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Faust im Visier des Geheimdienstes (PDF) Neufassung

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ichtig. Seinen Visionen liegen also die Themen jener Jahre sowie Wahrscheinlichkeitssannahmen<br />

zu Grunde.<br />

Hanussen war auch ein kleiner Fernsehstar. In seinem Erfolg spiegelt sich die<br />

seinerzeitige tiefe Verstörung der konservativen Bevölkerung wieder:<br />

Willy Brandt amtierte als Bun<strong>des</strong>kanzler, es gab Drogen, Hippies und die RAF.<br />

Hanussen bestätigte diese Menschen in ihrer Unheilserwartung, gleichzeitig tröstete er<br />

sie: „Ich sehe, dass die beiden Parteien SPD und FDP <strong>im</strong>mer mehr an Einfluss<br />

verlieren.“ Auch mit dieser Vision konnte er wenig falsch machen, Regierungsparteien<br />

wechseln gelegentlich.<br />

Wie kam es, dass Hanussen behaupten konnte, er hätte den Anschlag auf die<br />

Sommer-Olympiade in München von 1972 vorhergesagt? Dazu aus seinem Buch:<br />

„Seine Kraft, Dinge <strong>im</strong> Voraus zu sehen, wird in diesen Stunden zum Fluch. Denn wie<br />

kann Hanussen der Welt erklären, dass sich dieses Massaker einstellen wird…<br />

Hanussen lässt in den nächsten Tagen nichts unversucht. Italienische und<br />

französische Zeitungen berichten über seine düsteren Prognosen. Doch niemand will<br />

diese Erklärung richtig ernst nehmen, die Angst vor den Konsequenzen ist zu groß.<br />

Schließlich berichtet eine seriöse Düsseldorfer Zeitschrift über Hanussens<br />

Warnungen: „Extreme politische Gruppen und einzelne Gangster lösen mit<br />

verbrecherischen Anschlägen Polizeiaktionen aus. Es wird zahlreiche Gewaltakte<br />

geben. In dieser turbulenten Zeit kommt es zu einer spektakulären Entführung. Die<br />

Polizei wäre gut beraten, alle nur möglichen Sicherheitsvorkehrungen zu treffen.“ Doch<br />

die Polizei und die Verantwortlichen unternehmen nichts…“<br />

Kurz, Hanussen kann keine Zeitung mit Namen und Ausgabedatum nennen und somit<br />

belegen, dass er eine Vorwarnung gab. Er behauptet es <strong>im</strong> Nachhinein.<br />

Die Behauptung allein reichte freilich nicht, es brauchte eine breite Bevölkerungsschicht,<br />

die an einem Propheten Halt suchte; der Verstand war hinter das Bedürfnis zu<br />

glauben zurück getreten.<br />

Boulevardzeitungen wollen interessant sein, Hanussen betreute die einschlägigen<br />

Rubriken: „Hanussen tippt Lottozahlen“, „Ihr persönliches Hanussen-Horoskop!“<br />

Und sie brauchen kleine nette Artikel:<br />

„Europas größte Tageszeitung, Auflage über vier Millionen Exemplare (in jener Zeit), in<br />

einem Test über Hanussen: „Schweigen auch Sie“ beschwört er das Mädchen Rita,<br />

die er noch nie zuvor gesehen hat. Die Suggestivkraft <strong>des</strong> Hellsehers lässt sie<br />

verstummen. Hanussen schaut ihr in die Augen … „Sie gehen auf den Strich“, sagt er<br />

schließlich. „Und Ihr Freund profitiert davon… 1972 sind Sie geschieden worden. Sie<br />

hatten einen brutalen Mann … er hat Sie geschlagen. Mein Gott, Sie hatten ja schon<br />

Mordgedanken!“ Das Mädchen Rita starrt ihn an: „Es st<strong>im</strong>mt alles…“ flüstert sie.“<br />

Hanussen war noch kein Star, als Jeane Dixon längst den Beweis geliefert hatte, dass<br />

der gesammelte Unfug geradezu beliebig potenzierbar ist.<br />

Es wurde bereits festgestellt, was <strong>Faust</strong> laut Trithemius-Brief der Welt ins Gesicht<br />

schleuderte – auch wenn es keine Prophezeiungen waren, es macht Kopfschütteln.<br />

Was Jeane Dixon <strong>im</strong> 20. Jahrhundert der Welt überkippte, es macht perplex.<br />

Ihr „Leben und Prophezeiungen“ wurde 1969 <strong>im</strong> Turm-Verlag verlegt. Obgleich sie<br />

sich als „Botschafterin der Zukunft“ und „nichts als eine Mittlerin“ bezeichnet, sich<br />

dabei auf „Visionen, telepathische Übermittlungen oder Vorahnungen“ beruft, lässt das<br />

Buch bisweilen darüber <strong>im</strong> Unklaren, ob sie eine Befürchtung äußert oder ob es sich<br />

dabei um eine Vision handelt.<br />

Einige ihrer Prophezeiungen, entnommen aus „Leben und Prophezeiungen“:<br />

„Sowohl in Korea als auch in Vietnam sehe ich Tod und Zerstörung sich zur<br />

mörderischen Ekstase fortsteigern. Solange die Sowjets die Einverleibung Westdeutschlands<br />

nicht abgeschlossen haben, werden sie die USA in Südostasien zu<br />

beschäftigen wissen; doch auch in Peru und in den lateinamerikanischen Ländern,<br />

damit die USA ihre Truppen aus Europa abziehen.<br />

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