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Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

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Es kam zum Bruch mit Petrus, S<strong>im</strong>on Magus setzte die abenteuerlichen Beweise<br />

seiner Omnipotenz fort – begleitet von einem schwarzen Hund sowie einer prallen<br />

Helena, die er <strong>im</strong> Freudenhaus erstanden hat, um mit ihr an seiner Seite Petrus zu<br />

ärgern.<br />

Es folgt der krönende Abschluss seiner lästerlichen Dreistigkeiten: Der erste Flug über<br />

das Marsfeld! Das Publikum drängt sich – vor den Augen <strong>des</strong> Petrus und <strong>des</strong> Kaisers<br />

Nero stürzt S<strong>im</strong>on Magus in den Tod.<br />

„Vater der Häresie“ nannten ihn die Kirchenschriftsteller Irenäus und Eusebius; S<strong>im</strong>on<br />

Magus ist also der „Urketzer“, wobei der Begriff „Ketzer“ erst um 1170 entstand.<br />

Wenn <strong>Faust</strong> sich in die Nachfolge <strong>des</strong> S<strong>im</strong>on Magus stellt, dann sprengt es den<br />

Rahmen seiner üblichen Unbescheidenheiten; <strong>Faust</strong> legte sich alle phantastischen<br />

Geschichten, die sich mit dem Namen S<strong>im</strong>on Magus verbanden, als Mantel um die<br />

Schultern. S<strong>im</strong>on Magus könnte auch sein Idol gewesen sein; der angekündigte Flug<br />

über Venedig, den Manlius notierte, scheint es zu bestätigen. Es könnte sogar<br />

bedeuten, dass <strong>Faust</strong> die christlichen Glaubensvorstellungen bewusst ablehnte,<br />

statt<strong>des</strong>sen sich der Magie zugehörig fühlte.<br />

Der „Urketzer“ S<strong>im</strong>on Magus wäre damit gleichsam auch der „Urfaust“.<br />

Über die Titel und Sprüche, die Trithemius notierte, <strong>Faust</strong>s Verhältnis zu magischmediumistischen<br />

Welten auszuleuchten, es reizt, allerdings hat sich der Mann aus<br />

Knittlingen die Tore zwischen Wahrheit, Werbung und Selbstdarstellung stets weit offen<br />

gehalten.<br />

*<br />

„…wer aber weissagt, der erbaut die Gemeinde.“ (1. Korinther 14,4)<br />

Praecognition, Hellsehen oder Prophetie sind Begriffe deren inhaltliche Bedeutungen<br />

miteinander verschw<strong>im</strong>men. In der nachfolgenden Darstellung sei mit dem Begriff<br />

Prophetie die fortlaufende Schau einer einzelnen Person, also eines Propheten, auf<br />

große Welterereignisse verstanden.<br />

Mit „Magister Georg Sabellicus“ stellte sich <strong>Faust</strong> in die Nachfolge der Sabiner, sie<br />

wurden der Kunst der Weissagungen gerühmt. Als Prophet stellte er sich Prior Leib<br />

vor und als einer der Künste <strong>Faust</strong>s wird <strong>im</strong> „Index Sanitatis“ von „Visiones <strong>im</strong>m<br />

Christal“ berichtet. Das sind drei Quellentexte, die uns erzählen, <strong>Faust</strong> hätte sich der<br />

Kunst der Prophetie, der Visionen gerühmt.<br />

Immerhin, möchte man schon beinahe sagen, doch selbst wenn es durch weitere<br />

Quellen bestätigt würde, aus <strong>Faust</strong> würde dennoch kein Prophet. Schlicht <strong>des</strong>halb,<br />

weil die Wahrscheinlichkeit gegen ihn spricht. Der Hinweis <strong>im</strong> Manlius-Text: „vnd sagte<br />

viel verborgen ding“, ändert nichts daran.<br />

Propheten sind zu allererst in der Bibel zu Hause.<br />

Bis heute gibt es keinen einzigen Fall von Zukunftsschau, und erst recht nicht das<br />

Leben eines Propheten, das wissenschaftlich dokumentiert wurde, obgleich seit 1890<br />

seriöse Wissenschaftler parapsychologische Phänomene erforschen.<br />

Dennoch treten <strong>im</strong>mer wieder Personen ins Rampenlicht, die sich ihrer Visionen<br />

rühmen und auch Gehör finden. Dass sie Gehör finden, setzt allerdings voraus, dass<br />

ein deutlicher Prozentsatz der Bevölkerung zutiefst verunsichert ist. Ein Prophet zur<br />

Unzeit ist ein „Depp“, st<strong>im</strong>mt dagegen sein T<strong>im</strong>ing, fressen ihm die Menschen aus der<br />

Hand.<br />

Die tiefe Verunsicherung in den Jahrzehnten vor dem großen Bauernkrieg, vor Luther,<br />

die irrationalen Auswüchse jener Zeit – <strong>Faust</strong>s dreiste Reden sind ein Teil davon, das<br />

alles ist uns näher, als wir annehmen. Es schläft unter der Oberfläche unserer<br />

vermeintlich aufgeklärten Gegenwart.<br />

Die nachfolgenden Seiten beziehen sich nicht auf das späte Mittelalter, sondern auf<br />

die zweite Hälfte <strong>des</strong> letzten Jahrhunderts; sie dürfen nachdenklich machen.<br />

Anfang der siebziger Jahre machte in der BRD ein Seher, ein gewisser Hanussen, von<br />

sich reden. Er stellte sich in die Nachfolge jenes Hanussen, der am 25. März 1933 von<br />

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