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Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

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und kein Stechen in der Brust. Wo andere noch mit Gewalt das alte, bekannte,<br />

vertraute, bangvoll die Frage nach Zukunft, auf verbriefte Rechte, denn hörig bleibt<br />

hörig, da weiß <strong>Faust</strong> schon, wie man den Stecken schneidet, das Stroh drischt und die<br />

Bauern sticht, <strong>im</strong>mer in die Beutel! Aufruhr und Dreck. Keinen Deut besser als die<br />

Herren, aber Tölpel! Pechnasen als Galgen!<br />

Warum? Nur auf mich! Was denn sonst? Auch nicht auf einen Geleitbrief, abgesegnet<br />

mit den Fersen. Dumm genug, sich auf der Welle der Erregung, in die Schlachtreihe,<br />

mit einer alten Welt an neuen Ufern in Scherben schlagen, und wieder zurück, <strong>im</strong>mer<br />

zum Anfang und die Kraft in ewig menschlicher Mäßigkeit zu verbrauchen. Aber hinauf<br />

auf die Welle und Schwung für den Absprung, weder Hoffen noch Bangen und erst<br />

recht keine Ewigkeit, nur die Fähigkeit, hier, jetzt und <strong>im</strong>mer der Vorteil.<br />

Christentum? Erzähl mir was! Ganz recht! Soll einer nur an den einen Gott glauben,<br />

den Einen! Den Stecken her! Dummkopf! Schöpfer der Welt? Woher kommt das Böse,<br />

Herr Magister? Weiß er nicht! Weil er Ja und Amen sagt, den Kopf in der Magd und<br />

den Schädel zu klein, dass auch Luzifer Platz hat. Immer zwei! Abel und Kain! Am<br />

Anfang war. Ach was! Hier!<br />

Rufe und der Geist muss Dir bringen: Moses, Dominus Magus Magorum, Baalam,<br />

Daniel, Jesus, Eloh<strong>im</strong>. Im Kreis die Viertelstunde, Stunden <strong>des</strong> Euphrat, Feuer <strong>des</strong><br />

Horeb, aber farsisch das Zeitherz! Die Bücher <strong>des</strong> Mose verboten, darüber die Kirche,<br />

gekreuzte Kerzen. Dreizehn!<br />

Also! Die sieben Todsünden auf einmal, Vorwärts. Ohne Spieß und Fähnlein der<br />

wehenden Gnade der Geburt, nur Kraft meiner selbst! Banges Herz, schön ist die<br />

Monstranz und die Kirche, <strong>im</strong> Spiegel feuchter Stufen, Luzifer lächelt. Komm, diese<br />

Umarmung! Schaut auf mich: Die Macht. Meine Haut ist dunkel, dunkler meine Augen –<br />

ich bin Sabiner! Und – Schwester der Eva! Schwarz standen Äste, Griff zu den Sternen<br />

und – Verfehlt! Verfluchte Dilettantin! Aber her da! Und Du <strong>im</strong> roten Wams, bist näher<br />

als Du denkst!<br />

Betbruder? Schulmeister? Arzt? Sterndeuter? Schert Euch! In dieser Zeit? Alles! Oder<br />

ein Nichts! Und mit dem Tod ist alles aus! (Juli 2002, Minden)<br />

***<br />

Begleittexte<br />

Menschenopfer<br />

Es war um 700, der Häuptling Radbold stand bereits am Taufbad, als er von Wulfram<br />

wissen wollte, wie es sich mit der Auferstehung der verstorbenen ungetauften<br />

Häuptlinge verhielte. „Täusche dich nicht, edler Fürst!“ antwortete Wulfram, „Bei Gott<br />

allein sind die Auserwählten! Deine Vorgänger, die ungetauften Friesenhäuptlinge, sie<br />

haben das Urteil der Verdammnis zu empfangen!“ Da verzichtete Radbold auf die<br />

Taufe. Er meinte, er wolle lieber einst bei den Häuptlingen sitzen, als mit einer kleinen<br />

Zahl von Armen <strong>im</strong> H<strong>im</strong>mel.<br />

In der „Vita Corbiniani“ von 720 wird berichtet, der heilige Corbinian verprügelte in<br />

Freising ein Zauberweib; sie kam gerade vom Herzog, sie hatte <strong>des</strong>sen Sohn von<br />

Geistererscheinungen befreit. Das Zauberweib lief darauf schreiend zur Herzogin,<br />

diese sah das blutverschmierte Gesicht der Hexe und ergr<strong>im</strong>mte.<br />

Auch die weltliche Oberschicht nahm damals also die Dienste von Hexen und Heilern<br />

in Anspruch. Die Kirche sah sich einem Heidentum gegenüber, das nicht nur <strong>im</strong> Volk<br />

verankert war, sondern auch von der Oberschicht gepflegt wurde. Die Kirche trug den<br />

Gegebenheiten in sofern Rechnung, als sie kirchliche Feiertage auf heidnische<br />

Festtage legte und Gottheiten durch Schutzpatrone ersetzte; gegen das Heidentum<br />

selbst, aber auch gegen die damit verbundene Barbarei musste sie sich jedoch<br />

entschieden abgrenzen.<br />

Im Jahr 563 stellte die Synode von Bracara fest: „Wer da glaubt, dass der Teufel, weil<br />

er einige Dinge in der Welt hervorgebracht hat, auch aus eigener Macht Donner und<br />

Blitz, Gewitter und Dürre vermöge, der sei verflucht.“<br />

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