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Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

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Kaiser Friedrich II. hatte <strong>im</strong> Jahr 1236 für Juden den Status der „Kammerknechtschaft“<br />

angeordnet, damit wurden die Juden zu „Sachen, an denen Rechte bestehen“. In der<br />

Praxis bedeutete das willkürliche Besteuerung und Beschlagnahme, als Personen<br />

konnten sie verpfändet, abgetreten, verkauft, verschenkt werden.<br />

Die Verfügungsgewalt über Juden wurde zum begehrten Objekt der aufstrebenden<br />

Städte und der erstarkenden Lan<strong>des</strong>fürsten. Der zeitgleich, von Stadt zu Stadt<br />

verschiedenartige Umgang mit jüdischen Gemeinden, ob Duldung, Anfeindung oder<br />

Mord, hat seine Ursache in der Aufsplitterung der Machtverhältnisse und den <strong>im</strong>mer<br />

anders gearteten Interessen vor Ort.<br />

Bei aller Widersprüchlichkeit der Ereignisse, bei näherer Betrachtung wird deutlich, die<br />

Schlinge wurde von Generation zu Generation <strong>im</strong>mer stärker zugezogen. Und von<br />

Generation zu Generation ließen sich <strong>im</strong>mer mehr Juden taufen, bzw. schlossen sich<br />

dem fahrenden Volk an.<br />

Ihre Spuren finden sich als Einsprengsel in alten Texten, wenn es heißt: „Ein jüdischer<br />

Fechter, hurtig und schnell“. Oder auf alten Zeichnungen: In der Linie der Söldner, ganz<br />

außen, marschiert einer, er trägt den spitzen Judenhut.<br />

Gegen 1400 sind die jüdischen Gemeinden am Ende. Das geistige Leben ist zum<br />

Erliegen gekommen, die großen Kapitalien sind vernichtet, die Geschäfte laufen<br />

ungeordnet, Armut und Angst haben sich eingenistet. Man kann sie nicht mehr<br />

schröpfen, in ihrem Elend eignen sie sich auch nicht länger zur Ableitung <strong>des</strong><br />

Volkszorns, sie erregen Mitleid. Es beginnt für sie das letzte Kapitel.<br />

1421 lässt der Habsburger Herzog Albrecht V. 200 Juden verbrennen und befiehlt,<br />

dass die übrigen Juden Österreich verlassen müssen. 1424 müssen sie Zürich und<br />

Freiburg verlassen, 1426 Köln, 1432 Sachsen, 1435 Speyer, 1438 Mainz, 1440<br />

Augsburg …<br />

Das Kapitel neigt sich dem Ende zu. Jüdisches Leben n<strong>im</strong>mt seinen Fortgang <strong>im</strong> polnischen<br />

Reich. Seit einem Jahrhundert hatten die polnischen Könige ihre Herrschaft über<br />

das Stromgebiet von Dnjepr und Dnjestr, sodann über Tschernigow und Poltawa, <strong>im</strong><br />

Süden über Wolhynien und Podolien ausgedehnt. König und Hochadel beuten die<br />

Menschen dieser fruchtbaren Ländereien rücksichtslos aus. Die Magnaten bekommt<br />

das Volk allerdings nicht zu Gesicht, vor Ort sind jene, welche die Ausbeutung<br />

umsetzen und selbst unter Druck stehen, unter ihnen viele Juden; als Steuereinnehmer,<br />

Pächter und Verwalter der Latifundien, der Schnapsbrennereien, Molkereien,<br />

Mühlen und Wirtshäuser. Auf diese Exponenten fürstlicher Macht richtet sich der Haß<br />

<strong>des</strong> Volkes. Im April 1648 ruft der Kosaken-Hetman Bogdan Chmielnicki zum Aufstand<br />

auf, der nach und nach nahezu alle Landstriche erfasst. Das mörderische Chaos nutzt<br />

der russische Zar, er vergrößert sein Herrschaftsgebiet, während die Schweden in<br />

Zentralpolen einmarschieren. Allein die Zahl der zwischen 1648 und 1656 ermordeten<br />

Juden wird auf etwa 400 000 geschätzt. Ab 1648 wandern Juden wieder in das<br />

deutsche Reich hinein, dort hat inzwischen der dreissigjährige Krieg gewütet, die in<br />

Deutschland verbliebenen jüdischen Gemeinden nehmen sich der Flüchtlinge an.<br />

Mit Beginn der Ausweisungen der Juden um 1420 werden die Hexen als Ursache für<br />

das Übel der Welt wiederentdeckt. Wahrscheinlich mit Ende einer neuerlichen<br />

Verfolgung von Waldensern <strong>im</strong> Wallis kommt es zu Hexenjagden in Savoyen, sie<br />

greifen auf deutschsprachiges Gebiet über.<br />

Der Bericht <strong>des</strong> Johannes Fründ aus dem Jahr 1428 wird gelegentlich auch so<br />

verstanden, dass es sich nicht um Hexen gehandelt habe, sondern um Waldenser, es<br />

sei von Frauen und Männern die Rede. Andererseits spricht der Text nicht von Häresie,<br />

sondern von angeblichen Hexenkünsten.<br />

Im Bericht heißt es: „…auch wie der bös geist sy nachts umbe trug von einem berg uff<br />

den andern….er sy lert salben machen… sy mit fluchen und mit anderer boßheit die<br />

frucht <strong>des</strong> ertrichs, sonderlich den wein und das korn, auf dem land verdarbten…die<br />

den lüten ir milch namen und der ir vich nit milch habent. Und wie vil man sy fragt mit<br />

manger hertter swerer martter, so wollte ir vil nie nit verjehen und liessen sich ee<br />

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