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Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

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„Astrologie, die große Hure“<br />

<strong>Faust</strong> war auch als Astrologe tätig, und er muss als solcher einen guten Ruf gehabt<br />

haben. Ohne an dieser Stelle die einzelnen Passagen abzuklopfen, auf den ersten<br />

Blick erzählen die Quellentexte nichts Nachteiliges über <strong>Faust</strong>s astrologische<br />

Kenntnisse.<br />

Johannes Virdung, der Hofastrologe von Heidelberg, erwartet ihn dringend. Der Fürstbischof<br />

Georg III. schenkt ihm zehn Gulden und <strong>Faust</strong> revanchiert sich mit einer<br />

Nativität. In Rebdorf nennt <strong>Faust</strong> eine Planetenkonstellation. Und Camerarius platzt<br />

schier vor Ungeduld, er will endlich wissen, was <strong>Faust</strong> über den Krieg <strong>des</strong> Kaisers in<br />

den Sternen liest. Voll <strong>des</strong> Lobs für <strong>Faust</strong> ist Philipp von Hutten, als er seinem Bruder<br />

Moritz von Hutten schreibt: „der Philosophus <strong>Faust</strong>us schier troffen hat…“<br />

Andererseits wissen wir, die Astrologie ist keine konkrete Wissenschaft.<br />

<strong>Faust</strong> und die Astrologie – wie konnte er in einem Metier brillieren, wo in der Regel nur<br />

die Scherben ungezählter Fehlprognosen glitzern?<br />

Zunächst einige allgemeine Aussagen über die Astrologie.<br />

Die Macht der Astrologie gründet sich zuvorderst auf das Verlangen nach<br />

transzendentaler Geborgenheit. Diese Sehnsucht ist die Wurzel der so genannten<br />

Makrokosmos-Mikrokosmos-Analogie, in die sich der Mensch eingebettet sehen will.<br />

Es bereitet ihm kein Problem, mit diesen h<strong>im</strong>mlischen Mächten einen Bund zu<br />

flechten, ihnen Entscheidungen zu überlassen.<br />

Astrologie war die erste geistige Form der Aneignung der Welt mittels eines<br />

Regelwerks von Naturgesetzen. Die Astrologie beflügelte die Astronomie, diese<br />

ordnete erstmalig die Welt; Hochwasser, Saattermine, Festtage wurden zu Terminen<br />

<strong>im</strong> Jahreskalender. Hermann Wenzel hat den minoischen „Diskos von Phaistos“ als<br />

Planetenkalender entziffert, er hat <strong>des</strong> weiteren nachgewiesen, Runeninschriften<br />

verbergen hinter der sichtbaren Information die Umlaufzeiten verschiedener Gestirne.<br />

Die Astrologie ist nicht allein das Fundament der Astronomie sondern auch der<br />

Alchemie, aus letzterer gingen wiederum die Chemie und die Pharmazie hervor.<br />

Wie man auch <strong>im</strong>mer zur Astrologie steht, als Bestandteil <strong>im</strong> Leben vieler Menschen<br />

ist sie ein bedeutsames kulturelles Phänomen; ob Büfetthelfer oder Börsianer, sie alle<br />

lassen sich gelegentlich von astrologischen Befunden leiten.<br />

Die Astrologin E. Tessier stand dem französischen Präsidenten Francois Mitterrand<br />

zur Seite – Kunde und Ratgeberin, eine Beziehung, sie könnte den Quellentexten<br />

entnommen sein.<br />

Um <strong>Faust</strong> auf die Spur zu kommen, stellt sich die Frage: „Was kann die Astrologie<br />

leisten?“<br />

Eine Frage, die sich 1949 auch der französische Psychologe Michel Gauquelin stellte.<br />

Was er zu Tage förderte, führte zu hässlichen Auseinandersetzungen mit Vertretern<br />

der konkreten Wissenschaften, er erfuhr Missachtung und Kampagnen. Wie einst<br />

Galilei und Mendel konnte auch er seine Beobachtungen nicht mit den bekannten<br />

Naturgesetzen erklären. 1975 unterzeichneten 192 „führende Wissenschaftler“,<br />

darunter 19 Nobelpreisträger, eine Grundsatzerklärung gegen die Astrologie, darin<br />

heißt es: „…wissen wir, wie unendlich klein die Gravitationseffekte sind…einfach ein<br />

Irrtum zu glauben, dass Kräfte ausgehen…“<br />

Professor Luc de Marrè, er war 1972 mit der Arbeit <strong>des</strong> Belgischen Para-Komitees in<br />

Bezug auf den Gauquelin´schen „Mars-Effekt“ beschäftigt, sprang Gauquelin zur Seite:<br />

„Tatsächlich sah sich das Komitee nicht <strong>im</strong>stande, irgendeinen Fehler oder Irrtum in<br />

Herrn Gauquelins Berechnungen oder den von ihm aufgestellten Resultaten zu finden<br />

…“ In der Frühjahrsnummer <strong>des</strong> „Skeptical Inquirer“ von 1983 entschuldigten sich<br />

endlich einige Gegner, Paul Kurtz, George Abell und Marvin Zelen: „Gauquelin hat in<br />

korrekter Art und Weise die Anwesenheit <strong>des</strong> Planeten Mars bei der Geburt berechnet<br />

und demographische und astronomische Faktoren in Betracht gezogen.“<br />

Ausgehend von der Überlegung, dass planetarische Einflüsse bei bekannten Persönlichkeiten<br />

stärker ausgeprägt sein müssten, begann Gauquelin seine Untersuchungen<br />

mit den Daten von 576 französischen Ärzten, die von 1820 bis 1939 in die Akademie<br />

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