12.01.2013 Aufrufe

Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Beachtenswert die Zeile „Und ob man schon kein hencker findt“. Sie ist ein weiterer<br />

Hinweis, dass die gewünschte umfassende Hexenverfolgung nicht in Gang kommen<br />

will. Nicht weniger wichtig ist der Satz: „Ee das ich dich wolt lassen gan / Ich wolts ee<br />

selber zinden an.“ Er kann als Aufruf zur Selbstjustiz gelesen werden.<br />

Das wortgewaltige Engagement der Kirche – freilich auch anderer, wird seitens der<br />

Bevölkerung wohl als unnötige Eiferei und Bevormundung verstanden. Man sieht in<br />

den Hexen nicht das große Problem schlechthin; einige müssen zwar gelegentlich<br />

verbrannt werden, doch <strong>im</strong> Allgemeinen hat man sich eingerichtet, man versteht damit<br />

zu leben. Auch zauberte man selbst ein wenig herum.<br />

Es wird allerdings nur eine Frage der Zeit und der dazu passenden Ereignisse sein,<br />

dass diese s<strong>im</strong>pel gestrickte und daher recht eingängige Propaganda, die bereits den<br />

Kleinsten in die Ohren geklingelt wird, als böse Saat aufgeht.<br />

Und auch Luther ist ein Hexenprediger. In jener Predigt von 1526 heißt es:<br />

„Es ist ein überaus gerechtes Gesetz, dass die Zauberinnen getötet werden, … “<br />

Auch er mahnt die Hexenverfolger wegen ihrer Lauheit wenn er <strong>des</strong>weiteren sagt:<br />

„denn sie richten viel Schaden an, was bisweilen ignoriert wird.“<br />

Nicht anders Paracelsus, 1531 schreibt er: „Magica … ist größte Weisheit aller übernatürlicher<br />

Dinge auf Erden … magica ist … reine Kunst, nit durch ceremoniis und<br />

coniurationibus (Verschwörungen) besudelt wie etwa die nigromantica … allein der<br />

Glaub, von dem Christus sagt: Der berge versetzt … Geistern und Ascendenten zu<br />

gebieten hat. Aber da ist Aufmerkens hoch von nöten, dass … der Glaube nicht zum<br />

Aberglauben, den Mensch nicht zum Schaden werde. Denn so wird Zauberei daraus.<br />

Wie denn alle Hexen tun, die sich in diese Kunst eingeflickt, sich darinnen geübt und<br />

sich mit ihr umgeben, wie eine Sau <strong>im</strong> Kot. … so ist es nicht unbillig noch unrecht, dass<br />

man sie und alle Zauberer mit Feuer hinzurichtet. Denn sie sind die schädlichsten Leut<br />

und die bösesten Feind. … was auch <strong>im</strong>mer ein Mensch untern<strong>im</strong>mt, nichts schützt ihn<br />

vor dem Zauber; er könnte einen Harnisch tragen, sich in sein Haus einsperren – den<br />

Hexen stünde alles offen“ Paracelsus empfiehlt das innere Gewand, das Pfait (bayr.<br />

Pfoat) also das Hemd, links herum zu tragen, der Glaube, dass es hilft, der hilft. Er<br />

schließt mit dem Hinweis, „niemand kann einem besser helfen, denn das böse Mensch<br />

… so einem solches zugefügt hat.“<br />

1535 ersuchte ein Ungenannter den Magistrat von Straßburg, den Druck einer Schrift<br />

zu gestatten. Der Inhalt behandelte das Treiben <strong>des</strong> Teufels in Schiltach, einem<br />

Städtchen, das Hexen angezündet hätten.<br />

Der Magistrat lehnte ab, „er wolle mit dem Teuffel nichts zu schaffen haben“.<br />

Breite Hexenverfolgungen stießen also auf keine Gegenliebe. Man war abergläubisch<br />

und dennoch, der Horizont der Menschen hatte sich geweitet. Keineswegs so zu<br />

verstehen, dass es die Menschen zu Aufgeklärtheit drängte, dafür war es noch zu früh,<br />

die Menschen waren unentschieden, sie schlingerten gleichsam zwischen einem<br />

„sowohl“ als „auch“; wobei letztlich noch <strong>im</strong>mer der Aberglaube den Ausschlag gab.<br />

Die innerkirchlichen Zustände führten zu kritischer Betrachtung der Kirche. Auch<br />

diskutierte man über Herrschaft und Recht, und trotz allen Aberglaubens wusste man<br />

gut den Bezug zwischen Ursache und Wirkung herzustellen. Als es von 1529 bis 1534<br />

zu einer Hungerkrise kommt, berichtet ein Sebastian Franck, Lebensmittelspekulationen<br />

wären die Ursache gewesen.<br />

„Eyn theürung vnd gählinger hunger brach an <strong>im</strong> M.D.xxix.jar / bals nach der ärndt / nitt<br />

alleyn wie vormals inn mangel deß brots / sunder in allen dingen kam eyn gähling<br />

auffsteigen vnd ein schreck ins volck / dz die leüt bei habenden dingen wollten<br />

verzagen … Diese theürung schreiben vil allein der vntrew der menschen vnd dem<br />

wucherischen fürkauff zu / die alles auffkauffen / wz der liederlich gemein man hat …<br />

man musz jr lied singen / vnd nach jrem willen bezalen / … Dann der gemein man ist<br />

erschöpfft / darzu liederlich (verarmt) / vnnd sitzt nun in angestelter gult hart<br />

(verschuldet) in der herrschafft / also / das was ym wechßt / nit sein ist / so es dann<br />

dem reichen in sein handt kumpt / so kann ers erwarten / biß man jm seines gefallens<br />

seines willen macht.“<br />

242

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!