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Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

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Als die Kirche die Kinder <strong>des</strong> Adels aber zu Amtsträgern machte, der Adel seinen<br />

überschüssigen Nachwuchs mit adäquaten Würden untergebracht sah, zog die Kirche<br />

den Adel auf ihre Seite, während der Adel seinerseits die Kirche durchdrang.<br />

Es entstand die Adelskirche. Hohe Geistlichkeit, Abt und Äbtisin verhandelten nun mit<br />

ihren weltlichen Verwandten auf Augenhöhe. Da die Kirche den Weg über den Adel<br />

nahm, übernahm sie auch <strong>des</strong>sen Auftreten und Prunk, sie entfremdete sich dem Volk.<br />

Der Adel seinerseits machte sich die feindliche Haltung der Kirche gegenüber über den<br />

Hexern und Heilerinnen zu Eigen. Damit war die Voraussetzung geschaffen, dass die<br />

Kirche gestützt auf den weltlichen Arm gegen Hexen und Heiler vorgehen konnte.<br />

Zeitgleich mit dieser Entwicklung in Deutschland, an der Scheidelinie zwischen dem<br />

frühen und dem hohen Mittelalter, ist auch die Entwicklung zur Feudalgesellschaft, also<br />

auch die Abriegelung nach unten abgeschlossen.<br />

Zauberer und Hexen wurden ab dem Jahr 1000 von kirchlicher wie auch weltlicher<br />

Seite als Untergrabung der eigenen Autorität, als Störung der Hierarchie und der<br />

Ordnung wahrgenommen. Kirche und weltliche Herren sahen sich durch das<br />

Heidentum bedroht. Sie nahmen den Fehdehandschuh auf.<br />

War die Kirche bis zum Jahr 1000 darauf bedacht, wilde Hexenverbrennungen durch<br />

das Volk zu unterbinden, werden in der Gesetzgebung <strong>des</strong> ungarischen Königs<br />

Stephan I. (997-1038) Hexen erstmalig mit dem Tod bedroht. Im Gesetzestext heißt es:<br />

„… Be<strong>im</strong> dem dritten Betretungsfall solle sie einem weltlichen Gericht übergeben<br />

werden.“ Das bedeutete in der Praxis, den Tod, später um 1200, den Feuertod.<br />

Man darf von einer erfolgreichen heidnischen Missionierung der Kirche sprechen; was<br />

freilich nicht mehr als ein Bonmot sein kann.<br />

Gut belegt sind die Vorgänge um Kunigund Hirtin, „die Zauberin von Dormitz“. Sie<br />

setzte um 1530 den Stadtrat von Nürnberg in Aufregung. Sie hatte einen derartigen<br />

Zulauf, ein derartiges Ansehen und damit zwangsläufig auch Macht, sie brachte die<br />

Autorität <strong>des</strong> Rates ins Wanken. Nicht allein, dass angesessene Ärzte und Apotheker<br />

brotlos wurden, auch eine Witwe, die man vielleicht zum Verkauf ihres Hauses gegen<br />

Leibrente überreden wollte, erklärte nach wochenlangen Verhandlungen, dass sie erst<br />

mal nach Dormitz müsse und die Hirtin fragen. Streitsachen, eine erhebliche<br />

Gebührenquelle, wurden nicht mehr vor Gericht geklärt, man trug den Fall der Hirtin<br />

vor. Zwei Streitparteien waren mit dem Gerichtsurteil unzufrieden, sie baten die Hirtin<br />

um eine Entscheidung und missachteten den Gerichtsentscheid.<br />

Wie eingangs gesagt, die Hexe repräsentierte eine alternative Weltanschauung, sie<br />

störte oder untergrub gar die existierende Ordnung. Mit dem deutlichen Ausbau der<br />

fürstlichen Macht zur Zeit <strong>Faust</strong>s, verbunden mit Entmündigung, Entrechtung und<br />

steuerlicher Bedrückung der Bevölkerung, wurden Hexen und Zauberer wieder<br />

verstärkt zu Ansprechpartnern <strong>des</strong> Volkes. Als Rat- und Trostspender wurden sie<br />

zwangsläufig zu Kristallisationspunkten von Aufsässigkeit und möglicher Revolte.<br />

Die großen Hexenverbrennungen nach <strong>Faust</strong> sollten nicht allein die Menschen<br />

bedrohen und verwirren, es galt zuvorderst diese Hexen und Heiler zu vernichten.<br />

Dieser Sachverhalt wird um 1600 in England offen be<strong>im</strong> Namen genannt. William<br />

Perkins schreibt in „A Discourse of the Damned Art of Witchcraft“: „Der übelste Verräter<br />

und Rebell, den man sich denken kann, ist die Hexe.“<br />

Schottische Royalisten äußern 1661: „Rebellion ist die Mutter der Hexerei.“<br />

Auf „Zwietracht, Häresie, Hexerei, Rebellion und Verrat“ lautete die Anklage gegen<br />

einen gewissen Thomas Larkham.<br />

Der Begriff „Hexenjagd“ steht heute für die Jagd auf politisch Missliebige.<br />

Zu den voraus genannten Zeichen der „Neuen Religionen“ gehörte an sich auch das<br />

Hakenkreuz, was freilich nicht angeht. Es ist durch das NS-Reg<strong>im</strong>e nachhaltig<br />

beschädigt, es wird weltweit dem NS-Reg<strong>im</strong>e zugeordnet, nicht zuletzt wird es von<br />

gegenwärtigen Wiedergängern der Geschichte in diesem Sinne wieder verwendet.<br />

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