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Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

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Dass es jedoch um Rebellion geht, lässt sich aus den belegten Volksbewegungen in<br />

Italien schließen, auch daraus, dass die republikanische Bewegung der Arnoldisten zu<br />

den Ketzern gerechnet werden sowie aus der Abfolge der Ereignisse selbst.<br />

Anmerkung meines Historikers: „Man kann „Rebellion“ nicht gegen „Ketzerei“<br />

ausspielen, da bei<strong>des</strong> <strong>im</strong> damaligen Zeitgeist untrennbar miteinander verbunden war.<br />

“Rebellion“ drückte sich gerne in religiösen Begriffen aus, da säkulare Formulierungen<br />

noch kaum zu Gebote standen.“<br />

Der Griff <strong>des</strong> 4. Laterankonzils <strong>im</strong> Jahr 1215 nach Folter und Feuer war ein Griff zum<br />

allerletzten Mittel, mit dem sich die Kirche allerdings endgültig außerhalb der Lehre<br />

Jesu stellte. Dessen war man sich selbstredend <strong>im</strong> Vatikan bewusst, man hatte nicht<br />

vergessen, dass Papst Nikolaus I. einst um 860 dem Fürsten der Bulgaren geschrieben<br />

hatte, die Folter sei nicht einzusetzen, ein solches Verfahren verstoße gegen alles<br />

göttliche und menschliche Gesetz.<br />

Die Einführung der Folter - ein vielfach bedenklicher Schritt, bei dem es obendrein<br />

keine Gewissheit gab, ob damit der Feldzug gegen die Ketzer erfolgreich zu Ende<br />

geführt werden könne. Von daher schien es geraten diesen Beschluß allein durch die<br />

Bischöfe <strong>des</strong> 4.Laterankonzils, also quasi halbamtlich fassen zu lassen.<br />

Mit der Bulle „Ad extirpanda“ <strong>im</strong> Jahr 1252 ordnet der Papst die innerkirchlichen<br />

Machtverhältnisse; er n<strong>im</strong>mt den Bischöfen die Befugnisse bei der Bekämpfung von<br />

Ketzern und erklärt sie zu seiner alleinigen Sache. Er allein hat nun das Recht,<br />

Inquisitoren zu ernennen und zu instruieren.<br />

Er n<strong>im</strong>mt das Instrumentarium römischer Caesaren, einst angewandt zur Beweisfindung<br />

bei Staatsverbrechen und Hochverrat, in seine Hände. Über das Recht, die<br />

Inquisitoren zu ernennen und sie zu instruieren, erhält er die Möglichkeit direkt in die<br />

weltlichen Fürstentümer hinein zu greifen, Ketzerei ist eine Sache <strong>des</strong> Glaubens. Da er<br />

in dieser Sache die höchste Autorität ist, kann er auch die Rechte der Bischöfe<br />

beschneiden und in deren Territorien hineingreifen.<br />

Konrad von Marburg ist ermordet, die Spannungen und Anfeindungen auf<br />

inquisitorischem Weg zu unterdrücken ist nicht möglich.<br />

Zwei Jahre später, 1235, wird die Blutlüge, der Vorwurf <strong>des</strong> Ritualmords, gegen die<br />

Juden wieder aktuell.<br />

Abgesehen von der römischen Christenverfolgung, ist der erste neuere Fall 1146 <strong>im</strong><br />

englischen Norwich dokumentiert, von England lief die Blutlüge als Psychose über<br />

Frankreich, Italien, nach Deutschland und hatte – zumin<strong>des</strong>t vorläufig – 1199 in Erfurt<br />

geendet.<br />

1235 werden in Lauda und Bischofshe<strong>im</strong> erneut Angehörige der jüdischen Gemeinden<br />

<strong>des</strong> Ritualmords beschuldigt, gefoltert und verbrannt. In Fulda werden 32 Juden <strong>des</strong><br />

Ritualmords bezichtigt – zufälliger Weise sind auch Kreuzfahrer in der Stadt, ohne den<br />

Prozess abzuwarten, erschlagen sie die Beschuldigten.<br />

Das Märlein, Juden begehrten durch Christi Blut, <strong>im</strong>mer neues Christenblut, läuft<br />

erneut durch Deutschland und mit dem Märlein läuft der Mord.<br />

Im Juli 1236 verbietet Kaiser Friedrich II. einem jeden, die verleumderische Anklage zu<br />

wiederholen. 1247 wenden sich die verzweifelten Juden schließlich an den Papst. Der<br />

Papst schreibt am 5. Juli 1247 an die Erzbischöfe und Bischöfe in Deutschland: „Wir<br />

haben die flehentliche Klage der Juden vernommen, dass manche kirchliche und<br />

weltliche Würdenträger, wie auch sonstige Edelleute und Amtspersonen in euren<br />

Diözesen gottlose Anklagen gegen die Juden erfänden, um sie aus diesem Anlass<br />

auszuplündern … Diese Männer scheinen vergessen zu haben, dass es gerade die<br />

alten Schriften der Juden sind, die für die christliche Religion Zeugnis ablegen. … Du<br />

sollst nicht töten! … Wird irgendwo die Leiche eines von unbekannter Hand getöteten<br />

Menschen gefunden, so wirft man sie den Juden zu. … beraubt sie in gottloser und<br />

ungerechter Weise … Hungerqualen … Tortur … schmachvollen Tode … Da Wir die<br />

Juden, deren Bekehrung Gott in Seiner Barmherzigkeit noch <strong>im</strong>mer erwartet, nicht<br />

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