieben. Der<br />

unsinnigen Wissenschaft leid geworden, verkaufte er das Buch, doch seine Reue kam<br />

zu spät, pünktlich, vier Jahre später, hat ihn der Teufel geholt.“<br />

Tja, so einfach kann <strong>Faust</strong>forschung sein!<br />

1. Der Pakt als Grundlage der Jahresermittlungen<br />

Dass <strong>Faust</strong> eine Art von Pakt schloss, ist nicht belegt; selbst in den Indizien findet sich<br />

nicht der geringste Hinweis darauf.<br />

Der Teufelspakt auf 24 oder auch auf 7 Jahre ist eine Dreingabe späterer <strong>Faust</strong>literaturen.<br />

Teufelspakte waren seit der Antike bekannt, auch Jesus wurde ein derartiges<br />

Geschäft vorgeschlagen. Der Teufel selbst wird in der „Historia“, dem ersten der<br />

Volksbücher vom Dr. <strong>Faust</strong>, erstmalig be<strong>im</strong> Namen genannt: „Mephostophiles“.<br />

(hebr.-altgriech.: Mephi, Mepho: Feind, Zerstörer / Topheles, Tufel: Lügner.)<br />

2. Der Eintrag „Zwanzig, zwanzig Jahr nahist wan“<br />

Der Eintrag selbst belegt keinen Teufelspakt, von wem und wie auch <strong>im</strong>mer. Er weist<br />

auf einen Lebensabschnitt, eventuell auch auf ein persönliches Erlebnis bzw. Ereignis;<br />

es liegt 20 Jahre zurück.<br />

Von welchem Jahr aus gesehen es 20 Jahre zurück liegt, steht in den Sternen.<br />

Der Schreiber hat das Datum vergessen. Da der „QUADRANS APIANI“ 1532 gedruckt<br />

wurde, ist nur eines sicher, der Eintrag erfolgte nicht vor 1532. Der Zeitraum, in<br />

welchem gefahrlos spekuliert werden kann, beträgt gern hundert Jahre.<br />

3. Die Handschrift<br />

Ob der handschriftliche Eintrag von <strong>Faust</strong>s Feder stammt, niemand weiß es; es<br />

existiert von <strong>Faust</strong> keine Schriftprobe. Im Übrigen, selbst wenn man die Unterschrift<br />

als „<strong>Faust</strong>“ liest, ist damit nicht gesagt, um welchen <strong>Faust</strong> es sich handelt. Denn dass<br />

einige kluge Fäuste eine Universität besuchten, ist belegt. Dass sie sich auch für<br />

Astrologie interessierten, steht außer Frage.<br />

4. Der Fundort<br />

Selbst angenommen, <strong>Faust</strong> hätte den Eintrag vorgenommen, der „QUADRANS<br />

APIANI“ gehörte nicht zu jenen Büchern, die <strong>Faust</strong> bei seinem Tod hinterließ; das<br />

Buch war verkauft. Sich nun in Spitzfindigkeit zu üben und anzunehmen, <strong>Faust</strong> hätte<br />

es dem Nicolai von Stroß wieder abgekauft, führt zu nichts.<br />

Man darf <strong>Faust</strong>-Enthusiasten nicht tadeln. Es ist durchaus frappierend, wie sich das<br />

Buch in die Eckpunkte der in der Öffentlichkeit gehandelten <strong>Faust</strong>-Vita drängt.<br />

5. Das Goldmachen<br />

Die Geschichte vom „Goldmacher <strong>Faust</strong> in Maulbronn“ wird erstmalig 1840 <strong>im</strong><br />

„Schwäbischen Merkur“ erzählt. Die Zeitungsente war ein Volltreffer, der Zeitgeist der<br />

Romantik war bedient.<br />

In rascher Folge setzten weitere Autoren ihre Maulbronnmärlein in die Welt. <strong>Faust</strong> und<br />

Abt Entenfuß und das Kloster Maulbronn, nun wurden sie unauflöslich mit einander<br />

verknüpft.<br />

„Im Kloster hat <strong>Faust</strong> Gold gemacht, in einem Turm gewohnt, mit Abt Entenfuß<br />

gebechert, <strong>im</strong> Kloster hat ihn der Teufel an die Wand geworfen …“. Sicherheitshalber<br />

gibt es dort mehrere Örtlichkeiten, wo ihn der Teufel holte.<br />

Und wer heutzutage das Kloster und Weltkulturerbe Maulbronn besucht, ist durchaus<br />

geneigt, einen Teil dieser Geschichten für bare Münze zu nehmen, zumin<strong>des</strong>t aber<br />

bereit, einen Bodensatz von Wahrheit darunter zu vermuten.<br />

Das Ensemble der alten Gebäude ist derart schön, es riecht förmlich nach <strong>Faust</strong>, und<br />

der <strong>Faust</strong>turm ist derart entzückend, man möchte sich sofort einmieten.<br />

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