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Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

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Der Gulden selbst, eine „goldgüldene“ Münze, war in jener Zeit aus Silber. In Umlauf<br />

waren der Reichs- oder Kaiser- oder Konventionsgulden mit 11, 69 g Silber sowie der<br />

rheinische Gulden mit 9,74 g Silber.<br />

Gemäß den Quellentexten war der Fürstbischof die ranghöchste Person unter <strong>Faust</strong>s<br />

Kunden. Wir wissen nicht, wie lang sich <strong>Faust</strong> in Bamberg aufhielt, auch nicht, mit wem<br />

er sonst noch Kontakt hatte. Es ist nicht überliefert, noch lässt es sich erschließen, wie<br />

der Kontakt zum Fürstbischof zustande kam. Ein weiterer Aufenthalt <strong>Faust</strong>s in<br />

Bamberg ist nicht belegt. Die Nativität oder auch Weissagung sind leider nicht erhalten<br />

geblieben.<br />

Die <strong>Faust</strong>-Forschung ist sich darüber einig, der Fürstbischof hat <strong>Faust</strong> wahrhaft<br />

fürstlich entlohnt.<br />

Der Quellentext erzeugt allerdings Stirnrunzeln. Nicht weil sich ein hoher kirchlicher<br />

Würdenträger eine Nativität verehren lässt, ein Horoskop nach Geburtsstunde war<br />

kirchlich nichts Anrüchiges, doch der Fürstbischof zählt bereits fünfzig Jahre, nach<br />

damaligem Begriff, ein alter Mann; er brauchte gewiss keine Hinweise mehr, wie er<br />

sein anstehen<strong>des</strong> Leben gemäß den Sternen seiner Geburt zu gestalten habe.<br />

Desweiteren haben sich keine Hinweise darauf gefunden, dass der Fürstbischof sich<br />

wiederholt an Astrologen oder Weissager gewandt hätte. Dieser Eintrag „am Sontag<br />

nach stolastice“ bringt den Fürstbischof erstmalig und einmalig mit der Astrologie, bzw<br />

mit einer Weissagung in Verbindung. Man liegt von daher wahrscheinlich nicht falsch,<br />

wenn man dem Fürstbischof eine skeptische Haltung gegenüber der Astrologie und<br />

den Weissagungen unterstellt, ihn als jemanden betrachtet, der sich auf den eigenen<br />

Verstand verließ.<br />

Götz von Berlichingen, der mit dem Fürstbischof in Jahrzehnte währender Fehde<br />

lebte, bezeichnete den Bischof in seinen Lebenserinnerungen als „eigensinnigen<br />

neidischen Pfaffen“ und als „Männchen“. Aussagen, die freilich von Parteilichkeit<br />

geprägt sind, der Fürstbischof hatte be<strong>im</strong> Kaiser durchgesetzt, dass über Götz von<br />

Berlichingen von 1512 bis 1524 die Reichsacht verhängt wurde. Wie sollte er sich<br />

auch anders wehren, zwar hatte er sich 1508 mit Götz durch Vergleich geeinigt, doch<br />

Götz von Berlichingen plünderte weiterhin Schiffe auf dem Main.<br />

Ein Kupferstich, angefertigt von Johannes Salver, zeigt Georg III., den Schenken von<br />

L<strong>im</strong>purg und Fürstbischof von Bamberg, als einen Mann mit großen wachen Augen,<br />

der Mund steht faltig und verkniffen. Argwohn, Misstrauen und Pingeligkeit sprechen<br />

aus dem Gesicht, doch gewiss kein Humor.<br />

Er war „der vortrefflichste Regent, der kunstliebendste Bischof, der je in Franken<br />

herrschte“, lautet das abschließende Urteil seines Biographen Franz Friedrich<br />

Leitschuh. Bei der positiven Beurteilung <strong>des</strong> Fürstbischofs wird auf <strong>des</strong>sen Leistungen<br />

verwiesen.<br />

Unnachgiebig ging der Bischof gegen die schwarzen Schafe unter den Geistlichen vor,<br />

er beschränkte sich nicht auf gütliche Ermahnung oder Strafe, er enthob sie <strong>des</strong><br />

Amtes.<br />

1506 gewährte der Fürstbischof den Juden Rechtsgarantien, <strong>im</strong> Anhang der Diözesanstatuten<br />

regelte er das Zusammenleben zwischen Juden und Christen bis ins Detail.<br />

In seinem Auftrag erarbeitete sein Hofmeister Johann Freiherr von Schwarzenberg die<br />

Bambergische Halsgerichtsordnung. Das Strafgesetzbuch trat 1507 in Kraft, wurde<br />

1516 vom Markgraf von Brandenburg übernommen und diente als Vorlage bei der<br />

Ausarbeitung der „Constitutio Cr<strong>im</strong>inalis Carolina“, der peinlichen Halsgerichtsordnung<br />

Karls V. von 1532.<br />

Nicht anders als Luther war auch der Fürstbischof ein Gegner <strong>des</strong> Ablasshandels.<br />

Selbst vor Kaiser und Reichstag scheute er sich nicht, den Freikauf von Sünden zu<br />

kritisieren.<br />

Auf Grund seiner Sympathien für Luther tolerierte der Fürstbischof den Druck<br />

lutherischer Schriften in seiner Residenzstadt, <strong>des</strong> weiteren sorgte er dafür, dass die<br />

Bannbulle gegen Luther und seine Ächtung als Ketzer <strong>im</strong> Wormser Edikt von 1521 erst<br />

mit Verzögerung in Franken veröffentlicht wurde.<br />

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