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Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

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stellte er sie systematisiert dar. Im Oktober 1523, wird Melanchthon <strong>im</strong> Alter von 26<br />

Jahren Rektor der Universität, mit dem Jahr 1525 durfte er uneingeschränkt sowohl an<br />

der Artistischen, als auch an der Theologischen Fakultät lehren, <strong>des</strong> weiteren durfte er<br />

seine Themen frei wählen, quer durch den Kanon der Fächer. Als Luther 1546 stirbt,<br />

tritt Melanchthon <strong>des</strong>sen Nachfolge an. Soweit zu Philipp Melanchthon, ein Mensch<br />

mit geradezu enzyklopädischem Wissen und der bedeutenste Intellektuelle seiner Zeit.<br />

Johannes Manlius (1535? – 1602?) stammte aus Ansbach, er <strong>im</strong>matrikulierte sich in<br />

Wittenberg <strong>im</strong> Januar 1548, am 4. August 1558 erhielt er die Magisterwürde.<br />

Mit dem Jahr 1547, also nach Luthers Tod und in den Wirren und Schrecken <strong>des</strong><br />

Schmalkaldischen Krieges, bot Melanchthon auch Unterweisungen durch seine<br />

sogenannten Sonntagspostillen an. Die Postillen, ein Angebot zunächst für die<br />

ungarischen Studenten gedacht, nahmen ihren Anfang in Melanchthons Wohnz<strong>im</strong>mer,<br />

mussten jedoch rasch in einen Hörsaal verlegt werden; dort drängten sich gelegentlich<br />

an die vierhundert Zuhörer. Diese sonntäglichen Belehrungen sind die Wiege <strong>des</strong><br />

Manlius-Textes, denn Melanchthon wies bei seinen Vorträgen gelegentlich auf den<br />

verblichenen <strong>Faust</strong> als lehrhaftes Beispiel eines verworfenen Lebens.<br />

Stefan Rhein, tätig an der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, berührt in<br />

seinem Aufsatz „Philipp Melanchthon als Hausarzt“ auch Melanchthons Unterrichtsmethode,<br />

seine Postillen zu beleben sowie als Dozent seine Schüler <strong>im</strong> geschickten<br />

Wechsel zwischen Lehrsatz und Beispiel zu fesseln. Stefan Rhein schreibt: „Seine<br />

Beispiele stammten aus dem Mythos, aus antiken Schriften, aber auch aus der<br />

ferneren und näheren Vergangenheit, ja auch aus der unmittelbaren Gegenwart … ist<br />

eng mit Melanchthons Hochachtung vor der Geschichte als „magistra vitae“ …<br />

verknüpft.“ Damit pflegte Melanchthon eine Unterweisungsmethode gemäß antiker<br />

Rhetorik: das Exempel dient dabei zur Unterstützung und Verdeutlichung <strong>des</strong> vorausgegangenen<br />

Lehrinhalts.<br />

(„Philipp Melanchthon als Hausarzt“, ein Beitrag in „Pharmazie in Geschichte und<br />

Gegenwart – Festgabe für Wolf-Dieter Müller-Jahnke“; 2009 Wissenschaftliche<br />

Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart.)<br />

Was den Manlius-Text direkt angeht, so ist von der Manlius-Forschung zu hören, dass<br />

der Text aus vier oder fünf Exempla besteht, die Manlius untereinander setzte.<br />

„Keineswegs“ bekräftigte Alexander Bartmuß auf Nachfrage, „besteht der Text aus<br />

einem dutzend Exempla und keineswegs, auch wenn es heute den Anschein hat,<br />

versuchte Manlius einen geschlossenen Bericht oder eine Art <strong>Faust</strong>-Biographie zu<br />

fertigen.“<br />

Damit erklärt sich die merkwürdig zerrissen anmutende Struktur <strong>des</strong> Manlius-Textes.<br />

Melanchthon würzte seine Belehrungen nur gelegentlich mit einer Prise „<strong>Faust</strong>“ und<br />

Manlius gibt diese als einen geschlossenen Block wieder.<br />

Je<strong>des</strong> einzelne Exempel besteht aus einer Summe von Informationen.<br />

Der Manlius-Text bedarf der Aufschlüsselung; es gilt die ursprünglichen Textbausteine<br />

zu finden und jeden Stein für sich zu bewerten:<br />

„derselbige da er zu Crockaw in die Schul gieng / da hatte er die Zauberey gelernet /<br />

wie man sie dann vor zeiten an dem ort sehr gebraucht / auch öffentlich solche kunst<br />

geleeret hat. Er gieng hin vnd wider allenthalben /“<br />

<strong>Faust</strong> hätte in Krakau studiert, auch wäre er derart verböst und begierig nach der<br />

Zauberkunst gewesen, dass er sogar mehrmals in Krakau gewesen sei.<br />

„vnd sagte viel verborgene ding.“ Diese Aussage bezieht sich offenbar auf die Kunst,<br />

die <strong>Faust</strong> in Krakau gelernt hätte, sie verweist auf <strong>Faust</strong> als Wahrsager.<br />

„Er wolt eins mals zu Venedig ein schawspiel anrichten / vnd sagte / er wollte hinauff<br />

inn H<strong>im</strong>mel fliegen.“ Das ist vermutlich einer von <strong>Faust</strong>s dreisten Sprüchen.<br />

„Alsbald füret in der Teuffel hinweg / vnd hat jn dermassen zermartert vnd zerstossen /<br />

das er / da er wider auff die Erden kam / vor todt da lag / Doch ist er das mal nicht<br />

gestorben.“ Eine merkwürdig phantastische Geschichte, die <strong>Faust</strong> da einst<br />

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