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Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

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geklagt haben, dass sie von jm seind betrogen worden, deren ist eyn grosse zal<br />

gewesen. Nuon sein verheyssen ware auch groß, wie <strong>des</strong> Tessali (großsprecherischer<br />

Wanderarzt <strong>im</strong> alten Griechenland): dergleichen sein rhuom, wie auch <strong>des</strong> Theophrasti<br />

(Paracelsus, 1493 - 1541): aber die that, wie ich noch vern<strong>im</strong>m, vast kleyn vnd<br />

betrüglich erfunden: doch hat er sich <strong>im</strong>m gelt nehmen, oder empfahen – das ich auch<br />

recht red – nit gesaumpt, vnd nachmals auch <strong>im</strong>m abzugk, er hat, wie ich beracht, vil<br />

mit den ferßen gesegnet. Aber was soll man nuon darzuothuon, hin ist hin, ich wil es<br />

jetzt auch do bei lassen, luog du weiter, was du zuschicken hast.<br />

Brief <strong>des</strong> Konquistators Philipp von Hutten an Moritz von Hutten, 15.1.1540<br />

Hie habt ihr von allen Gubernationen ein wenig, damit ihr sehet, dass wir hie in<br />

Venezola nicht allein bißher unglücklich gewest sein, diese alle obgemelte Armata<br />

verdorben seind jnnerhalb 3. Monathe, vor und nach uns zu Sevilla ausgefahren, dass<br />

ich bekennen muß, dass es der Philosophus <strong>Faust</strong>us schier troffen hat (Horoskop für<br />

die Reise), dann wir ein fast bößes Jahr antroffen haben, aber Gott hab Lob ist uns<br />

fast unter allen andern am besten gangen.<br />

(Venezola, Venezuela; Kleinvenedig, bezogen auf von ein indianisches Küstendorf auf<br />

Pfählen)<br />

*<br />

Zwölf Indizien<br />

Indizien sind Berichte aus zweiter Hand, Notizen ohne Datum und Unterschrift,<br />

Gegenstände mit ungeklärten Begleitumständen.<br />

Martin Luther in seinen Reden bei Tisch, nach 1530 bzw. <strong>im</strong> Juni / Juli 1537<br />

Da vber Tisch zu abends eines Schwartzkünstlers <strong>Faust</strong>us genant gedacht ward,<br />

saget Doctor Martinus ernstlich, der Teufel gebraucht der zeuberer dienst wider mich<br />

nicht, hette er mir gekont vnd vermocht schaden zu thun, er hette es lange gethan. Er<br />

hat mich wol offtmals schon bey dem kopff gehabt, aber er hat mich dennoch mussen<br />

gehen lassen. Multa dicebant de <strong>Faust</strong>o, welcher den Teufel seynen schwoger hies,<br />

und hat sich lassen horen, wen ich, Martin Luther, ihm nur die handt gereycht hette,<br />

wolt er mich vorterbet haben; aber ich wolde in nicht geschawet haben.<br />

Johannes Manlius, ein Schüler Philipp Melanchthons in Wittenberg, gibt 1563, drei<br />

Jahre nach Melanchthons Tod, die „Locorum communium Collectanea“ in Druck.<br />

„Schöne ordentliche Aufteilung“ heißt die deutsche Übersetzung, die 1565 auf den<br />

Markt kommt.<br />

In einem Kapitel notiert er, was er als Student in Wittenberg von Melanchthon über<br />

<strong>Faust</strong> erfuhr. „Ich hab einen gekennet / mit nammen <strong>Faust</strong>us von Kundling – ist ein<br />

kleines stettlein / nicht weit von meinem Vatterland, derselbige da er zu Crockaw in die<br />

Schul gieng / da hatte er die Zauberey gelernet / wie man sie dann vor zeiten an dem<br />

ort sehr gebraucht / auch öffentlich solche kunst geleeret hat. Er gieng hin vnd wider<br />

allenthalben / vnd sagte viel verborgene ding. Er wolt eins mals zu Venedig ein<br />

schawspiel anrichten / vnd sagte / er wollte hinauff inn H<strong>im</strong>mel fliegen. Alsbald füret in<br />

der Teuffel hinweg / vnd hat jn dermassen zermartert vnd zerstossen / das er / da er<br />

wider auff die Erden kam / vor todt da lag / Doch ist er das mal nicht gestorben.<br />

Vor wenig jaren ist derselbige Johannes <strong>Faust</strong>us / den tag vor seinem letzten ende / in<br />

einem Dorff in Wirtenberger landt gantz trawrig gesessen. Der Wirt fragt jn / Wie es<br />

keme / das er doch sonsten nicht pflegte – dann er war sonsten gar ein<br />

vnuerschämbter Vnflat / vnnd fürete gar uberauß ein bübisch leben / also / das er<br />

etliche mal schier vmbkommen were von wegen seiner grossen Hurerey. Da hat er<br />

zum Wirt gesagt: So er etwas in der nacht hören würde solt er nicht erschrecken. Vmb<br />

Mitternacht ist <strong>im</strong> Hause ein grosses getümmel worden. Des morgens wolte der <strong>Faust</strong>i<br />

nicht auffstehen. Vnd als es schier auff den Mittag kam / hat der Wirt etliche Menner<br />

zu jm genommen / vnd ist inn die Schlaffkammern gangen / darinn er gelegen ist / da<br />

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