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Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

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Niederschlag fand, statt<strong>des</strong>sen allein Melanchthons Auskunft über ein Dorf <strong>im</strong><br />

Württemberger Land stereotyp wiederholt wurde.<br />

Zwar darf man recht sicher sein, es wurden Dokumente entsorgt, gewiss spielte auch<br />

der Respekt vor dem großen Melanchthon und <strong>des</strong>sen Ausführungen über <strong>Faust</strong>, wie<br />

von Manlius festgehalten, eine bedeutsame Rolle, und unzweifelhaft verlief mit dem<br />

Religionsfrieden von 1555 nicht nur eine Bekenntnisgrenze, sondern auch eine geistige<br />

Mauer durch Deutschland – der Austausch von Meinungen und Informationen<br />

zwischen den Gebildeten kam zum Erliegen, die Erörterung gegensätzlicher religiöser<br />

Standpunkte wurde sogar verboten, doch dass selbst Lerche<strong>im</strong>er, dem doch so viel an<br />

getreuen Ortsangaben lag, nicht von Staufen schreibt, es erzeugt Missmut, es lässt<br />

unbefriedigt.<br />

*<br />

Vorsicht! <strong>Faust</strong>-Falle!<br />

In die Reihe der Indizien stellte ich einen Text, der von der regulären <strong>Faust</strong>forschung<br />

nicht als Indiz angesehen wird. Es handelt sich um einen handschriftlichen Eintrag in<br />

einem Buch, die Unterschrift kann mit etwas Fantasie als „<strong>Faust</strong>“ gelesen werden;<br />

vielleicht kommen <strong>Faust</strong>enthusiasten gerade <strong>des</strong>halb so gerne auf dieses Buch zu<br />

sprechen. Es wurde bei einer Hausrenovierung in Staufen von einer Angela Ehret<br />

gefunden; es handelt sich dabei um zwei Bücher, die zu einem Buch gebunden<br />

wurden.<br />

Der „QUADRANS APIANI“ von Ordinarius Petrus Apianus, 1532 in Ingolstadt<br />

gedruckt, er behandelt Astronomie und Astrologie in lateinischer Sprache. Das zweite<br />

Buch ist von Sebastian Münster, gedruckt in Basel 1537, es handelt von der Sonne<br />

und Sonnenuhren, geschrieben in deutscher Sprache.<br />

Der Exlibris-Vermerk besagt: das Buch wurde 1537 in Freiburg von einem Nicolai von<br />

der Stroß aus Basel erworben.<br />

Gegenüber der Titelseite <strong>des</strong> älteren Buchs, <strong>des</strong> „QUADRANS APIANI“, findet sich mit<br />

Tinte geschrieben: „Zwanzig, zwanzig Jahr nahist wan“, (Zwanzig, zwanzig Jahre<br />

sind`s gewesen.)<br />

Der Satz macht verständlicher Weise stutzig, er hat etwas Grüblerisches, er klingt<br />

traumverloren.<br />

Man sieht sich gedrängt, den Eintrag sowie die übrigen Details zu bedenken.<br />

Die Unterschrift lässt sich in etwa als „<strong>Faust</strong>“ lesen, also geht es um <strong>Faust</strong>. Der Inhalt<br />

<strong>des</strong> „QUADRANS APIANI“ betrifft Astronomie und Astrologie, das passt ebenfalls zu<br />

<strong>Faust</strong>. Ausgehend von der Möglichkeit, dass der „QUADRANS APIANI“ noch <strong>im</strong> Jahr<br />

1536 in <strong>Faust</strong>s Besitz war, bevor er 1537 um ein Buch erweitert und an Nicolai Stroß<br />

verkauft wurde, rechne man jene genannten 20 Jahre rückwärts, man stößt auf das<br />

Jahr 1516. Der bekannte Teufelspakt auf 24 Jahre kommt in den Sinn, folglich 1516<br />

plus 24, man erhält das Jahr 1540. Phantastisch!<br />

Denn die Z<strong>im</strong>merische Chronik von 1564-1566, ein Indiz, berichtet: „ …Es ist auch<br />

umb die zeit (<strong>des</strong> Reichstags zu Regensburg, 1541) der <strong>Faust</strong>us zu oder doch nit weit<br />

von Staufen, dem stettlin <strong>im</strong> Breisgew, gestorben.“<br />

Auf die Angabe „umb die zeit“ wird noch eingegangen werden.<br />

Weiter heißt es in der Z<strong>im</strong>merischen Chronik: „Die büecher, die er verlasen, sein dem<br />

herren von Staufen, in <strong>des</strong>sen herrschaft er abgangen, zu handen worden.“<br />

Na, also! In Staufen wurde der „QUADRANS APIANI“ schließlich auch gefunden.<br />

Nun die letzte Frage: Was hat es mit dem Jahr 1516 auf sich?<br />

Die kreisenden Gedanken bleiben am „Verzeichnis der Maulbronner Äbte“ hängen.<br />

„Johannes Entenfuß de Elvishe<strong>im</strong>, electus a(nn)o 1521, + d. 4ten Februar. 1525,<br />

iß Dr. <strong>Faust</strong>en deß Zeuberers Collega gewesen, welcher diesen Abbt zu Maulbronn<br />

besucht.“<br />

Als Besuchsjahr wird <strong>im</strong> Jahr 1752 von Christian Friederich Sattler „um 1516“ genannt.<br />

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